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Die Ochsrn-Bärbel.

(Fortsetzung.)

Isabelle lachte und fragte weiter: „Malt er denn nur
Bäume und Ruinen, Bärbel?"

„Ruinen? O der malt Ihnen Alles: Berge und Häuser,
Menschen und Vieh — Alles miteinander!"

„Da hätte mich an Ihrer Stelle Herr Sprandler ge-
wiß schon malen müssen," meinte Isabelle.

„Er hat 's auch barduh haben wollen! Aber, seh'n
Sie, ich Hab' gesagt, 's sei genug am Thurm und Linden-
baum — mich kriege er nicht auf sein Papier! Ja so Hab' ich
gesagt, und er hat rechtschaffen gelacht. Im Uebrigen, Fräu-
lein Bella, sind wir aber ganz gilt Freund miteinander, ich
und der Herr Sprandler, und er hat immer ivas mit mir
zu dischkuriren, wenn ich ihm sein' Sach' in Ordnung bringe.
Die Stine sieht er nicht gern in seiner Stube hantiren; er
sagt: sie sei eine Gans und bringe ihn zur Verzweiflung:
und so unrecht hat er nicht — die ist dumm von Haus aus."

„Bleibt er denn für immer hier?"

„Ei bei Leib' nicht! Er ist nur für den Sommer da,
nachher geht er wieder in die Stadt. Er will auch nach —
nach — wie heißt nur gleich das Nest? Talien — Ta —"

„Italien vielleicht?" fiel das junge Mädchen lächelnd ein.

„Richtig, so heißt's! 's liege weit über'm Bodensee
drüben, bei Mailand oder dort herum. Wer nun was Rechtes
werden will von den Malern, der muß erst dorthin, wo ein
gar gutes Leben sein soll. Können Sie 's glauben? Immer-
fort ist 's Sommer, man braucht zur Winterszeit gar nicht
einzuheizen. Und da sitzen Ihnen die Herren Maler den
lieben langen Tag auf prächtigen Marmorsteinen draußen her-
um und zeichnen ihre Sachen auf's Papier, und schöne Jung-
fern schlagen 's Klavier dazu und singen, daß Einem ist, als
>vär' man ini Himmel. Hat man Hunger und Durst, so

braucht man nur die Hand auszustrecken nach einer Pomeranze
oder Traube; auch sollen gar gute Nudeln dort wachsen, hat
er mir weiß machen wollen, aber seh'n Sie: so dumm bin
ich nicht, daß ich 's glaube; er macht mitunter gern ein Späß-
chen — seh'n Sie!"

„Ja, er muß ein rechter Schalk sein, der Herr Sprand-
ler!" sagte Isabelle, in ein herzliches Gelächter ausbrechend.
„Aber, Bärbel, wenn es sich so gut wie im Himmel in
Italien leben läßt, warum geht er denn nicht gleich hin, um
als berühmter Maler zurückzukommen?"

„Ja, das hat seinen Haken," erwiderte die Alte, ihre
etwas gellende Stimme dämpfend. „Seh'n Sie, Kind, er
ist arm und auf eine so weite Reise braucht man gar viel
Geld. Doch das werde schon noch kommen, meint er, er
dürfe sich nur das Warten nicht verdrießen lassen."

„Woher erwartet er denn Geld, Bärbelchen?"

„Ja, seh'n Sie, Fräulein Bella! so ganz verstehe ich 's
selber nicht," sagte Bärbel und fuhr geheimnißvoll fort: „Er
muß eine gute Freundin haben irgendwo in der weiten Welt
draußen. Er sagt: müßt' er, wo sie zu finden wäre, er
thät' ihr gleich seine Aufwartung machen. Doch, meint er,
es sei so ihre Gewohnheit, oft lange nichts von Einem wissen
zu wollen, auf einmal aber könne sie dastehen mit einem
Geldsack unter dem Arm."

„Wie soll sie denn aussehen, diese gute Freundin?
Schön? jung?"

„Econträr! eine alte Person soll 's schon sein, aber
noch gar schön und lieblich, und wenn sie Einem zulächle, so
sei 's vorbei mit allen Sorgen. Es muß ein verführerisches j
Frauenzimmer sein — mir gefällt 's nur halb:, so alt, und
junge Leute noch anlächeln!"
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