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Soldatenstücklein.

I zu, während Eberhard zu sich selber sprach: „Wenn ich er
wäre, blieb' ich in Gottes Namen auf dem Spreusack liegen.

! Ein Thor, der mehr lhul als er muß."

Der verdächtige Schein am Himmel war offenbar eine Feuers-
brunst, doch in sehr weiter Ferne. Aufmerksam ras zitternde
j Spiel der Lohe ins Auge fassend, fragte der Haupmiann seinen
j Begleiter, so wie den Unteroffizier und die Mannschaft der
^ Thorwache um ihre Meinung, Keiner war der Gegend kundig,
dennoch wollte jeder ganz genau den Ort des Feuers bezeich-
nen; der eine nannte eine Stadl, der andre ein Tors, der
| dritte ein Schloß, der vierte einen Wald; alles kam an die
Reihe, nur nicht das Wasser. „Ihr wißt just soviel als wie
ich," sagte endlich der Hauplmann, und wollte dem Unter-
offizier noch besonders einschärsen, jede einlreffende Nachricht
sofort zu melden, als er, plötzlich sich selber unterbrechend:
„Bst!" machte. Dann fragte er: „Vernehmt ihr nichts?" —
„Nein! Doch ja, cs raffelt wie von einem Gefährt." —

So war's. Roß und Wagen kamen des Weges einher,
und zwar ziemlich eilig. „Halt!" ries der Posten über der
äußern Zugbrücke. Der Wagen hielt und der Fuhrmann be-
gehrte Einlaß, zuversichtlich wie einer, dem das gute Recht
j zustehl. „Wird schwerlich angehen," brummte der Posten,
! während der Hauptmann aus die Berme hinaussteigend fragte:
„Woher kommst du, Mann? Weißt du nicht, wo's brennt?"
Statt der rauhen Kehle des Fuhrknechles antwortete eine klare
Silberstimme: „Ist ers, lieber Haupimann Eckbrecht?" —
i „Herr im Himmel," ries der aus: „Fräulein Romana. Wie
kommt das Fräulein bei Nacht und Nebel daher? Wo ist die
Frau Mutter?" — „Ich bin auch da," gab eine andre Frauen-
stimme Bescheid: „doch macht, daß wir in Sicherheit kommen.
Eine französische Stteifparrei hat die Gegend überfallen. Mit
genauer Noch sind wir entronnen. Möglich, daß der Feind
uns auf der Ferse folgt. Darum lass der Herr schleunigst öffnen."

So geht's im Kriege zu. Draußen harrten, achemlos von
der Hast ihrer Flucht, des Befehlshabers Weib und Kind. Sie
konnten nicht zur sichern Freistätte eingelassen werden, bevor
der Thorschlüffel von der Burg geholt worden, und wären
tausend Feinde hinter ihnen her gewesen. Doch wären sie keinen-
falls ganz ohne Vertheidigung geblieben. Eckbrechl hieß die
Thorwache mit geladenem Gewehr zur Brustwehr, die Stück-
knechle mit glimmender Lunte zu den Geschützen treten. Er
selber sprang beherzt in den trockenen Graben hinab, schwang
sich über die Gegenböschung und stand beim Wagen, als echter
Ritter zur Vertheidigung der Frauen bereit.

Rach des Zeitalters An und Sitte sühne der Krieger die
i Seinen mit sich aus allen Heereszügen. Da es schier überall
Krieg gab, waren Frauen und Mädchen im Feldlager noch am
| Besten aufgehoben. Frau Gertrud und ihre Tochter Romana,
> des Oberstwachtmeisters Weib und Kind, fühlten sich ebenfalls
nirgends so sicher, als unter Wernhers Degen. Einige Tage
zuvor hatten sie einen Ausstug unternommen, um der dringen-
den Einladung einer Freundin zu genügen: sie hatten dabei,
wie alle meinten, nichts zu befahren gehabt. Ter Feind stand
weit weg im Westen, seit Wochen unthäkig und allem Anschein

nach geneigt, in tiefster Ruhe den Erfolg schwebender Unter-
handlungen abzuwarten.

Gertrud und Romana reichten dem ritterlichen Freund die
Hände dar. In seiner Nähe spürten sie keine Angst mehr,
und warteten geduldig aus das Fallen der Zugbrücke. Mit
geläufiger Zunge erzählte das Fräulein dem Hauprmann die
Erlebnisse der letzten Tage, die Einzelheiten ihrer Flucht. —
„Ein rechtes Glück war es für uns," sagte sie dabei: „daß
die wälschcn Schalksknechte ihre Mordbrennergelüste überall
büßen müssen. Flackernde Dörfer erregten zuerst unsere Auf-
merksamkeit. Mir schwante gleich nichts Gutes. Ohne Verzug
befahl ich, die Pferde vom Feld hereinzuholen, den Wagen aus
dem Schupfen zu bringen, die Räder zu schmieren." Gertrud
unterbrach ihre Tochter: „Das Mädel war Feuer und Flamme,

und hatte den Kops auf dem rechten Fleck sitzen. Ter Herr
mag's nun glauben oder nicht, aber Seine Majestät der Kaiser
verliert an der Romana einen tüchtigen Offizier." — „Einen
an ihr, den andern an sie," flüstert? Eckbrecht in des Mägd-
leins Ohr. Romana hörte nicht daraus, sondern fuhr fort:
„Die Frau Mutter ist immer gleich so erschrocken, als fühlte
sie schon das Feuer an den Nägeln: so wundert sie sich renn,
wie ein anderes in der Gefahr nicht alle fünf Sinne einbüßt.
Ich hatte aber recht, keine Zeit zu verlieren. Bald kam die
Nachricht, daß es Franzosen waren, die auf dem platten Lande
sengten und brennten. Als wir aus der Höhe des Kreuzberges
dahin fuhren, sahen wir einen Schwarm vom jenseitigen Ab-
hang zur Aa hinuntersprengen. Stämme und Sttäuche ent-
zogen uns ihren Blicken; doch wenige Augenblicke früher, und
fie hätten uns am gelichteten Abhang leicht entdeckt, nicht
minder leicht eingeholt." — Eifrig fügte Gertrud hinzu: „Es
war auch mehr als verwegen, grade diesen Weg zu wählen.
Unsere Gastfreunde hatten uns vorgeschlagen, sie zu ihrem
sichern Schlupfwinkel zu begleiten. Doch Romana wollte lieber
Leib und Leben wagen, als den Vater der sorgenvollsten
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Soldatenstücklein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
fehlerhafte Seitenzahl 110, eigentlich 106

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Dietz, Feodor
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Soldat <Motiv>
Bitte <Motiv>
Karikatur
Frau <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 134, S. 106
 
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