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Ritter Kuno und sein Gewissen.
Gewissen.
Kuno, erkennst du mich?
Kuno (sich auf die Brust schlagend).
Sei still! verhaßt ist deine Stimme mir!
(Er schläft ein.)
Gewissen.
Ueb' immer Treu' und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
lind weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.
(Der Vorhang fällt.)
'fünfte r II si t.
Erste Scene.
Der Ritter schläft im Armsessel. Kurt stürzt mit der Laterne herein.
Kurt.
O Jemine! hils Himmel! Feurjo!
Mir ist, als skünd' die ganze Welt in Flammen!
Erwacht, Herr Ritter! Eurer Tochter Mord
Ihr, Ihr habt ihn aus Eurer Seele lasten!
Kuno (auffahrend).
Was krächzt der graue Rabe' mir in's Ohr?
Kurt.
So wisset, Herr — erlaubt, daß ich mich setze,
Ich fühle, meine Sterbestunde naht,
Der Todesschreckcn lähint mir alle Glieder —
Dem Flehen Eurer Tochter widersteh'»,
Ich alter Mann, ich könnt' es nimmermehr,
Ich gab den Schlüssel ihr zum Burgverlies,
Noch eimnal wollte Lebewohl sie sagen!
(Er schluchzt.)
Kuno.
Nun weiter! weiter! laß dein weibisch Schluchzen!
K u r t.
llnd als ich nun die Pforte aufgeschlossen
Und sie ihm in die, Arme sank mit Weinen,
Da hört' ich, als ich eben wollte geh'»,
Denn nicht geziemt es, Liebende zu stören,
Wie Edelbert rief: „Bringt inan mir zu essen?"
„„Nicht Speise bring' ich, bringe nur mich,
selber!""
So flüsterte Bianka, doch der Knappe —
Kuno (sich an die Stirne schlagend).
O Himmel, hilf! was werd' ich hören müssen!
Kurt.
Der Knappe von dem Durst und langen Hunger
Verwildert und vcrthiert zur Soldateska,
Biß in den Hals sic eh' ich's wehren konnte,
Und fraß sie auf! Zur Hölle sandt' ich ihn!
(Man hört einen Tranermarsch in der Ferne.)
Doch was bedeutet dieser ernste Zug?
Kurt.
Sie bringen Deiner Tochter blut'gen Zopf!
(Kuno erwacht aus seiner Erstarrung, ergreift den Zopf Bianka's und
betrachtet ihn wehmüthig.)
Gewissen.
O Kuno, sich', so rächt sich dein Verbrechen,
Nie soll man einen Knappen hungern lassen!
(Der Eramit und der Knappe tragen mit feierlichen Schritten den Zopf Bianka's
und legen ihn vor Kuno nieder.)
Ritter Kuno und sein Gewissen.
Gewissen.
Kuno, erkennst du mich?
Kuno (sich auf die Brust schlagend).
Sei still! verhaßt ist deine Stimme mir!
(Er schläft ein.)
Gewissen.
Ueb' immer Treu' und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
lind weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.
(Der Vorhang fällt.)
'fünfte r II si t.
Erste Scene.
Der Ritter schläft im Armsessel. Kurt stürzt mit der Laterne herein.
Kurt.
O Jemine! hils Himmel! Feurjo!
Mir ist, als skünd' die ganze Welt in Flammen!
Erwacht, Herr Ritter! Eurer Tochter Mord
Ihr, Ihr habt ihn aus Eurer Seele lasten!
Kuno (auffahrend).
Was krächzt der graue Rabe' mir in's Ohr?
Kurt.
So wisset, Herr — erlaubt, daß ich mich setze,
Ich fühle, meine Sterbestunde naht,
Der Todesschreckcn lähint mir alle Glieder —
Dem Flehen Eurer Tochter widersteh'»,
Ich alter Mann, ich könnt' es nimmermehr,
Ich gab den Schlüssel ihr zum Burgverlies,
Noch eimnal wollte Lebewohl sie sagen!
(Er schluchzt.)
Kuno.
Nun weiter! weiter! laß dein weibisch Schluchzen!
K u r t.
llnd als ich nun die Pforte aufgeschlossen
Und sie ihm in die, Arme sank mit Weinen,
Da hört' ich, als ich eben wollte geh'»,
Denn nicht geziemt es, Liebende zu stören,
Wie Edelbert rief: „Bringt inan mir zu essen?"
„„Nicht Speise bring' ich, bringe nur mich,
selber!""
So flüsterte Bianka, doch der Knappe —
Kuno (sich an die Stirne schlagend).
O Himmel, hilf! was werd' ich hören müssen!
Kurt.
Der Knappe von dem Durst und langen Hunger
Verwildert und vcrthiert zur Soldateska,
Biß in den Hals sic eh' ich's wehren konnte,
Und fraß sie auf! Zur Hölle sandt' ich ihn!
(Man hört einen Tranermarsch in der Ferne.)
Doch was bedeutet dieser ernste Zug?
Kurt.
Sie bringen Deiner Tochter blut'gen Zopf!
(Kuno erwacht aus seiner Erstarrung, ergreift den Zopf Bianka's und
betrachtet ihn wehmüthig.)
Gewissen.
O Kuno, sich', so rächt sich dein Verbrechen,
Nie soll man einen Knappen hungern lassen!
(Der Eramit und der Knappe tragen mit feierlichen Schritten den Zopf Bianka's
und legen ihn vor Kuno nieder.)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ritter Kuno und sein Gewissen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 26.1857, Nr. 617, S. 130
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg