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Die mißlungene

Pafnucius (nickt bejahend und setzt fort).

Und alles Volk läuft itzt zusammen,

Mit Tartsche, Gugel, Schwert und Pframen.

Hei! ist's ein Lärmen und ein Greinen,

Ein Rüsten, Schildern, Stampfen, Weinen,

Und Kind und Kegel, Maus und Mann
Von Hof und Haus nach Osten gan!

Florinda trägt nun den Imbiß auf, welchen der fromme Eremit
verschlingt. Am Schluffe der Mahlzeit leckt Pafnucius feinen
Teller ab.

Fünfte Scene.

Vorige.

Alexander (zn Florinden).

Wie gibt sich naiv die Tcmuth kund:

Die Schüssel leckt er — wie ein Hund!

Pafnu cius (bei Seite).

Der Tisch ist leer — und voll der Ranzen;

Jetzt, Sünder, will ich Dich korranzen!

(Er salbt sich insgeheim mit einem frommen Oele die Zunge ein und
spricht hierauf mit frommer Salbung:)

Wie gelt' ich Euch die reiche Atzung!

Florinda (bescheiden).

Ei was! So will's der Brauch und auch die Satzung!

Alexander (minder auferbanlich).

Es folgt, so heißt es, nach dem Wanst die Zunge.

Drum facht den Blasbalg an in Eurer Lunge:

Was, nach dem Zapfenstreich in später Nacht,

Hat aus dem Fuchsbau Euch hierher gebracht?

Pafnucius (heimlich gleißend).

O glaubt nicht, daß ich Uebles hege!

Am Herzen, wie ein Mühlstein groß und schwer,

Liegt mir das Heil und Frommen Eurer Seele;

Drum schenkt mir morgen freundliches Gehör!

Alexander (unwirsch).

Macht's kurz. Ich will's noch heute wissen;

Mir sitzt kein Floh ans dem Gewissen.

Florinda.

O könnt' ich'ö schleunig nicht vernehmen —

Mich jagte durch den Schlaf ein Schemen!

Sechste Scene.

Vorige.

Es entsteht eine namenlose Pause. Donner grollen. Bengalische
Blitze leuchten. Die Wetterfahnen knarren, Eulen krächzen.
Pafnucius hat sich allmälig erhoben und schweigt den Ritter
an. Dieser begreift ihn vollkommen, und schreit wie auf höhere
Eingebung:

Rapp, sattle mir den Knappen! — Sapp, knapple mir
den Rappen! — Sapple mir den Krappen! — Rapp —
Sapp — Knapp Papp — Lapp — Schnapp — —
(mit beiden Händen nach Fassung ringend). Kurt gurt I
Florinda.

Wie lästerlich der gute Mann
Zuweilen doch so fluchen kann!

Verschlagenheit. qj

Alexander (nunmehr in höchster Begeisterung, zu Florinden).
Gürte mir das Wehrgehenke
Und gib auf Küch' und Keller Acht!

Treib jeden Tag das Vieh zur Tränke,

Verlösch das Feuer in der Nacht.

Das Korn verkauf' um fünfzig Gulden;

Hast Du kein Geld, so pumpe Schulden.

Ich zeuch hinaus in's Morgenland,

Und kehr' ich jemals wieder,

So bring' ich Dir eilt Goldgewand
Und ein gesticktes Mieder.

P afnu cius (hebt segnend seine Hände empor, in welcher Lage
sie verbleiben).

Kurt (wohlgerüstet, tritt ein).

Herr Ritter, ich melde gehorsamst, die Knappen for-
miren drei blinde, zwei krumme und fünf taube Rotten!
Alexander (mit feierlichem Ernste).

Ist die Marschrout' unterschrieben?

Kurt (zögernd). Der Herr Kriegskommissär-—

bemängelt einen Vorspannswagen!

Alexander (nach reifer Neberlegung). Du kannst ihm
meine Achtung sagen.

Kurt. Sehr wohl! (Ab).

Siebente Scene.

Vorige.

Florinda (hat inzwischen ein schneeweißes Hemde aus ihrer Truhe
hcrvorgeholt und reicht es itzt schamcrglüht ihrem Gesponsen dar).
Dies Hemd, von zarter Feenhand '

Gewoben und geschaffen,

Sei Dir im fernen Morgenland
So hold wie Dein Gewasfen.

Es sei ein Panzer für Dein Herz,

Und schirme cs — vor Reue.

Es sei ein Balsam gegen Schmerz,

Eilt Amulet der Treue.

So laug cs glänzt wie Schnee so licht,

Gedenk ich Dein in Züchten;

Doch wenn cs schwarz wird oder bricht,

Vergaß ich meiner Pflichten.

Bewahr es wohl, in Noth und Glück,

Laß Dir's vom Leib nicht stehlen,

Ich könnte sonst, kehrst Du zurück,

So Manches leicht verhehlen!

Alexander (zieht schluchzend das wunderthätigeHemd über seinen
Harnisch. Zn Flormden).

O tausend Dank, mein süßes Lieb
Für den miraklen Zauber!

Bleib meine Taube für unb für,

Wie ich Dein treuer Tauber.

Pafnucius sind mittlerweile die erhobenen Hände so fest einge-
schlafen, daß man sie schnarchen hört. Nun weckt er sic geschwinde
ans und segnet den neuen Kreuzfahrer, dem er auch ein roihcs Kreuz
an die Schulter heftet. Hiezu spricht er:

Da ich vom Hauskreuz Dich befreite,

Geb' dies im Kampf Dir sein Geleite;

Verläßt Dich Ein's, so halt' an's Zweite.

(Ende des Vorspiels.)

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