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Herrn Graf s Nheinreifetagebnch.

(Schluß.)

Aus diesen einfachen Karaktcrzugc kann man sehen, daß
in frihercr Zeit die Herren Firsten stets die geschcidcstcn Men-
schen zu Hofnarren ernannten. Jetzt ist dieses freilich anders,
bas heißt, er macht sie blos noch zu Ministern und diese machen
oft aus seiner Majesteht für sich einen Hofnarren, wovon man
mehrere Beisbicle könnte anführen.

Wenn man bei den Heidelberger wisse» will, welche Zeit
cs ist, so sagt die hcrumsührcrische Junfcr: „Ziehen Sie nur
gefälligst dort selbst an sie Uhr, if you please“ (weil sie sich
wie gesagt bei alle Fremde im Englischen ciniben). Geht
man nun hin und zieht an eine hölzerne Wanduhr, so springt
diese zum allgemeinen Schrecken grade mit den Zifferblatt und
Fuchsschwanz in das Gesichte. Welches nun zwar ein recht
kinstliches Sbäßchen ist, aber auch manchcmal den Fräulein
Schloßjunfer statt ein Trinkgeld blos eine Qhrfeige cinbringt.

An die alten ehrlichen Raubrittcrzcikcn kann man in
Heidelberg nicht so recht erinnert werden, weil cs doch nicht
gar so sehr zerfallen ist, sondern im Gegenthcil wird cs noch
vielfältig vermicthct aber nur an Engländer, welche als Be-
wohner zu jedes Fenster herauslehncn und durch unabgesctzics
Gähnen ihre Zufriedenheit mit sich selbst auszudrickcn ver-
suchen. Damit baß sich nicht etwa ein Deutscher einfallen läßt,
auch hier oben wohnen zu wollen, so hat der frcindliche Herr
Schlvßwirth die möwelirte Wohnungsanzcigc blos gans groß
in englische Sprache zwischen den Ruinen aufgchängl. Die
Preiße sind so billig als möglich gestellt und kostet eine Woche
Burgverlies mit Essen und Trinken blos zehn Thaler, Folter-
kammer zwclfe und Landskncchtzimmcr mit Konnfort für Da-
mens achtzehn Thaler die Woche.

Ich bedanke mich aber für alle diese Reimlichkeite» als

Loschimank. Wenn dahingegen einmal das große Faß wieder j
gesillt wäre, so möchte ich schon gegen ein Billiges meinen :
Wintcrauscnthalt auf ein Jahr darin cinnchmen.

Die Stadt Heidelberg haben wir gans links liegen ge-
lassen, weil sie nichts Mcrkwirdiges anbieten kan», aber auch
weil darin so viele Herren Studiosibus studieren und hatten
wir vor einen so gelehrten Umgang noch von Bonn aus mehr
als genug. Wir waren deshalb froh, daß sic unsere verkleb- ;
ten landesväterlichte Llcffnungcn auf dem Hute' nicht bemerkten,
da sic uns als Wissenschaftsgenoffcn und Kommilitonncn sonst
wohl gleich wieder zu einer Sitzung eingeladcn hätten.

Ohne weiteren Aufenthalt fuhren wir also jetzt nach ;
Baden welches man auch in die UmgänglichkeitSsprachc und
von wegen der Kirzc auch blos Badenbade» nennt.

Die liebe Mutter Natur hat hier in eine verschwenderische
Stunde Alles aufcinandcrgchcift, wo daran sich nur ein mensch-
lichtes Auge crfreicn kann; Landschaft, schöne Damens, war-
mes Wasser u. s. w. wechseln sich ohne Unterbrechung stets
einander ab und lassen die erfreilichcn Blicke des Zuschauers
gar nicht zu Verstände kommen.

Von wegen diese so zerstrcientc Abwechslung hatte man
diesen schönen Drt auch vorigen Sommer als Firstenkomgreß
auserwählk und schwärmen noch jetzt die Menschen allhier an
diesen Erinnerungen. Besonders hat sich der Herr Franzosen- 1
feiler ungcwehnlich bcliebcnswirdig gemacht durch seine Leit-
seligkcit. Man hat gedacht, daß man in ihm ein wahres
Weltcnwunder sehen wirdc, aber »ein, er hat sich als ein !
Mensch wie alle andern erzeigt und sich oft ganS herablassend I
betragen. So hat er zum Beisbiel eigenhändig seine Zigarren

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