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Handlungen, sowie von allen Postämtern und J^1**** preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. '
j Zeitungsexpeditionen angenommen._ od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9kr. od. 2'/, Sgr.
Der Bürgermeister als Nachtwächter.
Endlich! endlich — wurde Florian Dickmeier nach zwanzig-
jährigem Harren Bürgermeister von Linsenfeld. Siegreich trat
er aus der Wahlurne hervor, der große Mann des kleinen
Dorfes.
Heute nun sitzt er, wie ein Held nach gewonnener Schlacht,
auf dem Rathhause, und erläßt die neuen Gesetze für seine
treuen Unterthanen. Seine erste mächtige Handlung auf diesem
erhabenen Gebiete ist die Abschaffung des Nachtwächters; denn
er will damit beweisen, daß ein echter Gemeindevorsteher, dem
es wirklich um das Wohl seiner Gemeinde zu thun ist, diesen
großen Dienst selbst thun kann. Würdevoll wird der große
erhabene Entschluß des großen Mannes erlassen, und mit lau-
tem Jubel von Mund zu Mund getragen.
Jetzt steigt er wie ein Cäsar vom Rathhaus herab und
wendet sich würdevoll, von der Dorfjugend umjubelt, nach
seiner Wohnung, um in die süßen Arme seiner Gattin zu
eilen, die von nun an Frau Bürgermeisterin ist. Jetzt wäre
Florian Dickmeier der glücklichste Mann der Welt, denn seiner
Gattin vermochte er nun den Bürgermeisterhut zu Füßen zu
legen, wenn nicht ein Etwas gewesen wäre. Und dieses Etwas
verbitterte nun unablässig sein großes Glück. Der Rathschrei-
ber nämlich, der ein bedeutendes Vermögen geerbt und sich
nun in den Ruhestand zurückgezogen, hatte sich mit Leib und
Seele in seine Gattin verliebt. Oh, wenn er daran dachte,
daß er sie ihm entführen könnte! — Oh dann, dann wünschte
er ihn in's Verderben!
Aber Florian Dickmeier ist ein großer Mann, der mit
Würde trägt, was ihm der Rathschreiber auferlegt. Er ist
ein Mann der Situation, der mit seinem Schicksal kämpfen
kann. Huldreich nimmt er die Huldigungen der lieben Dorf-
jugend entgegen, und ersteigt dann die Stufen seines Palastes.
Gänse, Hühner, Enten und Schweine gackern, schnattern und
grunzen dem neuen Bürgermeister ihre Huldigungen entgegen.
Huldvoll nickte er auch ihnen zu. Da tritt mit einem
Male ihm seine Gattin entgegen. Ihr Angesicht ist blaß,
ihre Augen verweint, das Haar verwirrt, eine Gestalt, die
in Wehmuth vergehen will.
Lange blickt sie den neuen Bürgerpräsidenten an, mit einem
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Handlungen, sowie von allen Postämtern und J^1**** preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. '
j Zeitungsexpeditionen angenommen._ od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9kr. od. 2'/, Sgr.
Der Bürgermeister als Nachtwächter.
Endlich! endlich — wurde Florian Dickmeier nach zwanzig-
jährigem Harren Bürgermeister von Linsenfeld. Siegreich trat
er aus der Wahlurne hervor, der große Mann des kleinen
Dorfes.
Heute nun sitzt er, wie ein Held nach gewonnener Schlacht,
auf dem Rathhause, und erläßt die neuen Gesetze für seine
treuen Unterthanen. Seine erste mächtige Handlung auf diesem
erhabenen Gebiete ist die Abschaffung des Nachtwächters; denn
er will damit beweisen, daß ein echter Gemeindevorsteher, dem
es wirklich um das Wohl seiner Gemeinde zu thun ist, diesen
großen Dienst selbst thun kann. Würdevoll wird der große
erhabene Entschluß des großen Mannes erlassen, und mit lau-
tem Jubel von Mund zu Mund getragen.
Jetzt steigt er wie ein Cäsar vom Rathhaus herab und
wendet sich würdevoll, von der Dorfjugend umjubelt, nach
seiner Wohnung, um in die süßen Arme seiner Gattin zu
eilen, die von nun an Frau Bürgermeisterin ist. Jetzt wäre
Florian Dickmeier der glücklichste Mann der Welt, denn seiner
Gattin vermochte er nun den Bürgermeisterhut zu Füßen zu
legen, wenn nicht ein Etwas gewesen wäre. Und dieses Etwas
verbitterte nun unablässig sein großes Glück. Der Rathschrei-
ber nämlich, der ein bedeutendes Vermögen geerbt und sich
nun in den Ruhestand zurückgezogen, hatte sich mit Leib und
Seele in seine Gattin verliebt. Oh, wenn er daran dachte,
daß er sie ihm entführen könnte! — Oh dann, dann wünschte
er ihn in's Verderben!
Aber Florian Dickmeier ist ein großer Mann, der mit
Würde trägt, was ihm der Rathschreiber auferlegt. Er ist
ein Mann der Situation, der mit seinem Schicksal kämpfen
kann. Huldreich nimmt er die Huldigungen der lieben Dorf-
jugend entgegen, und ersteigt dann die Stufen seines Palastes.
Gänse, Hühner, Enten und Schweine gackern, schnattern und
grunzen dem neuen Bürgermeister ihre Huldigungen entgegen.
Huldvoll nickte er auch ihnen zu. Da tritt mit einem
Male ihm seine Gattin entgegen. Ihr Angesicht ist blaß,
ihre Augen verweint, das Haar verwirrt, eine Gestalt, die
in Wehmuth vergehen will.
Lange blickt sie den neuen Bürgerpräsidenten an, mit einem
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Bürgermeister als Nachtwächter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Zweispitz <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 51.1869, Nr. 1272, S. 169
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg