Fliegende Blätter (6.1847 (Nr. 121-144))

Ein alter, morscher Nußbaum stand.
Gebeugten Stamms, an Baches Rand.

Die Lalenbürger sinnen nach.

Was wohl dem Baume fehlen mag.

„Es ist einstimmig beschlossen worden, die nächste General-
versammlung anno 1849 in Breslau abzuhalten, und dort
zunächst die wichtige Frage zu erörtern, warum wir eigentlich
in diesem Jahre hier zusammen gekommen sind."

14 Historia von den

Doch der Both bemüht sich nicht gar sehr:

Der Verstand ist schwach, der Wille noch mehr.

„Der Regen nur hat ihn angeschwellt,

Ich wart', bis das Wasser wieder fällt."

Der Fluß nimmt ab, er nimmt auch zu,

Der Both er wartet in guter Ruh.

„Der Strom ist groß, die Quelle ist klein,

Da muß was anders dahinten sein."

Der Fluß rinnt fort, und immer fort,

Der Both geduldt sich am selben Ort.

„DaS Wasser, ich kann's ja leicht fließen seh'n!"

Es muß doch endlich zu Ende geh'n!"

Der Both er harrt bis zu dieser Frist,

Wenn er nicht zeithero verstorben ist.

Achtzehntes Abenteuer.

Wie die Lalenbürger einem Nußbaum anfhelsen wollen.

Lalenbürgern.

Seht, wie er die welken Zweige streckt.

Und wie mit Rüsseln nach Wasser leckt!

Drum Helsen wir gleich dem Uebel ab.

Und retten wir ihn vom frühen Grab.

„Denn alles und jedes zu Grunde geht,

Wo nicht der Staat zu Hilfe steht."

Alsbald steigt einer dem Baum ams Dach;

Der Ast bricht — jener pflumpst in den Bach.

Ein andrer folgt; es faßt ihn beim Schopf,
Und schlägt ihm flugs wurzab den Kopf.

Run bringen sie drauf viel Aerte herbei
Und hauen dem Baum die Wurzel entzwei.

Und sieh! der Baum nun finkt und trinkt,

Bis er zuletzt vertrinkt und versinkt.

Und also ist, der Staatskunst wegen.

Der arme Nußbaum unterlegen.

(Fortsetzung folgt.)

Eine deutsche Generalversammlung.

Der Ein' meint dieß, der Andere das,

Der drill': „Es fehlt ihm das nöthige Naß.