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Der verhexte Hut.

(Fortsetzung.)

Fünftes Kapitel.

. Lipmann glabt selbst nich mehr an sich un vcr-
! ßwcisclt. Ahf ein Mal kimmt de Rettung un Lip-
mann werd wieder frei.

Da hat nu Lipmann bagcscffcn in de Finstcrniß un hat
immer gerufen: „Nein, 's is nich möglich, ich kann's nich
sein, ich bin's wahrhaftig nich, ich kann nich sein der Sip-
j mann! Se hoben mich gewiß verwechselt, ich bin ahn andrer,
un der merkliche Lipmann aus der Jüdcngaß sitzt ßu Haus
oder geht ahf de Straßen 'rum und schreit: Nir ßu handlio!
Szchn Tholer gib ich drum — nein, nur ahnen Tholcr,
ßehn is ßu viel — aber ahnen Tholer gicb ich drum, wenn
ich müßt, ob ich der Lipmann war' oder nich."

Jetzt haben die Schlösser an de Thür geklappert un de
Thür hat sich ahfgcthan und der Gefcngniswcrter tritt rein
mit noch ahnen andern Mann. Zu den Beiden hat nu gleich
der Lipmann gcsagcn:

Verßciheu Sc, kennen Se mcr nich sagen, od ich bin
der Lipmann, oder ob ich bin ein Andrer."

„Se sein der Lipmann," hat der fremde Mann geantwortet.

Da iS nu der Lipmann geworden ganz tiefsinnig, un
hat sich in de Eck von sahn Gcfengnis gesetzt. Der fremde
Btann is aber hingekimmen ßu ihm un hat gesprccht:

„Herr Lipmann, ferchten Sc sich nich, vielleicht kann
ich se dorchhelfen, ich bin ahn Meilig. *) Wenn mcr appe-
lircn, so kimmen mcr vielleicht dorch mit der Hclfte Strof."

Bei de ersten Worte hat Lipmann merklich neie Hoffnung
gekricgcn, aber wie er hat gehert, daß der Mann is ahn
Meilig, so is aach sahne Hoffnung vergangen, denn sein Vater
hat ihm in der Jugend immer gesagen:

*) Meilig, Advokat.

Sohnlebcn, hüte Der vor Dreien, vor'm Sutan, *)
vor'm Meilig un vor'm Schuol, **) denn die drei sein aus
ahner Meschbuibc! *** ****))

Darum hat aach Lipmann itzt gcfragen: „Wovicl kost
ahne Appilassion?"

„Mer hat sc verschieden," hat der Meilig geantwortet.
,,S' gibt welche fer ahnhundert Tholer, for ßwei hondcrt,
for" —

„Hören Se ahf un alchen Se sich***«); ich mag kahnc
Appilassion fer so theicr," hat Lipmann gcschricn, und so hat
der Herr Meilig missen abßichen unvcrrichtcr Sach'.

Lipmann hat itzt dagesesse allein in de Finsternis un
hat geklagen über sahn ungerechtes Schicksal.

„Schicksal," hat der Lipmann mit sich selbst gesprccht,
„Schicksal? Wie heißt — Schicksal! So ahn Schicksal wie
mahns is gar kahn Schicksal! Der verdammte Filzdcckel hat
mcr gcbringt hier ins Gcfengnis und de gestrengen Herr Rich- !
tcr glabcn mcr aach nich ahf mahn Wort. Hat er Szeu-
gen?" — haben Se gcfragen. Wo stcht's denn geschrieben,
daß mer muß haben Szeugcn, wenn mcr sich Abends ßu Bett
legt. Warum stellen de Polißci nich Ahnen an jedes Bett,
aös sc kann sehn, daß mcr noch drin liegt und kahnc staats- !
verbrechlichcn Absichten hat. Soll ich nu haben mit Gewalt
ahfgesctzt mahnen alten Hut den bronßeeiserncn hochseligcn
Herrn LandeSvatcr. Spaß! Ich soll scnn nahfgcklettert un j
soll ihm haben den Hut ahfgestilpt. Is mer's doch gleich, I
ob der Herr Landesvater will sitzen im bloscn Koppe ahf sahn
Postimentche; was thut mir'S, wenn er durchaus will frieren.

*1 Sutan, Teufel.

**) Schuol, FuchS.

***) Mcfchbuchc, Familie.

****) alchen Se sich, gehen Sie fort.

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