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Gute Versicherungs-Agenten.
Theuere Waare.
Agent geworden?! — Wie geht es denn mit dem Geschäft?
Läßt sich denn das auch betreiben neben der Baderei?"
Bader Schröpfkopf: „diu, und ob! — Das geht
prächtig! denn schauen S', wenn sich Einer bei mir rasiren
läßt, der noch nicht versichert ist, der wird so lang mit dem
erbärmlichsten, stumpfsten Messer rasirt und geschunden, bis
er sagt: „Lieber Schröpfkopf, ich will mich bei Euch ver-
sichern lassen!" — Dann nehm' ich sogleich ein anderes
Messer. Das spürt er gleich. Der Eine sagt's dem An-
dern, und so wissen's meine Kundschaften jetzt schon — und
ein Jeder läßt sich lieber sogleich versichern, als daß er sich
lang mit einem stumpfen Messer barbireu läßt, denn das
beißt sakrisch!"
Strohberger: „Es sind aber doch, so viel ich weiß,
zwei Bader hier im Ort. Gehen denn nicht, wenn Jhr's j
so macht, die Leut' lieber zu dem Andern?"
Schröpfkopf: „Nein, das thun sie nicht, denn schauen
S', der ist auch Versicherungs-Agent und macht's gerad' so
wie ich, oder schlimmer noch. Bei dem hat sich neulich erst
der Kastlbaucr rasiren lassen; der hat durchaus nicht' an's
Versichern wollen. Mein Colleg aber, der hat ihn so lang
mit dem Messer unter'm Kinn, da bei der Kehle herum ge-
fahren und dazu immer wieder gesagt: „Was ist denn mit
dem Versichern?" bis dem Kastlbauer ganz angst geworden
ist und er endlich ganz gutwillig gesagt hat: „Ja, ich will
schon, kommt's nur morgen, daß Ihr die Ausnahme macht!"
S t r o h b a u e r: „ Aber Reißmeicr, war um seid Ihr
denn heut' gar so verdrießlich?"
Reißmeicr: „Nu, da soll einer »it verdrießlich, nit
fuchsteufelswild werden, wenn man für eine Sach' zehnmal
mehr ausgeben muß, als sie werth ist! — Ich bin die vorige
Woch' hergegangen und Hab' den Lehrbub'n, den Strick, e
Bißl zerzaust und Hab' ihn ganz einfach bei de zwei Arm'
genommen und ihn etwas kräftig gepackt und aufgehoben und
ihn gefragt: „Willst Du mir aufmerkeu künftig, oder nit?"
— D'rauf laß' ich ihn los — und was thut mir der Kerl?
— Er läuft heim und sein Vater, der Tropf, verklagt mich
andern Tags bei der Polizei. — Die Arm' sind ihm freilich
da, wo ich den Buben gepackt gehabt Hab', ein Bißl schwarz
und blau geworden, und ich, ich muß Euch, Kosten und
Entschädigung zusammen gerechnet, für den einfältigen Farben-
druck 25 Gulden bezahlen. — Da sag' mir Einer noch, daß
ein Farbendruck heut' zu Tag billig ist!
Sprüchlein der Hexe von Endor.
So ein Mann Dich wählt zur Seinen,
Schönes Mägdlein, so beharre,
Daß mit Dir er und den Deinen
Ueber Land und Berge fahre;
Vor der Hochzeit — viele Tage,
Lerne ihn im Schlafrock kennen,
Dann erst, holdes Liebchen, sage,
Ob Du ihn kannst Gatten nennen. —
Sieh auch, wie er sich betrachte
Schöne Mägdlein auf dem Wege,
Ob er spottend sie verachte,
Ob er sie zu loben pflege. —
Lobt er sie, so ist er ehrlich,
Und Du glücklich wohl zu preisen, —
Thut er's nicht, so ist er's schwerlich!
Schick ihn dann allein auf Reisen.
Der bescheidene Wohlthäter.
Sainmelt eifrig Spenden für die Armen
In der Stille und Bescheidenheit.
Schön ist Mitgefühl, Erbarmen,
Wenn von Nebenabsicht sie befreit.
Aber jede rühmliche Bedeutung
Weg von Eurem Verdienste fällt;
Schnurstracks setzet Ihr es in die Zeitung,
Daß es laut vernchm' die ganze Welt.
Manches runde Sümmchen Hab' seit Jahren
Für die Armen eingesammelt ich;
Hat es irgend Einer je erfahren? —
O gewiß nicht! Ich behielt's für mich.
Gute Versicherungs-Agenten.
Theuere Waare.
Agent geworden?! — Wie geht es denn mit dem Geschäft?
Läßt sich denn das auch betreiben neben der Baderei?"
Bader Schröpfkopf: „diu, und ob! — Das geht
prächtig! denn schauen S', wenn sich Einer bei mir rasiren
läßt, der noch nicht versichert ist, der wird so lang mit dem
erbärmlichsten, stumpfsten Messer rasirt und geschunden, bis
er sagt: „Lieber Schröpfkopf, ich will mich bei Euch ver-
sichern lassen!" — Dann nehm' ich sogleich ein anderes
Messer. Das spürt er gleich. Der Eine sagt's dem An-
dern, und so wissen's meine Kundschaften jetzt schon — und
ein Jeder läßt sich lieber sogleich versichern, als daß er sich
lang mit einem stumpfen Messer barbireu läßt, denn das
beißt sakrisch!"
Strohberger: „Es sind aber doch, so viel ich weiß,
zwei Bader hier im Ort. Gehen denn nicht, wenn Jhr's j
so macht, die Leut' lieber zu dem Andern?"
Schröpfkopf: „Nein, das thun sie nicht, denn schauen
S', der ist auch Versicherungs-Agent und macht's gerad' so
wie ich, oder schlimmer noch. Bei dem hat sich neulich erst
der Kastlbaucr rasiren lassen; der hat durchaus nicht' an's
Versichern wollen. Mein Colleg aber, der hat ihn so lang
mit dem Messer unter'm Kinn, da bei der Kehle herum ge-
fahren und dazu immer wieder gesagt: „Was ist denn mit
dem Versichern?" bis dem Kastlbauer ganz angst geworden
ist und er endlich ganz gutwillig gesagt hat: „Ja, ich will
schon, kommt's nur morgen, daß Ihr die Ausnahme macht!"
S t r o h b a u e r: „ Aber Reißmeicr, war um seid Ihr
denn heut' gar so verdrießlich?"
Reißmeicr: „Nu, da soll einer »it verdrießlich, nit
fuchsteufelswild werden, wenn man für eine Sach' zehnmal
mehr ausgeben muß, als sie werth ist! — Ich bin die vorige
Woch' hergegangen und Hab' den Lehrbub'n, den Strick, e
Bißl zerzaust und Hab' ihn ganz einfach bei de zwei Arm'
genommen und ihn etwas kräftig gepackt und aufgehoben und
ihn gefragt: „Willst Du mir aufmerkeu künftig, oder nit?"
— D'rauf laß' ich ihn los — und was thut mir der Kerl?
— Er läuft heim und sein Vater, der Tropf, verklagt mich
andern Tags bei der Polizei. — Die Arm' sind ihm freilich
da, wo ich den Buben gepackt gehabt Hab', ein Bißl schwarz
und blau geworden, und ich, ich muß Euch, Kosten und
Entschädigung zusammen gerechnet, für den einfältigen Farben-
druck 25 Gulden bezahlen. — Da sag' mir Einer noch, daß
ein Farbendruck heut' zu Tag billig ist!
Sprüchlein der Hexe von Endor.
So ein Mann Dich wählt zur Seinen,
Schönes Mägdlein, so beharre,
Daß mit Dir er und den Deinen
Ueber Land und Berge fahre;
Vor der Hochzeit — viele Tage,
Lerne ihn im Schlafrock kennen,
Dann erst, holdes Liebchen, sage,
Ob Du ihn kannst Gatten nennen. —
Sieh auch, wie er sich betrachte
Schöne Mägdlein auf dem Wege,
Ob er spottend sie verachte,
Ob er sie zu loben pflege. —
Lobt er sie, so ist er ehrlich,
Und Du glücklich wohl zu preisen, —
Thut er's nicht, so ist er's schwerlich!
Schick ihn dann allein auf Reisen.
Der bescheidene Wohlthäter.
Sainmelt eifrig Spenden für die Armen
In der Stille und Bescheidenheit.
Schön ist Mitgefühl, Erbarmen,
Wenn von Nebenabsicht sie befreit.
Aber jede rühmliche Bedeutung
Weg von Eurem Verdienste fällt;
Schnurstracks setzet Ihr es in die Zeitung,
Daß es laut vernchm' die ganze Welt.
Manches runde Sümmchen Hab' seit Jahren
Für die Armen eingesammelt ich;
Hat es irgend Einer je erfahren? —
O gewiß nicht! Ich behielt's für mich.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Theuere Waare" "Der bescheidene Wohlthäter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 39.1863, Nr. 963, S. 198
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg