u
Die Maler.
Der Lenz ist da, der Lenz ist da
Mit frischen Farbentöpfen,
Und lustig malt er fern und nah
Jn's Grau des Winterbildcs.
Die Bäume macht er blättergrün,
Mit weiß' und rothcn Blüthen,
Die Wiesen grasgrün und darin
Die Blümlein all', die schönen.
D'raus kommt Herr Sommer, malt hinein,
Was Bruder Lenz vergessen,
Und macht in's Grün die Kirschen drein
Für groß' und kleine Kinder,
Und Saatengold, — Chanen, hold
Wie Kinderaugen leuchtend. ■
Hat er gethan was er gesollt,
Trollt er sich wieder weiter.
Auch Meister Herbst kommt nun'und malt
Mit derben, kräft'gcn Strichen
Der saft'gen Früchte Wohlgestalt
Jn's Bild der andern Meister.
Es braust und saust und klingt und singt
In Lüften und in Triften,
Es rollt und tollt und schwingt und dringt
Was weiter kann, in's Weite.
Und Morgcnglanz und Abendschein
Das ist der gold'ne Nahmen,
Er faßt das Zauberbildniß ein,
Vor dem ich staunend stehe.
Und wenn der Himmel, montagsblau,
Dieß Alles noch verherrlicht,
Vergess' ich gern das EselSgrau
Der dummen Regentage.
Der Winter kommt mit Schwarz und Weiß,
Verpatzt, das Bild auf's Neue,
Ja Schwarz und Weiß — ein echter Preuß'
Er kann halt sonst nichts weiter.
Der Liebe Kampf und Sieg.
(Frei nach dem Französischen und der Natur.)
(Schluß.)
„Sieh, einzig geliebter, längst verschwunden gefürchteter,
Tag und Nacht geträumter Freund, ich war reich, aber ich
habe meiner Tante entsagt, und die Coupons meiner elter-
lichen Staatspapiere werden nicht eiugelöst, da die samojc-
dischcn 41/2procentigcit Nationals immer noch unter Null
stehen. Aber ich bin Dein, Deine Magd, Deine Geliebte,
ich werde alles thun was Dir gefällt und wir werden schon
unser Glück machen, denn Du weißt vielleicht, daß die Liebe
Alles kann, nur nicht seiltanzen.
Erröthend küßte er ihre Hand, dann verschwanden sie
in die finstere Nacht.
Kapitel 10.
Wer an einem heitern Spätjahrnachmittag des Jahres
1848 über die Brücke pont des arts in Paris gegangen ist,
wird, auch ohne Hausf's Bettlerin am xont des arts beob-
achtet zu haben, doch durch ein interessantes Paar gefesselt
worden sein.
Er, ein Mann angehend 30 Jahre, sic vielleicht 22.
Trotzdem sah er jetzt am blässesten aus, sic war etwas
magerer; Kinder waren keine vorhanden. Ihr Geschäft war
nicht betteln, sie hatten zwar, wie bereits bewiesen, Millionen
verloren, denn es waren natürlich Lula und Francois, aber sic
wußten, was Liebe kann, und ernährten sich von der Kunst.
Kapitel 11.
Franyois hatte eine Tafel gemalt, auf der er seine und
Lula's Hcimath, Erziehung, Schicksal anschaulich gemacht, und
dazu sangen sie, er mit erster und sie mit zweiter Stimme, von Lieb'
und Glaub' und Hoffnung, von Zobel- und Rcnnthierfellen, von
Tanten und ihren Plänen, der Sehnsucht, der Liebe und ihrem Schö-
nen, und dann sangen sic wieder von derHoffnung, dem Glauben,
der Treue, so sangen sie sieben Jahre lang und wurden nicht heiser.
Kapitel 12.
Aber eines Morgens, als sie auf dem Boulevard St.
Marc eben ihre Lieder zu singen begannen, hörten sie plötzlich
auf, sie waren gestorben, nicht au einer neuen schweren Melodie,
das war ihnen eine Kleinigkeit, sondern an gebrochenem Herzen,
wie nachher die Section ergab, an Sehnsucht, an Wehmuth;
ein neuer Beweis der unheilvollen Wirkung sentimentaler Lieder.
Die Maler.
Der Lenz ist da, der Lenz ist da
Mit frischen Farbentöpfen,
Und lustig malt er fern und nah
Jn's Grau des Winterbildcs.
Die Bäume macht er blättergrün,
Mit weiß' und rothcn Blüthen,
Die Wiesen grasgrün und darin
Die Blümlein all', die schönen.
D'raus kommt Herr Sommer, malt hinein,
Was Bruder Lenz vergessen,
Und macht in's Grün die Kirschen drein
Für groß' und kleine Kinder,
Und Saatengold, — Chanen, hold
Wie Kinderaugen leuchtend. ■
Hat er gethan was er gesollt,
Trollt er sich wieder weiter.
Auch Meister Herbst kommt nun'und malt
Mit derben, kräft'gcn Strichen
Der saft'gen Früchte Wohlgestalt
Jn's Bild der andern Meister.
Es braust und saust und klingt und singt
In Lüften und in Triften,
Es rollt und tollt und schwingt und dringt
Was weiter kann, in's Weite.
Und Morgcnglanz und Abendschein
Das ist der gold'ne Nahmen,
Er faßt das Zauberbildniß ein,
Vor dem ich staunend stehe.
Und wenn der Himmel, montagsblau,
Dieß Alles noch verherrlicht,
Vergess' ich gern das EselSgrau
Der dummen Regentage.
Der Winter kommt mit Schwarz und Weiß,
Verpatzt, das Bild auf's Neue,
Ja Schwarz und Weiß — ein echter Preuß'
Er kann halt sonst nichts weiter.
Der Liebe Kampf und Sieg.
(Frei nach dem Französischen und der Natur.)
(Schluß.)
„Sieh, einzig geliebter, längst verschwunden gefürchteter,
Tag und Nacht geträumter Freund, ich war reich, aber ich
habe meiner Tante entsagt, und die Coupons meiner elter-
lichen Staatspapiere werden nicht eiugelöst, da die samojc-
dischcn 41/2procentigcit Nationals immer noch unter Null
stehen. Aber ich bin Dein, Deine Magd, Deine Geliebte,
ich werde alles thun was Dir gefällt und wir werden schon
unser Glück machen, denn Du weißt vielleicht, daß die Liebe
Alles kann, nur nicht seiltanzen.
Erröthend küßte er ihre Hand, dann verschwanden sie
in die finstere Nacht.
Kapitel 10.
Wer an einem heitern Spätjahrnachmittag des Jahres
1848 über die Brücke pont des arts in Paris gegangen ist,
wird, auch ohne Hausf's Bettlerin am xont des arts beob-
achtet zu haben, doch durch ein interessantes Paar gefesselt
worden sein.
Er, ein Mann angehend 30 Jahre, sic vielleicht 22.
Trotzdem sah er jetzt am blässesten aus, sic war etwas
magerer; Kinder waren keine vorhanden. Ihr Geschäft war
nicht betteln, sie hatten zwar, wie bereits bewiesen, Millionen
verloren, denn es waren natürlich Lula und Francois, aber sic
wußten, was Liebe kann, und ernährten sich von der Kunst.
Kapitel 11.
Franyois hatte eine Tafel gemalt, auf der er seine und
Lula's Hcimath, Erziehung, Schicksal anschaulich gemacht, und
dazu sangen sie, er mit erster und sie mit zweiter Stimme, von Lieb'
und Glaub' und Hoffnung, von Zobel- und Rcnnthierfellen, von
Tanten und ihren Plänen, der Sehnsucht, der Liebe und ihrem Schö-
nen, und dann sangen sic wieder von derHoffnung, dem Glauben,
der Treue, so sangen sie sieben Jahre lang und wurden nicht heiser.
Kapitel 12.
Aber eines Morgens, als sie auf dem Boulevard St.
Marc eben ihre Lieder zu singen begannen, hörten sie plötzlich
auf, sie waren gestorben, nicht au einer neuen schweren Melodie,
das war ihnen eine Kleinigkeit, sondern an gebrochenem Herzen,
wie nachher die Section ergab, an Sehnsucht, an Wehmuth;
ein neuer Beweis der unheilvollen Wirkung sentimentaler Lieder.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Maler"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 940, S. 14
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg