Die rothe Republik in Krähwinkel.
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rothe Republik so eben Nachts zehn Uhr ist ausgerufen
worden. Alle Buden find demolirt, aus ihren Trüm-
mern erwachsen Barrikaden, allenthalben hört nian
furchtbares Schießen, darunter der schreckliche Ruf
„Republik". Der Polizeidiener liegt schwer verwundet
unter den Buden, bald beginnt das Morden, Alles
geht zu Grunde, wenn Euer Gnaden nicht kommen
und durch Ihre gewohnte Energie die Schlechten nie-
derdonnern und die Guten ermuntern.
In allerunterthänigst, submissest-gehorsamster
Ehrfurcht
Herkules Großmaul, Schulze.
II. An ven Schulzen Herkules Großmaul.
In Anbetracht der mir zugekommenen Anzeige, das
Attentat zu Krähwinkel zur Errichtung der rothen
Republik, der zerschlagenen Buden, aufgerichteten Bar-
rikaden, des furchtbaren Schießens, des gemordeten
Polizeimannes betreffend, hat Unterzeichneter augen-
blicklich beschlossen, an den Ort der Gefahr zu eilen
und mit gewohnter Energie zu handeln, bleibt jedoch
in Berücksichtigung mancher Rücksichten zurück, wie
folgt:
1) Aus Gesundheitsrücksichten, bin schon
mehrere Tage mir heftigem Catarhalfieber geplagt.
2) Aus Familienrücksichten, liegt die gnädige
Frau seit sechs Tagen in den Wochen und könnte der
Schreck ihr schaden.
3) Aus Standesrücksichten, gehört mein Le-
ben nicht mir, sondern dem König.
4) Aus pecuniären Rücksichten, die Gemeinde
Krähwinkel ist sehr arm, und gerichtliche Commisfioncn,
wsse bekannt, kostspielig.
5) Aus Amtsrücksichten wird jedoch seiner
Zeit ein Substitut in Krähwinkel eintreffen.
6) In Beruhigungsrücksichten, ist bereits
eine Estafette nach H. abgegangen, so daß bis Mittag
300 Füseliere in Krähwinkel eintreffen und der rothen
Republik mit Einem Schlage ein Ende machen. Bis
dahin treu dem König!
Fridolin Kleinherz, Oberrichter.
III. Schlußprotokoll.
Altuni zu K. d. 31. Febr. 1849.
?r»es.
Assessor Krempler, Schulze Großmaul,
6 Inculpulen uud Ha so, Actuar.
(Das Attentat der rothen Republik zu Kräh-
winkel betreffend.)
Die 6 in rubro bezeichneten Ineulpsten, ledige Bursche v. 18 — 20
Jahren, haben, überwiesen, das Geständniß abgelegt, daß sie am Abende
des letzten Markttages den Versuch gemacht, die Republik in Krähwinkel
zu proklamiren, den Schulzen zu beseitigen und das Regiment in Kräh-
winkel an sich zu reißen. Zu diesem Zwecke begannen sie mit Hinweg-
räumung der Buden, um Platz für die Republik zu erhalten, und prügelten
den sich entgegenstellenden Gemeindediener, der insofern an Leib und
Leben Schaden nahm, da die beiden Knöpfe an seinen Strupfen im
Sturze über die Budentrümmer zu Grunde gingen, auch sein starker
Ohrenbart etwas gegucscht wurde. Was das Schießen betrifft, so
schoßen obige Inculpalen allerdings, bei ihrer Ergreifung fand man
aber Schlüffelbüchsen. In Anbetracht alles dessen erlaubte sich der
protokollführende Assessor, gewichtige Worte der Mahnung an sie zu
sprechen, ihnen das Handgelübde abzunehmen, ähnliche Attentate zu
unterlassen, und sich ferneren unbefugten rothen Republikmachens zu
enthalten, worauf sie im Frieden entlassen wurden.
Denl vorsichtigen treuen Schulzen Großmaul und dessen eitrigen
Diener wird das gebührende Lob gespendet. Die Commissions- und
Quartier-Kosten sind der Gemeinde zur Zahlung angewiesen und der
Gemeindepfleger darüber in Kenntniß gesetzt.
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rothe Republik so eben Nachts zehn Uhr ist ausgerufen
worden. Alle Buden find demolirt, aus ihren Trüm-
mern erwachsen Barrikaden, allenthalben hört nian
furchtbares Schießen, darunter der schreckliche Ruf
„Republik". Der Polizeidiener liegt schwer verwundet
unter den Buden, bald beginnt das Morden, Alles
geht zu Grunde, wenn Euer Gnaden nicht kommen
und durch Ihre gewohnte Energie die Schlechten nie-
derdonnern und die Guten ermuntern.
In allerunterthänigst, submissest-gehorsamster
Ehrfurcht
Herkules Großmaul, Schulze.
II. An ven Schulzen Herkules Großmaul.
In Anbetracht der mir zugekommenen Anzeige, das
Attentat zu Krähwinkel zur Errichtung der rothen
Republik, der zerschlagenen Buden, aufgerichteten Bar-
rikaden, des furchtbaren Schießens, des gemordeten
Polizeimannes betreffend, hat Unterzeichneter augen-
blicklich beschlossen, an den Ort der Gefahr zu eilen
und mit gewohnter Energie zu handeln, bleibt jedoch
in Berücksichtigung mancher Rücksichten zurück, wie
folgt:
1) Aus Gesundheitsrücksichten, bin schon
mehrere Tage mir heftigem Catarhalfieber geplagt.
2) Aus Familienrücksichten, liegt die gnädige
Frau seit sechs Tagen in den Wochen und könnte der
Schreck ihr schaden.
3) Aus Standesrücksichten, gehört mein Le-
ben nicht mir, sondern dem König.
4) Aus pecuniären Rücksichten, die Gemeinde
Krähwinkel ist sehr arm, und gerichtliche Commisfioncn,
wsse bekannt, kostspielig.
5) Aus Amtsrücksichten wird jedoch seiner
Zeit ein Substitut in Krähwinkel eintreffen.
6) In Beruhigungsrücksichten, ist bereits
eine Estafette nach H. abgegangen, so daß bis Mittag
300 Füseliere in Krähwinkel eintreffen und der rothen
Republik mit Einem Schlage ein Ende machen. Bis
dahin treu dem König!
Fridolin Kleinherz, Oberrichter.
III. Schlußprotokoll.
Altuni zu K. d. 31. Febr. 1849.
?r»es.
Assessor Krempler, Schulze Großmaul,
6 Inculpulen uud Ha so, Actuar.
(Das Attentat der rothen Republik zu Kräh-
winkel betreffend.)
Die 6 in rubro bezeichneten Ineulpsten, ledige Bursche v. 18 — 20
Jahren, haben, überwiesen, das Geständniß abgelegt, daß sie am Abende
des letzten Markttages den Versuch gemacht, die Republik in Krähwinkel
zu proklamiren, den Schulzen zu beseitigen und das Regiment in Kräh-
winkel an sich zu reißen. Zu diesem Zwecke begannen sie mit Hinweg-
räumung der Buden, um Platz für die Republik zu erhalten, und prügelten
den sich entgegenstellenden Gemeindediener, der insofern an Leib und
Leben Schaden nahm, da die beiden Knöpfe an seinen Strupfen im
Sturze über die Budentrümmer zu Grunde gingen, auch sein starker
Ohrenbart etwas gegucscht wurde. Was das Schießen betrifft, so
schoßen obige Inculpalen allerdings, bei ihrer Ergreifung fand man
aber Schlüffelbüchsen. In Anbetracht alles dessen erlaubte sich der
protokollführende Assessor, gewichtige Worte der Mahnung an sie zu
sprechen, ihnen das Handgelübde abzunehmen, ähnliche Attentate zu
unterlassen, und sich ferneren unbefugten rothen Republikmachens zu
enthalten, worauf sie im Frieden entlassen wurden.
Denl vorsichtigen treuen Schulzen Großmaul und dessen eitrigen
Diener wird das gebührende Lob gespendet. Die Commissions- und
Quartier-Kosten sind der Gemeinde zur Zahlung angewiesen und der
Gemeindepfleger darüber in Kenntniß gesetzt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die rothe Republik in Krähwinkel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)