Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Weitverzweigte Correspondenz. 71

„Was mich sehr wundert, das sind die ganz
oberflächlichen Berichte, welche die Zeitungen über
die Feuerbrünste in St. Petersburg bringen; man
liest gaö nichts Ausführliches darüber! "

„Mich wundert das gar nicht, die deutschen
Zeitungen haben wenig oder gar keine Corresponden-
ten. Ich wette darauf, daß der Correspoudeut der j
„Times" am Vorabend des Brandes schon in
St. Petersburg war."

Werth eines Parapluie.

„Das ist einmal ausgciuacht, es gibt kein
besseres Mittel, sich vor Regen zu schützen, als
ein Parapluie. So oft ich eins mitnehme, regnet's
nicht!"

Sprüchlein der Hexe von Endor.

Der ist ein Thor, der schon die Erudte hält,
Wenn noch nicht goldigreif sein Aehrenfeld;

Der saure Früchte von den Bäumen pflückt,

Und sie als gutes Obst zu Markte schickt;

Doch ist bei Weitem noch ein ärg'rer Thor,

Wer unreif die Gedanken lockt hervor

Aus seinem Haupt und bringt sie Andern hin,

Und zürnt, wenn kostend sie den Mund verzieh'n.

Die Wahrheit.

Willst du von Einem die Wahrheit wissen,
So glaub' nicht bitten und steh'n zu müssen,
Dicß läßt gar kaltes, ruhiges Blut,

Und gibt zu Lüg' und Verstellung Muth.
Nein, such ihn tüchtig in Zorn zu bringen,
Dann wird dir sicher dein Plan gelingen.
Weil nichts sich wen'ger beherrschen kann.

Als ein von Herzen ergrimmter Mann.

Der Höfling.

Der Höfling gleicht dem Gummi ball,
Elastisch beim Gebrauch,

Er steigt empor nach jedem Fall,

Als Spielzeug dient er auch.

Unterschied

zwischen Höfling und Gummiball.

Halt! Zwischen Höfling und dem Gummiball
Ist doch ein Unterschied mir aufgcstoßen:

Mit diesem spielt ja nur der Kinder Zahl,

Mit jenem aber spielen nur die — Großen.

I

I

EineGeschichte von derJcder glauben kann was er mag.

richtet, der Lecker hing ihm blau aus dem Maule und ich spürte seinen
heißen Athen:. Rasch fuhr ich auf und schoß, aber in demselben Augen-
blicke that er einen gellenden Pfiff, schnellte wie der Blitz an mir vor-
bei; ich hörte einen wilden Angstschrei und als ich mich umsah, — war
ich allein. Einige Fuß, unter mir an einem G'schröff, hing ein Hut, den
nahm ich mit. Wie ich nach Hause kam, weiß ich eigentlich selbst nicht
mehr recht, aber elend genug, daß kann ich Euch sagen. Ich legte mich
zu Bette, aber ich konnte nicht schlafen, der Janosch kam mir nicht aus
dem Sinne; so wälzte ich. mich von einer Seite auf die andere. Der
Mond schien in das Zimmer, man hätte ohne Licht lesen können. Jetzt
schlug's zwölf Uhr drunten im Dorfe, da stieg Jemand die Stiege her-
auf, langsam mit schweren Schritten, wie einer der recht müd ist, die
Thüre geht auf und — der Janosch steht da!"

„Sakra," schreit der Löffelnatzi zur Thür hinein, so daß der Bader,
der zunächst saß, vor Schrecken kreideweiß in die Höhe fuhr, was freilich
wenig zu seiner Freigeistcrei paßte.

„So war ich lebe," fuhr der Forstwart fort, „der Janosch war's.
Er sah aus wie sonst, nur etwas bleich und die Nase etwas aufge-
schlagen. Ich fuhr entsetzt in die Höhe und rief: „Alle guten Geister

loben Gott den Herrn, Janosch was ist dein Begehren?"

Da sagt er d'rauf: „Halt's Maul, Narr plärrender, ich will nichts
als meinen Deckel, ich kann doch nicht barhäuptig zur Hölle gehen," und
damit nahm er den Hut vom Nagel und ging hinaus und hinab wie
er gekommen. — So und das ist die ganze Geschichte," sagte der Forst-

wart, trank aus und schlug das Krügel zu, daß alles hallte, „und 's
kann Jeder glauben davon, was er mag." Dann steckte er die Pfeife
fest in Brand, brummte noch etwas in den Bart, was vielleicht gute
Nacht heißen sollte, obgleich der Pfarrer „Schröpfkopf" verstanden haben
wollte, und zog ab.

„Das ist 'ne gruselige Geschichte," sagte der Lehrer, der zuerst das
Schweigen brach.

„Wenn sie wahr ist," sagte giftig der Bader.

„Zweifle gar nicht dran," sprach der Förster, „der Alte hat viel durch-
gemacht und ist, seine „Mucken" ausgenommen, eine grundehrliche Haut."

„Die Geschichte hat mir den Trunk verdorben," ließ sich der
Pfarrer hören. „Gute Nacht beisammen."
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Eine Geschichte von der Jeder glauben kann was er mag"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Teufel <Motiv>
Schrecken <Motiv>
Feuer <Motiv>
Jäger <Motiv>
Karikatur
Tracht <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 895, S. 71

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen