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:5<5 Aus den Jugend-Erinnerungen des quiescirten Speisewirths Moltenhauer

in Bürgel bei Jena.

„Na, da will ich Euch denn nun noch emal erzählen,
wie ich mit'n General von Möllendorf bekannt worden bin.

'S war, glob' ich, Anno 6, ich war dazemal Markör
im Grünenbohm in Jena un mcr hatten schon mehrcmals Ein-
quartirnng gehabt, da kam eenes Nachmittags der General von
Möllendorf, der bei de Preißen stand und kriegte denn e Zim-
mer in der ersten Etasche. 'S Abendessen ließ er sich 'nuf-
bringcn nf de Stube un 'n andern Morgen mit'n Früh'sten,
wie ich 'n de Klccder wollte auskloppen, war er schon fir un
fertig angczogen und ich mußt 'n nur 'n Rock uf'n Leibe was

'naus ging — haha, dacht' ich, das is de Schlacht bei Jena,
aber sagen that ich kce Wort, denn im Kriege muß mer sich
teufelmäßig in Acht nehmen. Zwei Tage d'rnf grgcn Abend
in schönstem Regenwetter, wer kam angefahren? Mei General von
Möllendorf. Er saß uf en klccnc» Rollwagen, hatte cn Ma-
teng an un machte e Gesichte wie zehn Teufel. Naß war er
dcrzu wie 'ne gebad'te Maus un voll Dreck. „Na," dacht'
ich, „das gibt morgen Früh c schecnes Recnemachcn!" Aber ich
ließ mer »ischt merken und sahte ganz freundlich:

anSbärschcn. Wie ich da drüber war, saht' ich so gesprächs-
weise zu'n:

„Na, Herr General", saht ich, „wozu gcht's 'n, wenn
mer fragen därf?"

„Lnwi," saht' der General d'rnf, „wenn Du's Maul
halten kannst, will ich Dersch im Vertrauen sagen: mer gch'n
über Köstritz an de Saale un liefern de Schlacht bei
Jena. Aber das bleibt hübsch unter uns, Luwi," saht' er.

„Hören Se," saht' ich d'ruf, „ich will Se was sagen,
nehmen Sc sich e Bissel in Acht, Herr General, de Franzosen
sin Ludersch."

„Luwi", saht' er, „nimm mersch nich übel, aber e riesiger
Schaskopp biste."

Un dabermit setzte er sich in seine vicrspännigtc Ertrapost
und fuhr dcrvon. Ich dachte bei mcr, „loof nur hin", aber
sagen that ich nischt.

'S war ungefähr fünf Tage d'ruf, da hörte mcrich
Schießen ganz un gar deutlich, wenn mer vorsch Schloßthvr

Ei, schön guten Abend, Herr General, wie geht Se's
denn? Hübsch naß geworden, nu wer hat 'n nu recht gehabt
von wegen de Franzosen?" Denn derweil hatte mersch ja schon
erfahren, daß sc Kloppe gekriegt hatten. Aber da kam ich
schone an.

„Luwi", saht er ganz wüthcnd un machte eene Faust dcrzu,
daß ich mit 'n Gesichte eene Elle zurückfuhr, „wenn mer gute
Freunde bleiben sollen, da halt Dei verfluchtes Maul!"

Un so ging er mit eener langen Wasserbahne, die er hin-
ter sich machte, wieder 'nauf in sei' altes Zimmer un sahte
! kce Wort, als wie: „Calmus." Wie er nu so eilig e halb
1 Mandel von der Sorte zu sich genommen hatte, wurd' er was
freundlicher, that seine Schnupftabaksdose 'raus, nahm eene
große Prise, ließ mich ooch schnupfen, un sahte nach eener
klecnen Weile:

„Luwi," saht' er, „wenn ich Dir gefolgt wär', batten
mer die Schlacht bei Jena ooch nich verloren."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Aus den Jugend-Erinnerungen des quiescirten Speisewirths Mollenhauer in Bürgel bei Jena"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

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Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

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Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Militär <Motiv>
Regenschirm
Dienstbote <Motiv>
Regen <Motiv>
Hotelzimmer
General
Karikatur
Gespann <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 605, S. 36

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