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g Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- java Erscheinen wöchenllich ein Mal. Subscriplions- ,,

Handlungen, sowie von allen Postämtern und W- - preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr.

Zeitu ngöcrpeditionen angenommen._ ob. 2 Rtlilr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/- Sgr.

Der Rehback.

(Schluß.)

„Apropos, Commerzienrath, was ich Sie noch fragen
wollte," sagte er aber beim Weggehen, „die Rippen inwendig
sehen so anffallend roth aus, woher kommt das? er ist doch
frisch?"

„Lieber, bester Freund, von gestern. Ich habe ihn aber
auf den Stich geschossen. Sie werden auch kein Kugelloch
in der Decke finden, die Kugel ist ihm wohl in der einen
l Niere sitzen geblieben und da wir ihn nicht gleich fanden und
aufbrechen konnten, hat das vielleicht ein wenig die Rippen
gefärbt. Bei einem Keulenschuß ist ja manchmal die ganze
eine Keule mit Blut unterlaufen."

„Allerdings; na mir lauft das Wasser schon im Mund
zusammen, wenn ich an den Braten denke," sagte der Rechts-
, anwalt. „ Also Gottbefohlen, Commerzienrath, und wenn ich
! Ihnen irgend einmal gefällig sein kann — Sie wissen ja."

Wie er fort war, ging der Commerzienrath eine ganze
Weile in seinem Comptoir auf und ab, und rieb sich — still
vor sich hin lachend die Hände. Er war ganz ausnehmend
vergnügt heute und wünschte sich nur, im Stillen unbemerkter
Zeuge sein zu können, wenn der Rechtsanwalt den „delikaten
Braten" verzehrte.

„Aber was thut's," nickte er dann still mit dem Kopf
vor sich hin, „er wird ihm wie Zucker schmecken, denn er
weiß ja nichts davon. Lieber Gott, was essen mir nicht
Alles zusammen und wenn wir manchmal wüßten, wo es
her kommt, die Haut würde uns schaudern und der Magen
sich umdrehen."

Am zweiten Tag darnach erhielt er voin Rechtsanwalt
Schröter einen kleinen Brief.

„Lieber Freund, Sie würden mich sehr verbinden, wenn

Sic morgen Mittag einen delikaten Rehbraten mit uitö
verzehren wollte». Für guten Wein ist gesorgt.

„Ja wohl," lachte der Commerzienrath, als er die Zei-
len überlas, „das habe ich mir gedacht, und weiter fehlte mir
gar nichts."

Er ging an seinen Secretair und schrieb:

„Lieber Rechtsanwalt!

Ich bedaure unendlich Ihr freundliches Anerbieten ans-
schlagen zu müssen — aber eben vor wenig Augenblicken
habe ich erst eine andere Einladung auf morgen angenommen.
Ein ander Mal —

Ihr alter Freund

Delrath."

„So," sagte er, indem er das Blatt in ein Couvert
schloß, und adressirte, — „ich wollte allerdings bei Schntte's
gerade absagen lassen, jetzt bleibt mir aber doch nichts anderes
übrig, als hinzugeh'n, um nur dem verdammten Rehbraten
auszuweichen."

Rasch schrieb er noch ein paar Zeilen an den Rcgier-
ungsrath Schütte, die sein Diener forttragen mußte, während
er das Mädchen zu Schröter's hinüberschickte, um einen
möglichen Jrrthum zu vermeiden, und dann setzte er sich
wieder, außerordentlich mit seiner diplomatischen Tüchtigkeit
zufrieden, zum Arbeiten nieder.

Regicrungsrath Schütte war — ebensowohl wie Belrath,
ein alter Junggeselle, hielt aber außerordentlich viel auf
einen guten Tisch und besonders auf ein treffliches Glas
Wein, und Belrath, ei» Kenner in beiden Dingen, besuchte



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