Fliegende Blätter (88.1888 (Nr. 2214-2239))

Boshafter Rath.

„Talent haben Sie gar keines — wenn aber durchaus geritten sein muß. so
wär's gescheidtcr. Sie thätcn sich, statt ans sicheres Reiten, mehr auf sicheres
'Runterfallcn einübcn!"

Das weiche Herz.


Ein Schnorer spricht bei einem reichen Bankier vor und weiß ihn durch ergreifende
Schilderung seiner traurigen Lage derart zu rühren, daß er seinem Kammerdiener klingelt
und ihm schluchzend zuruft:
„Werf' den Kerl hinaus — er zerbrecht mer das Herz!"

Proben aus Sambo's Buch der
Lieder.
I.
Ich saß mit Thränen im Auge
Einsam im Palmenhain
Und klagte meine Schmerzen
Den Affen und Papagei'n.
Die Assen und Papageien,
Die hörten schweigend auf mich,
Und haben vor Mitleid und Rührung
Geweinet bitterlich! —
Da kam aus dem Schilfe des Stromes
Ein Alligator geschlupft, .
Da bin ich mit meinen Schmerzen
Eilfertig von dannen gehupft! —
II.
Einsam und wiederkäuend
Im hohen Schilf am Fluß
Sitzt dämmernd in Gedanken
Ein Hippopvtamus.
Manchmal aus tiefstem Herzen
Hervor ein Seufzer bricht,
Zwei dicke Thränen rinnen
Ihm langsam über's Gesicht.
Was mag das Nilpferd sitzen
So tief ergriffen da?
Es denkt in Lieb' und Schmerzen
Der Hippopotama!
Oh, Nilpferd, du am Strande,
Ich ehre deinen Schmerz!
Zerreißt derselbe Kummer
Doch auch mein weinend Herz!
m.
Ich steh' vor der Liebsten Kraale
Im bleichen Mondenschein,
Unheimlich in ihrem Gehege
Die Büffelkälber schrei'n.
Doch lauter als sie alle -
Schreit mein gequältes Herz;
Mir ist als müßt' ich vergehen
In Weh und Liebesschmcrz!
Ich wollte, ein Nashorn käme
lind trampelte mich zu Brei:
Dann wären meine Schmerzen
Mit einem Mal vorbei! —
_ F. s.
Voreilig.
„Ah, heut' gibt's ja meine Leibspcis!:
Schweinshaxen! Da, Schani, ein Extra-
trinkgeld, und bringen Sie mir ein recht
schönes Schweinshaxl!"
„Ich dank' schön, Herr Milzhubcr, für
das noble Trinkgeld — aber Schweins-
, Haxen gibt's nicht mehr!"