Fliegende Blätter (8.1848 (Nr. 169-192))

Die Schelmenkappe.

auf, daß man geschehene Dinge nicht ungeschehen machen könne
und in das Unvermeidliche sich fügen müsse. Das Frühmahl sollte
j das Pflaster auf seine Wunde sein, und siehe! es that seine Schul-
digkeit : denn als die Abendsonne die Fenster der Halle vergoldete,
hatte Erwin in Herrn Arnulphs Augen alle diejenigen Eigen-
schaften wieder, deren er mit dem Käpplein beraubt worden war,
und da jenes Frühmahl acht Tage lang dauerte, der Mensch aber
an Alles sich gewöhnt, so gewöhnte sich auch Herr Arnulph daran,
in seinem künftigen Eidam einen Mann, wie er ihn wünschte,
einen Mann von ächtem Schrot und Korn zu sehen."

„Bei dir war's also doch die Kappe nicht allein!" — flüsterte
der glückliche Säuger seinem Liebchen zu. „Die Kappe?" fragte
diese erstaunt. Erwin lächelte still vor sich hin, und war kein
Wörtchen mehr aus ihm herauszubringen.

SS

Nach einem Jahr stellte unser Sänger einen ehrsamen
Rittersmann vor: er hatte zehen Männer erschlagen von denen,
so mit Herrn Arnulph in Fehde lagen, zwölf Handelsleute ge-
worfen*) und war in sechs Turnieren aus dem Sattel ge-
hoben worden; so führte er denn nach Verdienst die blonde
Bertha mit den braunen Augen heim als ehelich Gemahl, lebte
lang in Glück und Zufriedenheit mit ihr als Vater vieler,
vieler Kinder auf Herrn Arnulphs Burg, und gedachte oft in
Ehren des grauen Bergmännleins, das aus so schlimmer Patsche
ihn gerettet hatte. Ich aber habe getreulich berichtet, was sich
wirklich und wahrhaftig auf jenem Schlöffe zugetragen hat.

*) D. h. ausgeraubt, geplündert.

Der moderne Plinius.

„Ich nehme mir die unterthänigste Freiheit, in tiefster Ehrfurcht Ew. Excellenz meine 20jährigen Forschungen über die
Polygamie der Heuschrecken zu unterbreiten."

„Ach, welch herrliches deutsches Vollblut! —Sein Sie mir willkommen, deutscher Plinius; diese edle Aufopferung für das
allgemeine Beste in jetziger schwerer Zeit. Möchte Ihr Beispiel recht zahlreiche Nachahmung finden!"

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