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Beilage der Fliegenden Blätter — 56.1872 (Nr. 1381-1406)

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https://doi.org/10.11588/diglit.5006#0004
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(Aus den Berliner Zertungen.)

Uock» einmak Vr. HttKvr in Nerkin.

Ich sehe mich genöthigt, noch einmal „auf besagten H— zurückzukommen/ welcher sett 1865 sich zum Leitstern einer ganzen Heerde Schäfchen zu machen bemüht. Diese Schäfchen
sind zwar nicht seine Anbeter (denn sie lieben ebensowentg haageres Futter), doch seine Nachbeter, und laufen wie wirkliche Schaafe in das von ihm angezündete Feuer, welches mit seiner
boshaften Glut nicht nur alle Schwindeltränlchen (nach seiner Meinung und Wisienschaft, was identisch ist), sondern sondern sogar den König der Tränke auflecken soll. Unter diesen Schäfchen
nimmt die erste Stelle ein die Berliner Köchinnen-ZeiLung des Geheimen Ober-Hof-Buchdruckerei-Befitzer Hrn. v. Decker Hochwohlgeboren, geboren Wohlgeboren, das sogenannte „Fremden-
und Anzeigeblatt", welches durch den Mund seines Nedacteurs vor einigen Tagen mir, vielmehr meinem Fabrikate, den Krieg auf Leben und Tod angekündigt hat. dtesen Krieg natürlich
mit Hülfe der ihm folgenden Schafchen, unter welchen sich seitdem hervorgethan haben „Neue freie Zeitung" in Wien und „Liegnitzer Anzeiger", srüher auch „der Frankfurter Publicist",
„Ostdeutsche Zeitung" in Posen u. a. m. Daß auch Blätter wie „Ueber Land und Meer" und „Gartenlaube" von den hageren Analytiker sich haben anführen lasien, ist nur dadurch
begreiflich, daß der Königtrank, welcher den Leidenden Balsam in die Wunden, den Medicinern Wunden, Schnitte in's Fleisch bringt. — Was bezweckt der hagere Doctor mit seiner noch
hageren Analyse, nach welcher der Königtrank Auflösung von PflaumenmuS und Gummi-Arabicum sein soll? Er will das Publikum vor Betrug mit dem nichtsnutzigen, ekelhaften Schwindel-
tranke bewahren. Er bewirkt aber das Gegentheil; er animirt dadurch gewissenlose Leute, aus Pflaumenmus und Gummi-Arabicum wirkliche Schwindeltränke zu fabriciren, fie König-
trank zu nennen und damit das Publikum wirklich zu betrügen. Ein wegen eines andern Schwindels schon bestraftes MLnnchen in Rheinland behauptet sogar, durch ein so geartetes
Fabrtkat „die Welt in Bewegung" gebracht zu haben. Die armen Kranken, an welchen dieser „Wundertrank" keine Wunder verrichtet! — Zeitungen und andere Blätter, welchen ich
meine Annoncen zu drucken nicht gestatten wollte und will, werden alle zur Haagerschen Heerde laufen, schließlich aber im Königtrank, welcher die ganze Welt erfüllen wird, ersticken, weil
sie diesen ihnen „ekethafterr Soff" nicht schlucken wollen. — O über mich unerhorten Schwindler! O über mich entarteten Sohn und Enkel, um welchen Dater und Großväter in ihren
Gräbern sich umkehren! O über mich elenden Menschen, den die von Alerander dem Großen über seinen heidnischen Leibarzt Philippus gesprochenen Worte nicht nur erröthen machen, jon-
dern sogar zur Hölle verdammen müsien: „Eher wird die Sonne ihre Bahn verlassen, als Philippus von der Wahrheit weichen!" — ja, den schon Lessing's Worte verdammen: „Derflucht
wenig ist der Mensch, wenn er nicht mehr ist alS ehrlich."

Aie Veröffentttchung nachfolgenden Ariefes wünfcht der Schreiöer desfetöe« ausdrücktich.

„Paulinenau, d. 26. November 1871. — Liber Herr wtrklichter Gesundheiz-Rad Jacobi! Jch bin man ein einfacher Mann und ich bin die Feeder nicht gewacksen, und ich möchte
Sie doch aerne mittheilen, welche große Wunder Jhr Königs-Trank, den unser liber HErrgott segen möchte, auch in meine Familie angericht hat. Mein Schwiger-Sohn in Berlin hat mir
zu Micheli 10 Flaschen davon geschickt. 3 hat meine Frau getrunken, die ist jetz 55 Jahr ald, die war schon 4 Iahr lahm. Gleich wte sie die erste Flasche getrunken hat, hat sie sich wohler
gesült, der Fus wurde vil besser und jetz kann fie schonst wtder furchtbahr Rennen. Und auch mein Sohn August hat er sehr gut geholfen. Mein Sohn hat sich vor mehrere Jahre in den
Finger gehauen und der Finger ist ganst krum gewesen und er hat ihm nicht bewegen können und nun bat er auch vorigden Mohnat 2 Flaschen von den Königs-Trank getrunken und nu
kann er schonst wider Ziharmohntcka spielen. Jch hab auch einige davon mit Wasier getrunken, meine Fcau wollte es durchaus haben und fie sind mich gut angeschlahgen, mein Befinden
ist jetz vil guter und ich glaube meine Hahre fangen wider an zu wacksen und die sind mich vor 9 Jahr ausgegangen. Und warum trinken nu blos nicht alle Menschen Jhren Königs-Trank,
aber die schmeißen liber vil mehr Gelt für Medezihn wech und verrungenthren sich die Gesuntheid man bloß noch mehr. Und unsern Hund hat er auch geholfen, der wor immer ein so
treues Ttehr und da hab ich ihm von den Königs-Trank was in sein Futter gegossen. Der konnte schon nicht mehr bellen, so ald und schwach war er schonst, und da höre ich nu vorgestern
waS bellen und da sage ich zu meine Frau: Iette mas Vetkt denn da? und da sehen wir nach und da tst es unse Hund und der bellt unse Katz an. Meine Frau und ich wir wusten aohr
nicht was wir saggen soldten vor Früde über unse Ttehr. Sie können das alle Minschen saggen und die ZeitungSschriewer können meinen Brif auch drucken, damit recht vil es erfohren
und Jeden wert ichS vertählen. Jch kann Jhnen nicht so schön danken, wie andere, aber mich kommts ausn Herzen. Nanu leben Sie recht schön wohl von Jhren

A. ^teHmann, pens. Forsthülfswärter."

(Nachschrift.) „Liber Herr Jacobt, unse Gutsherr ist aus den Krieg so sehr fett zurückgekommen und er kann gohr nicht mehr gapsen und tch wtll mahl morgen mtt sein Scheefer
sprechen, der bringt immer Milch für Meyern, und der soll ihn mahl romkriegen und er soll Königs-Trank trinken und sich wider dünn machen, wie unse Mamsell.

K. «Lehrnann, pens Forsthülfsaufseher."

Die oben angeführte Köchinnen-Zeitung (genannt Fremdenblatt) ist, wie sie in der darauf folgenden Nummer selbst
hat zugestehen müssen, durch Schuld ihres unaufmerksamen, mit Küchenrecepten zu sehr beschäftigten Redacteurs mit einer
angeblich von einem Schuhmachermeister Patriok eingesandten Entgegnung arg reingesallen, da sie (nämlich die Köchinnen-
Zeitung) seit einem halben Jahre keine Annoncen von mir mehr erhält. Daher ihr Aerger.

Offener Brief

1844

an den Geheimen Ober-Hof-BuchdruckereibesiHer Herrn v. Aecker in ZLerkin, Eigenthümer des von mir mit allem Rechte

- LvttmnK

genannten „Berliner Fremden- und Anzeige-Blatts."

Geehrter Herr v. Iecker! Wie das Publikum weiß, unterhalten Sie seit Jahren obige nicht rentirende Zeitung mit einem jährlichen Zuschuß von ich weiß nicht wie viel Tausend
Thalern, — nur der Hhre hatver, d h. um nicht den Untergang eines Jhres Verlagsartikels zu erleben, über dessen Lebensfähigkeit das Publikum schon mehrmals abgeurtheilt hat, schon
als er noch unter dem Namen „Adler-Zeitung" in der Wiege lag, auch als er als „Die Zeit" vom Rade der Zeit zermalmt wurde. — Lassen Sie doch die Köchinnen kochen, wie sie wollen.
Was hängt davon ab, ob Meyran oder Zwiebeln zur Sauce verwandt werden, in einer Zeit, wo noch dazu durch die vieken Strikes alkes vertheuert worden ist und Uaufende ihre
Kände vergeöens nach einem Stück Arod ausstrecken. Wenden Sie die Tausende, welche die Köchinnen-Zeitung jährlich frißt, dem „Berein gegen Verarmung" zu und Ahr Aame
wird im Kimmet helrer teuchten. — Wollen Sie ader Jhr Blatt 'dennoch erhalten, so ist es nöthig, sich nach einem Redacteur umzusehen, welcher nicht das Aehnfache feines Hehattes
feinem Srincipak durch Allotria entzieht, zu denen auch sein Bemühen gehört, in Berufskreise störend einzugreifen, für deren Beurtheilung sein Gehirn das Doppelte wiegen müßte.
Wie lange wird's dauern, so kümmert er sich, wie Arofeffor Mock in Leipzig, auch um das Handschuhanziehen der Damen im Theater, vielleicht auch noch um das Gerben der Felle und
das Psriemen der Schuhmacher. Mit dem Schuhmachermeister Patriok in Frankfurt a. O. hat er kein Glück gchabt- Jch will diesen nicht einen ganz charakterlosen, verlogenen Menschen
nennen; denn fetvst öei Heistlichen ist eS vorgekommen, daß sie im Laufe der Jahre vergessen, was sie geschrieben und unterschrieben baben : so vergeßlich ist oft der Mensch! Das kürzeste
Gedächtniß hat er zumeist für empfangene Wohlthat und Hilfe. Hat keine Medtcin und Quacksalberei geholfen und hat endlich der KLnig-Trank schnell ein sogenanntes Wunder verrtchtet,
dann ist wohl der Genesene in die Kirche geeilt, um dem Herrn zu danken für dies Wunder, das eben kein Wunder, sondern ein ganz natürlicher Hergang gewesen, hat aber danach im
Lanfe der Ieit Hott nnd Wenfchen wieder vergeffe», wie auch Frau Patriok. Jch wrll darum ihren Gatten nicht weqen öffentlicker Beleidigung und Verleumdung bestrafen lassen,
habe dieS ja auch darum nicht nöthig, weit alte Welt weiß, daß ich ein Piener der Wahrheit und »icht der Mge und des Schwindets vin. Reicht das mir zum Verbrechen, daß
ich durch meine sogenannte Universal-Medicin täglich Etliche vor gewissem Tode rette und täqlich Viele von schwerem, oft unsäglichen Leiden befreie? So lag auch Frau Patriok 1863 nacb
ihren eigenen Worten fortwährend ,,wie in Alammen." Die Menge kleiner fester Steinchen aus ihrem Urin auf dem Boden des Geschirres habs nicht ich gesehen, sondern Herr und
Frau Patriok selbst. Jch sehe überhaupt nie nach dem Urin, ich überlasse AVes dem Königtrank selbst. Aus Herrn Patriok's Munde ist jedes Wort seines Zeugnisses, und nachdem er es
Wort für Wort, wie es hierunter noch einmal folgt, in seiner Stube dictirt hat, hat er es mit derselben Feder unterschrieben, hat er es vcm ersten Pollzei - Commissariat in Frankfurt be-
glaubigen lassen und hat er es endlich am 30. Mai 1865 auf dem Königl. Kreis-Gericht daselbst eidlich erhärtet. Viele Frankfurter werden aus jeuer Zeit sich erinnern, daß damals Herr
und Frau Patrio? anders gesprochen haben als heute, nämlick eben so wie in ihrem Zeugnijse. — Darüber wundere rck mick nicht, daß Frau Patriok nicht so gesund geblieben, wie fie da-
mals geworden, wundere mich auck über Herrn Patriok's jetziges Auftreten nicht, nackdem ich eine der veide» ^erkaufsstellen des Königtranks in Arankfurt, weit eine zweite
neven Kerrn Auwig zuviet, aufgehoven have.

Gegen Sie aber, geehrter Herr v. Decker, werde ich mich in den Schutz des StaatSanwalts stellen, wenn mir durch Jhre Köchinnen-Zeitung nicht sofort volles Genüge geschieht
und zwar durch wortgetreue Wiedergabe dieser Auseinandersetzung. Wenn's nicht anders sein kann, erbiete ich mich zur Zahlung der Kosten des Addrucks als eines Inserates.

Mit Hochachtung gegen Jhre werthe Person verbleibe Jhr ganz ergebener

Aerkin, 14. Dezember 1871, Friedrichstraße 208.

Hygiöist Karl Zacobi in Berlin, Friedrichstraße 208.

Erfinder und alleiniger Fabrikanr des aus mehr als hundert edlen Pflanzensäften bestehenden Kömgtranks, größten Labsals für Kranke, Geuesende und Gesunde.

Zeugnisse aus der Zeit meinem öffentlichen Auftreten mit dem Kömgtrank.

(16) Werenkrankheit mit Werenltein.

Seit I V, Jahren entwl'ckelte fich bei meiner Frau eine Nierenkrankheit, welchr sie öfters zum Liegen brachte. Vor einem Jahre brauchte fie den hiesigen Komöopath Herrn
0r. S; ste gab die Kur auf, werl deslen Diat sie sehr derunterbrachte. Darnach brauchte sie, seit October dis Ostern d I., den „^evenswecker" des Hrn. Bauuscherdt; diesec aber hatte

lhr nicht nur viet Schmerzen gcmacht, er hat das Wückgrat au einer Stelte fogar fo entzündet, daß ei» AückenwirSet herausgetrieven wurde, der auck nickt wieder zurückzu-
brrngen zst. Darnach brauchle sie den hlestgen ersten Arzt vr. H., welcher eine Hinreivung verschrieb, die auch verfchtimmerte; erst die zweite Einreibung (Witfenkraut-chet) gav ihr
^ruderuug. Da Herr I)r. H. krank wurde, nahmen wir den Herrn I)r. W. hier an; deffen Wedicin zum inneren chevrauch verfchtimmerte die Krankheit fortwährend und brackte
fiE zetzt in Kitze. Jetzt nahmen wlr wleder den Hrn Dr. S., nachdem dessen Medlcin kas Uebel zuerst zu hemmen gesckienen, machte es dock die zweile Medlcm desselben schlimmer.
^etzt wurde ich auf den Hygieisten Hrn. ^acovl und dessen Königtrank ausmerksam gemackt; sie hat den Königtrank jetzt zwei Wonate tang getrunken, nach dem ersten Monar
hvrte die ^uere Kitze auf*), es flNlg von Woche zu Wocke veffer und feit zwei Wocken geht meine Krau wieder aus, in der letzten Zeit tägtich, Sonntags auck nach
der Kirche, was ihr durchaus nlcht sckadet. Sle veforgt auch wieder die Wirthfchaft.

. Oteich den ersten Mg nach dem Gebrauch des Königtranks rvurde der Mrm sestr dick und roth und rvir

IjE' bemerkten auf dem Moden des Geschirres eine Wenge kkeiner fester Steinchen. Seit etwa vier Wochen hat sich
zgE" guter Appetit auch eingestellt.

Araukfurt a. H., den 8. October 1863. Zkaut ^atriok, Schuhmachermeister.

^uk äsru 1. koIiLtzi-OommiäZariat dtzAlaubi§t uuä auk clsm LrtzizAtzriodt 6a8tzlb3t am 30. Uai 1865 ebtzut'aHz eillüok efkätlvt.
 
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