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Schlecht verbessert.
Sentimentale Jurisprudenz.
Der Bürgermeister von Dickenbauch,
Einst Lehrer des Iunghcrrn, geladen ist auch.
Der sinnet und sinnet nach einem Spruch,
Ihn dem Prinzen zu bringen würdig genug;
Er erhebt sich endlich — mit stotterndem Mund
Fordert ans er die glänzende Tasclrund,
Zu trinken des Prinzen durchlauchtigstes Wohl,
Mit dem Wunsch, daß dcnThron bald besteigen er soll!"
Da ist es heraus — nun bedenkt er erst jetzt,
Daß solch' Wunsch den König, den Vater, verletzt,
Und daß ihm damit in kürzester Frist
Der Tod, ja das Schlimmste, voliret ist;
D'rum, gefaßt im Moment, schließt er salbungsvoll:
„Was gnädigst der Himmel verhüten woll'!"
Sentimentale Jurisprudenz.
(Fortsetzung.)
Noch ist nicht Kunde gedrungen
Zu der Geschwister Schaar,
Da sind sie schon umgekommen
In gleicher Todesgefahr.
Die Großmutter und die Mutter,
Ein Oheim weiblicher Scits,
Und Alles, was mitgcsahren,
Verstarb intestato bereits.
Wer wird zuerst nun gestorben,
Wer Erbe geworden sein?
Zch weiß nicht, was soll ich vcrmuthen,
Es fällt mir gar nichts ein.
Ich möchte mich schier zergrämcn
Lb diesem schwierigen Fall,
Doch hat mir der Prätor geholfen,
Der brave Mann, überall.
Es ziehet ein Schifflcin leise
Hinunter die Wogenstuth,
Der Abend auf den Gewässern
Gar melancholisch ruht.
Keine Seele ahnet was Arges
In dieser Dämmerung,
Da saßet ein Strudel die Barke
Und dreht sie mit wirbelndem Schwung.
Kein Seewurf hilft, kein Schreien,
O Graus, o Saus und Braus,
Versunken ist Kind und Kegel,
Ertrunken Mann und MauS.
Schon ist dem Vater verloren
Der Suus, weh und ach,
Das machte, daß sein Herze
Zu gleicher Stunde brach.
Der Prätor, schlicht und weise,
Er hilft, so oft er kann,
Er wendet den Grundsatz vom Unkraut
Cum grano salis an.
Lied.
Auf einem kühlen Grunde
Da liegt eine Servitut,
Besitzer ist verschwunden
Und aller Usus ruht.
Als ein Verschwender reisen
Thut er in weiter Welt,
Und kann nichts mehr beweisen,
Als er sich wicd'rum stellt.
Zwei Eide sind schon geschworen,
Der kühle Grundherr lacht,
Es geht der Prozeß verloren —
Die Scrvitus nimmer erwacht.
Schlecht verbessert.
Sentimentale Jurisprudenz.
Der Bürgermeister von Dickenbauch,
Einst Lehrer des Iunghcrrn, geladen ist auch.
Der sinnet und sinnet nach einem Spruch,
Ihn dem Prinzen zu bringen würdig genug;
Er erhebt sich endlich — mit stotterndem Mund
Fordert ans er die glänzende Tasclrund,
Zu trinken des Prinzen durchlauchtigstes Wohl,
Mit dem Wunsch, daß dcnThron bald besteigen er soll!"
Da ist es heraus — nun bedenkt er erst jetzt,
Daß solch' Wunsch den König, den Vater, verletzt,
Und daß ihm damit in kürzester Frist
Der Tod, ja das Schlimmste, voliret ist;
D'rum, gefaßt im Moment, schließt er salbungsvoll:
„Was gnädigst der Himmel verhüten woll'!"
Sentimentale Jurisprudenz.
(Fortsetzung.)
Noch ist nicht Kunde gedrungen
Zu der Geschwister Schaar,
Da sind sie schon umgekommen
In gleicher Todesgefahr.
Die Großmutter und die Mutter,
Ein Oheim weiblicher Scits,
Und Alles, was mitgcsahren,
Verstarb intestato bereits.
Wer wird zuerst nun gestorben,
Wer Erbe geworden sein?
Zch weiß nicht, was soll ich vcrmuthen,
Es fällt mir gar nichts ein.
Ich möchte mich schier zergrämcn
Lb diesem schwierigen Fall,
Doch hat mir der Prätor geholfen,
Der brave Mann, überall.
Es ziehet ein Schifflcin leise
Hinunter die Wogenstuth,
Der Abend auf den Gewässern
Gar melancholisch ruht.
Keine Seele ahnet was Arges
In dieser Dämmerung,
Da saßet ein Strudel die Barke
Und dreht sie mit wirbelndem Schwung.
Kein Seewurf hilft, kein Schreien,
O Graus, o Saus und Braus,
Versunken ist Kind und Kegel,
Ertrunken Mann und MauS.
Schon ist dem Vater verloren
Der Suus, weh und ach,
Das machte, daß sein Herze
Zu gleicher Stunde brach.
Der Prätor, schlicht und weise,
Er hilft, so oft er kann,
Er wendet den Grundsatz vom Unkraut
Cum grano salis an.
Lied.
Auf einem kühlen Grunde
Da liegt eine Servitut,
Besitzer ist verschwunden
Und aller Usus ruht.
Als ein Verschwender reisen
Thut er in weiter Welt,
Und kann nichts mehr beweisen,
Als er sich wicd'rum stellt.
Zwei Eide sind schon geschworen,
Der kühle Grundherr lacht,
Es geht der Prozeß verloren —
Die Scrvitus nimmer erwacht.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sentimentale Jurisprudenz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 814, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg