Klassische Stücklein. 61
Nro. 1.
*)
Wo die Welt von schlechter Presse,
Von der Kammern Streit,
Vom Skandal der Preßprozeffe
Völlig ist befreit.
Drunten nun die Würmer speist er.
Ließ uns hier zurück,
Daß wir censorlosen Geister
Feiern unser Glück.
Bringet her die letzten Gaben,
Stimmt die Todtenklag'!
Alles sei mit ihm begraben,
Was ihn freuen mag.
Gebt, den Leichnam zu umwickeln,
Sanft und säuberlich.
Jene Unzahl von Artikeln,
Die der Edle strich.
Auch die Scheere scharf geschliffen.
Die des Denkers Kopf,
Rasch mit drei geschickten Griffen
Schälte bis zum Zopf.
Röthel auch, fich selbst zu streichen,
Gebt dem großen Mann,
Daß er droben thu' desgleichen
Wie er hier gethan!
Seht, da liegt er auf dem Sopha,
Wagrccht liegt er da,
So wie sonst, wenn er die Nova
Aus Paris durchsah.
Doch wo ist die Kraft der Fäuste,
Wo des Griffels Blitz,
Der noch jüngst im fremden Geiste
Strich den besten Witz?
Wo die Brillen maulwurfshelle,
Die der Freiheit Spur
Folgten in der trüben Welle
Neu'ster Lit'ratur?
Diese Finger, die gewaltig
Wütheten im Druck,
In Zournälern hundertspaltig,
Im Vignetten - Schmuck ?
Diese Rechte, die da immer
Nahm und niemals gab?
Seht, die Rechte hebt fich nimmer,
Seht, fie hängt herab.
Wohl ihm, er ist hingegangen,
Wo kein Druck mehr ist,
Wo nur solche Blätter prangen,
Die kein Ceusor liest;
') Wcrgl. Schiller« »Natowessische Todlcnklage.
Nro. 1.
*)
Wo die Welt von schlechter Presse,
Von der Kammern Streit,
Vom Skandal der Preßprozeffe
Völlig ist befreit.
Drunten nun die Würmer speist er.
Ließ uns hier zurück,
Daß wir censorlosen Geister
Feiern unser Glück.
Bringet her die letzten Gaben,
Stimmt die Todtenklag'!
Alles sei mit ihm begraben,
Was ihn freuen mag.
Gebt, den Leichnam zu umwickeln,
Sanft und säuberlich.
Jene Unzahl von Artikeln,
Die der Edle strich.
Auch die Scheere scharf geschliffen.
Die des Denkers Kopf,
Rasch mit drei geschickten Griffen
Schälte bis zum Zopf.
Röthel auch, fich selbst zu streichen,
Gebt dem großen Mann,
Daß er droben thu' desgleichen
Wie er hier gethan!
Seht, da liegt er auf dem Sopha,
Wagrccht liegt er da,
So wie sonst, wenn er die Nova
Aus Paris durchsah.
Doch wo ist die Kraft der Fäuste,
Wo des Griffels Blitz,
Der noch jüngst im fremden Geiste
Strich den besten Witz?
Wo die Brillen maulwurfshelle,
Die der Freiheit Spur
Folgten in der trüben Welle
Neu'ster Lit'ratur?
Diese Finger, die gewaltig
Wütheten im Druck,
In Zournälern hundertspaltig,
Im Vignetten - Schmuck ?
Diese Rechte, die da immer
Nahm und niemals gab?
Seht, die Rechte hebt fich nimmer,
Seht, fie hängt herab.
Wohl ihm, er ist hingegangen,
Wo kein Druck mehr ist,
Wo nur solche Blätter prangen,
Die kein Ceusor liest;
') Wcrgl. Schiller« »Natowessische Todlcnklage.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Klassische Stücklein Nro. 1"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
"Literarische Todenklage"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)