Amerikanische Briefe.
Ankunft in Neu-Orleans eigentlich gar nichts mehr wogen
und ich wenigstens für meine Person, Gottlob! keinen Laub-
thalcr mehr werth war. Unser menschenfreundlicher Kapitän
wußte übrigens bei der Ankunft in Neu-Orleans die Sachen
noch so zu ordnen, daß wir ungcwicgt davon kamen, indem
die amerikanischen Mauthbeamtcn gegen einige Goldstücke, die
wir durch Bermitteluug unseres braven Lumb springen ließen,
bei unserer Landung, Gottlob! keine Notiz von unsrer Menschen-
würde nahmen und uns ungehindert an das Ufer steigen ließen.
Das Alles Dank den Bemühungen des braven Lumb, den ick
Ihnen deßhalb, nebst dem ewigen Juden, nochmals unbedingt
zur Ueberfahrt empfehle, denn wie gesagt, der Kapitän Lnmb
ist eine jener gemüthlichen Naturen, zu denen sich ein ehrliche^
Germane mit unwiderstehlicher Gewalt hingezogen fühlt, und
sicherlich ist es eitel Verläumvung, wenn man ihn
hier der Prellerei an den von ihm über den Ocean
Transportirten zeiht.
Unterwegs hungerten wir also frischweg, in
der Absicht, uns so federleicht als möglich zu
machen, weil 12 kr. Eingangszoll pr. Pfund am
Ende doch kein Spaß war, und nebenbei versicherte
uns auck der Kapitän Lumb, daß das Hungern
überhaupt während einer Seereise zuträglich und
die Gesundheit fördernd sei. Ein trefflicher Mann,
dieser Kapitän Lumb! Obgleich uns nun der Hunger
gewissermaßen nicht schwer siel, insofern als wir
uns im theuern Baterlande so ziemlich daran ge-
wöhnt hatten, so muß ich doch gestehen, daß
unsere Herzen insgcsammt freudig bewegt waren,
In Neu-Qrlcans war unsers Bleibens nicht lange, und nach
den nöthigen Erkundigungen brachen wir gegen das Innere des
Landes auf, den Rio grandc auswärts, an dessen Usern wir um einen
Laubthaler einen Strich Landes gekauft hatten, welcher. Gottlob!
mindestens so groß war als das Fürstenthum Hohenzollern-
Sigmaringen. Mit der Reise auf dem Rio grande begannen
als wir in Neu-Orleans wieder Wirthshäuser zu Gesicht be-
kamen. Wir thaten uns acht Tage lang bene, und erlangten,
Gottlob! nach und nach
wieder einen gewissen Zu-
stand von Feistheit, der
jenen, iu welchem Sie
uns von Knollingen schei-
den sahen, um ein Nam-
haftes hinter sich zurück-
läßt.
Daß unsere Fahrt, Gottlob! ohne Abcnihcuer war, wissen
Sie bereits; wir kamen sämmtlich glücklich in der neuen Welt
an, und meine Familie hatte sich unterwegs sogar eines Zu-
wachses zu erfreuen, indem die alte Diana vier schwarz und
weiß Gesteckten, Gottlob! das Leben schenkte. Der Gesundheits-
zustand der 46 Köpfe, welche Knollingcn verließen, läßt dem-
nach nichts zu wünschen übrig, und da wir außerv.m in einer
unbegreiflichen Eintracht lebe», so ist unser Dasein ein wahr-
glückliches, abgerechnet die kleinen Unannehmlichkeiten,
welche immer mit der Niederlassung in einem fremden Lande,
wo es wilde Bestie» gibt, verbunden sind. Gottlob!
welche, da der Zoll 12 kr. pr. Pfund beträgt, selbst den aller-
ordinärsten Baucrlümmel mindestens 10 Kronenthaler werth
macht. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß dies lästig
ist, allein die Amerikaner wollen dadurch, wie uns Kapitän
Lump belehrte, dem Menschen und Weltbürger einen Begriff
von seiner Bedeutung geben, und durch die Erhebung dieser
Steuer die Würde des Menschen und Bürgers zur notorischen
Anerkennung bringen. Auf dieses Gesetz nun machte uns der
edle Lumb im Vertrauen aufmerksam, und Sie können sich
wohl denken, daß wir die Würde des Menschen so niedrig
als möglich auschlugen, und uns seit jener vertrauungsvollen
Mitthcilung einer Enthaltsamkeit und Mäßigung befleißigten,
welche uns nachgerade so spindeldürr uiachtcii, daß wir bei der
Ankunft in Neu-Orleans eigentlich gar nichts mehr wogen
und ich wenigstens für meine Person, Gottlob! keinen Laub-
thalcr mehr werth war. Unser menschenfreundlicher Kapitän
wußte übrigens bei der Ankunft in Neu-Orleans die Sachen
noch so zu ordnen, daß wir ungcwicgt davon kamen, indem
die amerikanischen Mauthbeamtcn gegen einige Goldstücke, die
wir durch Bermitteluug unseres braven Lumb springen ließen,
bei unserer Landung, Gottlob! keine Notiz von unsrer Menschen-
würde nahmen und uns ungehindert an das Ufer steigen ließen.
Das Alles Dank den Bemühungen des braven Lumb, den ick
Ihnen deßhalb, nebst dem ewigen Juden, nochmals unbedingt
zur Ueberfahrt empfehle, denn wie gesagt, der Kapitän Lnmb
ist eine jener gemüthlichen Naturen, zu denen sich ein ehrliche^
Germane mit unwiderstehlicher Gewalt hingezogen fühlt, und
sicherlich ist es eitel Verläumvung, wenn man ihn
hier der Prellerei an den von ihm über den Ocean
Transportirten zeiht.
Unterwegs hungerten wir also frischweg, in
der Absicht, uns so federleicht als möglich zu
machen, weil 12 kr. Eingangszoll pr. Pfund am
Ende doch kein Spaß war, und nebenbei versicherte
uns auck der Kapitän Lumb, daß das Hungern
überhaupt während einer Seereise zuträglich und
die Gesundheit fördernd sei. Ein trefflicher Mann,
dieser Kapitän Lumb! Obgleich uns nun der Hunger
gewissermaßen nicht schwer siel, insofern als wir
uns im theuern Baterlande so ziemlich daran ge-
wöhnt hatten, so muß ich doch gestehen, daß
unsere Herzen insgcsammt freudig bewegt waren,
In Neu-Qrlcans war unsers Bleibens nicht lange, und nach
den nöthigen Erkundigungen brachen wir gegen das Innere des
Landes auf, den Rio grandc auswärts, an dessen Usern wir um einen
Laubthaler einen Strich Landes gekauft hatten, welcher. Gottlob!
mindestens so groß war als das Fürstenthum Hohenzollern-
Sigmaringen. Mit der Reise auf dem Rio grande begannen
als wir in Neu-Orleans wieder Wirthshäuser zu Gesicht be-
kamen. Wir thaten uns acht Tage lang bene, und erlangten,
Gottlob! nach und nach
wieder einen gewissen Zu-
stand von Feistheit, der
jenen, iu welchem Sie
uns von Knollingen schei-
den sahen, um ein Nam-
haftes hinter sich zurück-
läßt.
Daß unsere Fahrt, Gottlob! ohne Abcnihcuer war, wissen
Sie bereits; wir kamen sämmtlich glücklich in der neuen Welt
an, und meine Familie hatte sich unterwegs sogar eines Zu-
wachses zu erfreuen, indem die alte Diana vier schwarz und
weiß Gesteckten, Gottlob! das Leben schenkte. Der Gesundheits-
zustand der 46 Köpfe, welche Knollingcn verließen, läßt dem-
nach nichts zu wünschen übrig, und da wir außerv.m in einer
unbegreiflichen Eintracht lebe», so ist unser Dasein ein wahr-
glückliches, abgerechnet die kleinen Unannehmlichkeiten,
welche immer mit der Niederlassung in einem fremden Lande,
wo es wilde Bestie» gibt, verbunden sind. Gottlob!
welche, da der Zoll 12 kr. pr. Pfund beträgt, selbst den aller-
ordinärsten Baucrlümmel mindestens 10 Kronenthaler werth
macht. Sie werden mit mir einverstanden sein, daß dies lästig
ist, allein die Amerikaner wollen dadurch, wie uns Kapitän
Lump belehrte, dem Menschen und Weltbürger einen Begriff
von seiner Bedeutung geben, und durch die Erhebung dieser
Steuer die Würde des Menschen und Bürgers zur notorischen
Anerkennung bringen. Auf dieses Gesetz nun machte uns der
edle Lumb im Vertrauen aufmerksam, und Sie können sich
wohl denken, daß wir die Würde des Menschen so niedrig
als möglich auschlugen, und uns seit jener vertrauungsvollen
Mitthcilung einer Enthaltsamkeit und Mäßigung befleißigten,
welche uns nachgerade so spindeldürr uiachtcii, daß wir bei der
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Amerikanische Briefe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
bitte kopieren
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)