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„ach, Konrad. sie ist das Schönste, was ich
je erblickt! Kein Engel hat solche Augen
und solch ein Haar. — wie das flimmert im
Sonnenlicht!"
„Nun. und das Amt?" forschte der
Andere.
„Das blieb noch unentschieden; morgen
Früh gehe nun Du und bitte sür Dich!"
Am Abend dieses Tages fanden die
beiden Geiger, die in enger Kammer aus
blumiger Streu gebettet lagen, lange keine
Nnhe. Fried war der Erste, der endlich
seufzend die Augen schloß; che aber der
Schlummer seine Lider küßte, richtete er sich
noch ein Mal hoch aus und sagte, schon
halb im Traume: „Bloud aber sind ihre
Zöpfe nicht, eher möchte ich's goldbraun
nennen, und ihre Augen erschienen mir
veilchenblau!"
Ehe Konrad noch Zeit gesunden, sich
über diese streitbaren Punkte berichtigend zu
ergehn, war Fried in Schlummer versunken,
und seine wirren Worte erklangen schon
ans tiefstem Traume. Aber seltsam unruhig
und bewegt war der Schlaf des armen
Burschen. Stöhnend und klagend, wie von
tiefem Weh gepeinigt, warf er sich umher,
und als Konrad sich mitleidig und tröstend
über ihn neigte und mit seiner kühlen Hand
die heiße Stirn des Träumers streichelte, da
klang cs selig von dessen Lippen: „Hab Dank.
Katharine!"
„Oho", sagte Konrad. den bei diesen
Worten alle Müdigkeit verließ, „steht cs so
mit Dir. armer Geselle? Bist Du auch
verzaubert?"
Ja. verzaubert war er. schwer und
tief getroffen. Als er am andern Morgen
sich vom Lager erheben wollte, um heimlich
aus den Thoren der Stadt zu schleichen,
wie er es sich vorgcnommcu. da waren seine
Glieder schwer wie Blei, und sein Kopf
brannte und wogte wie schmelzendes Erz.
(Schluß folgt.)

Aus Umwege».
A: „Was? Du willst mich doch nicht schon
wieder anpumpen?"
B: „Anpumpcn? Gott bewahre! Aber
weißt Du, Du könntest mir eigentlich schon
jetzt die fünfzig Mark znriickgcbcn, die ich Dir
bei Beginn deS nächsten Semesters mit Ver
gütigen leihen werde!"

Klecks, ein Künstler ganz und gar,
Maler seines Zeichens war.
Seine Bilder: Löwen, Tiger
Und dergleichen Tenfelsviecher,
Spuk der Nacht und Grausiges mehr,
Schätzten alle Kenner sehr.
Eines Tags, als just er malle
Eine öde, mondbcstrahlte
Landschaft nebst Zigcunerbande,
Trat in's Zimmer seine Tante.
Eine Brille auf der Nase,
Trat sie näher mit Ekstase.
„Neffe," sprach sic, „diese Wildnis;
Ist fürwahr Dein bestes Bildniß!
Stoff, Staffage, Kolorit,
Meiner Treu', sind exquisit!"

j Plötzlich aber, leichenblaß,
Schreit sic: „Klecks, was ist denn das?!"
! Auf der Leinwand nämlich stund
! Eine Dam' im Vordergrund,
!. Stand — wie schändlich von dem Kleckse! —
Sie, die Tante, selbst — als Hexe!
„Reffe", sprach sic dumpf und schwer,
^ „Fortan kenn' ich Dich nicht mehr!"
Moral:
Hast Du eine reiche Tante
Oder sonst'ge Anverwandte,
Welche hat des Geldes viel,
Treib' mit ihr kein schnödes Spiel,
Weil sie sonst, bevor sie sterbt,
Zweifelsohne dich enterbt!
Philipp Stille.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der bestrafte Klecks"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hengeler, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Teufel <Motiv>
Besuch
Enterbung
Fliegen <Motiv>
Hexe <Motiv>
Leinen
Maler <Motiv>
Schrecken <Motiv>
Wut <Motiv>
Zigeuner
Handwerkszeug
Gemälde
Geld
Erbschaft
Karikatur
Hund <Motiv>
Tante <Motiv>
Beutel <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Bildliche Darstellung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 88.1888, Nr. 2219, S. 51
 
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