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Der Stillsta

Es war ein schöner rnhigcr Abend und wir saßen auf
dem Observatorium des Professors Rcfraktorius um den Kometen
■ Zu beobachten, von dem der Professor behauptete, er werde die
Erdbahn durchschneiden und die Erde einen Moment zum Still-
stand bringen, da sein Flug der Rotation der Erde cntgcgen-
1 öesetzt sei, somit ein hemmender Luftstrom erzeugt werde, dessen
| Ergebniß ein momentaner Stillstand der beiden Gestirne sein
Müsse; der gelehrte Professor wollte mir das ans einer bogen-
langen Rechnung, die vor ihm auf dem Tische lag, sonnenklar
beweisen, falls ich noch länger an der Wahrheit seiner Behaup-
tung zu zweifeln wagte.

„In diesem, von den Astronomen nicht geahnten, von mir
"llein nur berechneten Momente," so demonstrirte der Professor,
--werden >vir den Kometen sowohl als alle anderen Gestirne in
^hrec eigentlichen Gestalt sehen, da uns die Rotation der Erde
"ur einen unsicheren täuschenden Anblick derselben gestattet, und
u»r im Zustande gänzlicher Ruhe ihre wahre Gestalt zu er-

nd der Erde.

kennen ist. Sogar die Gegenstände unserer Erde, die uns um-
geben," fuhr er fort, „werden ganz anders aussehen, denn was
wir sehen, ist Täuschung, da ja Alles nur im schnellsten
Fluge gesehen wird, bei einer Drehungsgeschwindigkeit von
20,000 Meilen in der Minute."

Da ich ein wenig Skeptiker bin und in astronomischen Be-
rechnungen nichts mein nenne als die Unglänbigkeit des Laien,
warf ich dem Professor ein: wie es denn möglich, daß
wir bei so immenser Schnelligkeit überhaupt aufrecht zu stehen
im Stande sind?

„Ja sehen Sie," rief er, „das ist die magnetische Kraft
der Erde, die alle Gegenstände anzieht; oder wenn sie die Sache
von der anderen' Seite betrachten wollen, die Centripetalkraft
der Körper, das Streben derselben nach dem Mittelpunkte der
Erde, der ein reiner Magnet ist."

„Zugegeben!" erwiderte ich, „aber wie kommt es denn,
daß Menschen und Thiere und selbst leblose Gegenstände be-
weglich sind? — daß wir nicht starr an der Erdscholle haften,
sondern uns frei bewegen können und selbst Felsenmassen, die
doch scheinbar innig mit der Erde verbunden sind, losrcißen und
in beliebige Entfernung bringen können?"

„Ja sehen Sic, das ist die Centrifugalkraft der Körper,"
eiferte der Professor. „Herr! ich kann unmöglich glauben, daß
Sie in den Naturwissenschaften so wenig bewandert sind; aber
freilich, Sic sind Tonkünstler und diese Herren kennen nichts
außer ihren Terzen und Quinten." Dabei kante er emsig an
einem Cigarrenstnmmel, der längst ansgelöscht war und drehte
ihn mit der Zunge rasch im Munde herum, als wollte er daran
die Rotation der Erde demonstriren; dabei sprach er dem
Punsche fleißig zu, den uns sein liebliches Töchterlein kredenzte.
Heliodore war heute ausnehmend heiter und schien es ganz be-
sonders ans des Vaters Glas abgesehen zu haben, das sie


Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Stillstand der Erde"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Dunkelheit <Motiv>
Personifikation
Himmel <Motiv>
Stern <Motiv>
Astronomische Beobachtung
Astronomie <Motiv>
Komet <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Fliegende Blätter, 61.1874, Nr. 1534, S. 185
 
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