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Nachspie le zu deutschen Bühnenstücken.

Ingo mar:

Du bist ein Schwachkopf; komm' begleite mich!

Bei unserm Stamm sollst Du's jetzt trefflich haben;

Wir sind so wild nicht, als man uns verschreit,

Weil uns Natur gilt als Gesetz und Recht.

Komm' Myron, laß dein böses Weib im Stiche,

Willst Du, so such' bei uns Dir eine and're.

Myron:

Fürwahr, Dein Vorschlag ist nicht schlecht. Es sei!

Ich folge Dir! Doch laß uns nun auch eilen.

Jngomar:

Den Jungen dort nahm' ich von Herzen gern
Auf unsre Wanderung mit, doch geht's nicht an,

In unfern Wäldern fiel er uns zur Last — (seufzend)

Wir müssen ihn den Frauen überlassen.

Zur Nachbarin nur wollen wir ihn bringen,

Daß sie einstweilen für ihn Sorge trägt.

Dort schreibe ich nur einen Abschiedsbrief
Noch an Parthenia und dann ohn' Zagen
Freund Myron, auf, zum Volk der Tektosagcn!

Myron:

Erst noch beim Engelwirth zum Fcderweißcn
Und dann laß uns zu Deinen Freunden reisen!

(Beide nehmen die Wiege und gehen ab.)

Zweite Scene.

(Garten an de« Timarchen Haus. Kora, die Frau des Timarchcn, eine
ziemlich eorpulente Person, kommt mit Actäa und Partdcnia durch einen
Baumgang.)

Kora:

Da nun die andern Gäste endlich fort,

Sind wir hier ungestört. Schon lange wollt ich
Mit Dir, Parthenia, ein Wörtchen reden.

Actäa:

Mit meiner Tochter? Ihr sagt dies so zornig.

Sprecht, was hat Euch mein armes Kind gethan?

Kora:

Was sic gethan, die unschuldvolle Seele,

Das Lämmchen, das kein Wasser trüben kann?

Sie hat mit meinem Mann, dem alten Gecken
Liebäugelet schon lange Zeit getrieben
Und wohl geglaubt, ich wisse nichts davon.

Parthenia:

Was Ihr da redet, trifft mich wahrlich kaum;

Denn ziemte mir's, wenn der Timarch sich naht
Und mit mir spricht, den Rücken ihm zu zeigen?

Kora:

Beim Sprechen ist's nicht zwischen Euch geblieben,

Das haben Eure Nachbarn mir erzählt.

Actäa:

Ich muß Parthenia in Schutz jetzt nehmen,

Denn nie sah ich, daß Unrecht sic beging.

Kora:

Ja freilich, wohl saht Ihr auch Alles nicht,

Denn Eure Tochter hat Euch uicht gerufen
Als Zeugin, wenn mein Mann mit ihr gesprochen.

Actäa:

Die Eifersucht treibt Euch hierin zu weit.

Parthenia:

Der Nachbarn Mißgunst hinterbrachte Euch
Unwahre Mähr, die ihr ohn' Prüfung glaubtet.

Kora:

Und wäre halb nur wahr, was ich gehört,

So müßtet Ihr Euch tief im Herzen schämen.

Seh't, lange sucht ich schon Gelegenheit,

Euch dies zu sagen. Jetzt wißt Ihr genug,

Doch hört mich nun: Nie wieder sollst fortan
Ihr dieses Haus betreten; wehe Euch,

Wenn jemals wieder ich erfahren sollte,

Daß meinem Mann' Ihr freundlich Euch gezeigt.

Ich kratze Euch die Augen —

(Während Koras Rede sind drei Vermummte leise hcrangcschlichen, die
jetzt Kora ergreifen und binden. Parthenia und Actäa fliehen in das

Gebüsch.)

Kora:

Hilfe! Hilfe!

Was wollt Ihr Schurken in dem Garten hier!

1. Vermummter:

Wir wollen, was wir sollen, mehr kein Haar.

Stopfst ihr den Mund und dann Gesellen rasch,

Tragt sie zum Schiff!

2. Vermummter (Kora erfassend):

Ei, die hat ihre Last.

3. Vermummter:

Da dürfte an drei Zentnern wenig fehlen.

(Die drei Vermummten schleppen die sich heftig sträubende Kora fort.
Bald darauf erscheinen Aetäa, Parthenia und der Timarch.)

Der Timarch:

Was Ihr berichtet hab't, Actäa, war
Mir schon bekannt und von mir angestiftet.

Ich war des bösen Weibes längst schon müde.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nachspiele zu deutschen Bühnenstücken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Barbar <Motiv>
Wiege
Furcht <Motiv>
Karikatur
Kind <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 815, S. 50
 
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