Die Nachhilfe.
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Herr und Madame Simwackel, Wirthsehcleute vonGroß-
schmalzhauscn, beschließen, nachdem zuvor das Gutachten des
Pfarrers eingeholt ist, ihren ehelichen Sohn, Johann Simwackel,
da er das gescheidtcste Kind in der Gemeinde ist, studiren zu
laffen und schicken ihn dcßhalb in die nächste Lateinschule, allwo
Johannes Simwackel, lediger Bauernsohn von Großschmalzhau-
sen, Gerichts Schmirbach, bei Profeffor Schnudinger in die
Lehre tritt.
Wieder vier Wochen später kommt Madame Simwackel
in die Wohnung des Professors Schnudinger. Letzterer frägt
noch geschwinde seine Frau, ob noch Schmalz vorhanden sei
und nachdem er erfahren, daß es bald zu Ende gehe, taucht
er mit etwas unzufriedener Miene am Horizonte der Madame
Simwackel auf. Er bedauert sehr, nichts Erfreuliches mitthei-
len zu können, da Johann wieder nachlässiger werde, ein Um-
stand, der Madame Simwackel bestimmt, wieder kräftige Nach-
hilfe zu schicken.
Nach vier Wochen erkundigt sich Madame Sim-
wackcl um das fortgängliche Befinden ihres Sohnes.
Professor Schnudinger. „Ach, Madame Sim-
wackel, freut mich, daß ich Sie wieder sehe. Ja, Ihr
Sohn, der Johann, der braucht tüchtige Nachhilfe,; 's will nicht
recht gehen! Thu' mich recht schwer mit ihm."
Madame Simwackel empfiehlt sich und verspricht baldigste
Nachhilfe. Zwei Tage darauf langt vor der Wohnung des
Professors als Hauslehrer ein stämmiger Bursche vom Lande
mit der Nachhilfe, bestehend in Butter, Eier, Schmalz re. re.
| glücklich an.
Beim Jahresschlüsse versichert Professor Schnudinger, nur
mächtige Hilfe könne Johann in die nächst höhere Klasse be-
fähigen, wcßhalb ein Paar Tage später ein schwer belasteter
Wagen vor des Professors Wohnung landet, mittelst dessen der
hoffnungsvolle Junge in die nächsthöhere Klasse bugsirt wird.
Schließlich empfiehlt Herr Professor den Johann seinem Colle-
gcn, dem Professor vr. Schofclius, auf's wärmste als einen
Schüler, der von Hause aus schmalzige Nachhilfe hat.
Endlich ist glücklich die Universität erreicht, und Johann
studirt, wie begreiflich, Jurisprudenz. Obgleich ihm ein Paar
Male etwas Menschliches begegnet, so hat er sein Ziel dennoch
erreicht und sitzt freudestrahlend in Mitte des Mahles, das
ihm zu Ehren von seinen Eltern gegeben wurde.
„Ja, ja, ja", begann Herr Simwackel sen., „wenn mein
Herr Sohn nicht die „Nachhilfe" vom Hauö aus g'habt hätt',
wär' er das nie 'worden, was er jetzt is."
Nach vier Wochen fragt Madame Simwackel wieder »ach.
Der Professor reibt sich ganz schmalzig die Hände, und vcr- ! _ ^
sichert, er sei sehr zufrieden, Johann solle nur so fortfahren, j
bei dieser guten Nachhilfe könne es nicht fehlen.
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Herr und Madame Simwackel, Wirthsehcleute vonGroß-
schmalzhauscn, beschließen, nachdem zuvor das Gutachten des
Pfarrers eingeholt ist, ihren ehelichen Sohn, Johann Simwackel,
da er das gescheidtcste Kind in der Gemeinde ist, studiren zu
laffen und schicken ihn dcßhalb in die nächste Lateinschule, allwo
Johannes Simwackel, lediger Bauernsohn von Großschmalzhau-
sen, Gerichts Schmirbach, bei Profeffor Schnudinger in die
Lehre tritt.
Wieder vier Wochen später kommt Madame Simwackel
in die Wohnung des Professors Schnudinger. Letzterer frägt
noch geschwinde seine Frau, ob noch Schmalz vorhanden sei
und nachdem er erfahren, daß es bald zu Ende gehe, taucht
er mit etwas unzufriedener Miene am Horizonte der Madame
Simwackel auf. Er bedauert sehr, nichts Erfreuliches mitthei-
len zu können, da Johann wieder nachlässiger werde, ein Um-
stand, der Madame Simwackel bestimmt, wieder kräftige Nach-
hilfe zu schicken.
Nach vier Wochen erkundigt sich Madame Sim-
wackcl um das fortgängliche Befinden ihres Sohnes.
Professor Schnudinger. „Ach, Madame Sim-
wackel, freut mich, daß ich Sie wieder sehe. Ja, Ihr
Sohn, der Johann, der braucht tüchtige Nachhilfe,; 's will nicht
recht gehen! Thu' mich recht schwer mit ihm."
Madame Simwackel empfiehlt sich und verspricht baldigste
Nachhilfe. Zwei Tage darauf langt vor der Wohnung des
Professors als Hauslehrer ein stämmiger Bursche vom Lande
mit der Nachhilfe, bestehend in Butter, Eier, Schmalz re. re.
| glücklich an.
Beim Jahresschlüsse versichert Professor Schnudinger, nur
mächtige Hilfe könne Johann in die nächst höhere Klasse be-
fähigen, wcßhalb ein Paar Tage später ein schwer belasteter
Wagen vor des Professors Wohnung landet, mittelst dessen der
hoffnungsvolle Junge in die nächsthöhere Klasse bugsirt wird.
Schließlich empfiehlt Herr Professor den Johann seinem Colle-
gcn, dem Professor vr. Schofclius, auf's wärmste als einen
Schüler, der von Hause aus schmalzige Nachhilfe hat.
Endlich ist glücklich die Universität erreicht, und Johann
studirt, wie begreiflich, Jurisprudenz. Obgleich ihm ein Paar
Male etwas Menschliches begegnet, so hat er sein Ziel dennoch
erreicht und sitzt freudestrahlend in Mitte des Mahles, das
ihm zu Ehren von seinen Eltern gegeben wurde.
„Ja, ja, ja", begann Herr Simwackel sen., „wenn mein
Herr Sohn nicht die „Nachhilfe" vom Hauö aus g'habt hätt',
wär' er das nie 'worden, was er jetzt is."
Nach vier Wochen fragt Madame Simwackel wieder »ach.
Der Professor reibt sich ganz schmalzig die Hände, und vcr- ! _ ^
sichert, er sei sehr zufrieden, Johann solle nur so fortfahren, j
bei dieser guten Nachhilfe könne es nicht fehlen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nachhilfe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 611, S. 87
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg