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166 Adresse deutscher Gattinnen «ud Hausfrauen au ihre Ehemänner.

und die Politik, die unhellvolle Politik hat die Liebe
auS ihren Herzen verscheucht! — Sprechen wir von
nothwendigem Kinderzeug, so reden fie von der
Wiederherstellung Polens! Sprechm wir von der
Ungeschicklichkeit der Dienstboten, so reden fie von
der verkehrten Politik Metternichs — verlangen wir
ihre Begleitung zum Spaziergang, so müffm fie
aufs RatbhauS, oder in den Club, oder zum Erer-
ziren! Beim Erwachen ist das erste Wort die Zei-
tung, beim Schlafengehen — gewöhnlich 12 oder
1 Uhr Morgens! — das letzte Wort die Zeitung!
Beim Frühstück wird uns kein Blick gegönnt, die
Zeitung aber verschlungen, beim Mittagessen kein
anderes Wort gesprochen, als was wohl die Zei-
tungen Abends bringen werden! Beim Abendessen
bereitm fie fich auf die Reden vor, welche fie im

Die deutschen Frauen, bedroht in ihrem Höchsten und
Heiligsten — in dem Schooße ihrer Familien durch die jetzt
herrschende und alles durchdringende Gährung und Aufregung
der Gemülher, können nicht umhin, auch ihrerseits Befürch-
tungen und Besorgnisse laut werden zu lassen, zumal da die
in Frankfurt aufgetauchte und verfochtene republikanische Re-
gierungsiorm, wenn gleich dermalen bekämpft und unterlegen,
fie für die Aufrechthaltung des monarchischen Prinzips auch
in der Ehe in Zukunft ernstlich besorgt machen must.

Diese Befürchtungen betreffen die Entfremdung sämmtlicher
Eheherren von allem, was Haus, Familie, Kinderzucht betrifft,
ja selbst die Lockerung der Bande ehelicher Liebe!

Hier muß eine schleunige, gründliche Abhilfe geschehen, wenn
nicht der Staat in seiner Grundveste erschüttert werden soll!

Wir lebten still und harmlos und in süßester Einttacht
mit unseren Männern, bis die unglückselige ftanzöfische Revo-
lution ihrer frommen Denkart Milch in zählend Drachengist
verwandelte!

Wir kennen unsere Männer nicht mehr! Auf unsere süßesten
Schmeicheleien, unsere zärtlichsten Liebkosungen erfolgt keine
Erwiederung, keine Antwort! Finster, die Stirne in Falten
gezogen, brüten fie über den ellenlangen ZeitungS-Blättern,

Club halten wollen! — Za! haben wir nicht sogar schon
daS Gräßliche mit eigenen Ohren hören müssen: „Wenn

ich nur nicht verheirathet wäre, auf daß ich auch mitgehen
könnte! ?"

So weit find fie also bereits in ihrer politischen Wuth
gekommen, daß fie daS, was ihnen vor allem und einzig und
allein am Herzen liegen sollte — Weib und Kind — als
eine Last, als ein gehäsfiges Hinderniß bettachten!

Wehe uns deutschen Hausfrauen! Wie soll das enden?
Muß nicht der Staat hier einschreiten, der in seinem Fort-
bestand am meisten bedroht ist?

Und wir wissen recht wohl, gegen wen und wie der Staat
einschreiten muß! Gegen wen? Gegen die Ledigen, die Weiber-
feinde, die Hagestolze, gegen die männliche Jugend überhaupt,
die nie daS süße Glück, Gatte und Vater zu sein, gekostet haben,
denn diese find eS, von welchen unser und unsrer Männer Ver-
derben auSgeht! Diese find es, welche mit Frevler-Hand die
Bande des ehelichen Glückes, die Grundvesten der Häuslichkeit,
die Heiligkeit deS ehelichen Verhältnisses antasten und lockern!

Wie? durch Einführung einer strengen Censur für politische
Zeitungsartikel, denn nur durch die Aufhebung diese« für unS
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Adresse deutscher Gattinnen und Hausfrauen an ihre Ehemänner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Zeitung <Motiv>
Traurigkeit
Ehefrau <Motiv>
Karikatur
Ehemann <Motiv>
Aufmerksamkeit <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Deutschland

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 141, S. 166
 
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