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Lyssos mit einem Altar des Apollon Gypaieus und einer tiefen Höhle, in die man sich
hinabseilen lassen mußte, etwas Reales ist, weiß ich nicht zu sagen. Über den Berg
Solmissos und den Hügel Kerykeion wird besser im folgenden zu sprechen sein.
Daß der Ajasolukhügel wahrscheinlich Ephesos hieß, wurde bereits S. 25, 2 bemerkt.
Wenn Pausanias1) nach einer hellenistischen Ortsfabel den Ephesos, Sohn des Kaystros,
und den Autochthonen Koresos (sic) als Gründer des Artemision anführt, mit der Bemerkung,
daß der Name der Stadt Ephesos von dem ersteren herrühre, so ist eine Identität von
Person und Berg doch nicht nur beim Koresos anzuerkennen. Nach dem klarliegenden
Zusammenhänge der Stelle soll der Ursprung des Heiligtums nicht Fremden, nicht den
Amazonen von Thermodon, wie Pindar angab, zu verdanken sein, sondern im Lande
selbst liegen. In diesem Sinne sind die Berggötter der Alt- und Neustadt zu Begründern
des Artemision erhoben und mit einer verschiedenen Charakteristik bedacht, in der sich
nicht ohne Feinheit ein bestehendes Naturverhältnis ausspricht. Während das über dem
Tale ehrwürdig aufragende Felsmassiv des Koressos wie etwas Urtümliches erschien,
mochten Erinnerungen aus vorhistorischer Zeit besagen, daß der Hügel von Ephesos im
Golfe einmal Insel und als Hügel vom Kaystros erzeugt war.
c) Die Gewässer:
Bäche, Wasserleitungen, Seen.
Durch das Stadtgebiet laufen drei größere Nebenbäche des Kaystros, in Wort und
Bild aber macht die ephesische Münzprägung, außer dem Kaystros, mit drei Flußgottheiten
bekannt. Man erwartet also, daß die Namen der letzteren den drei factisch vorhandenen
Bächen entsprechen.
Nur einer von diesen, der westliche, fällt ganz in den Bereich unserer Karte, der
Oberlauf der beiden anderen fehlt ihr und ist noch nicht vermessen. Beruht doch noch
alles außerhalb der Schindlerschen Leistung, abgesehen von der Küstenlinie und der Eisen-
bahntrace, auf bloßen Schätzungen und nicht eben zahlreichen, meist auf die gangbaren
Wege beschränkten Routiers. Schwerlich geht man aber fehl, in dem heutigen Derwend-
Dere, der das altephesische Seitental befruchtete, den längsten Nebenbach zu vermuten,
wie er denn fraglos der ergiebigste ist. Aus verschiedenen Hochquellen bei Assisie süd-
östlich des Aladagh entspringend und mannigfache Seitenadern weiterhin einbeziehend,
sammeln sich seine auch im Hochsommer kalten Wasser in der Engschlucht, an deren
Felswänden die Eisenbahn nach Aidin-Tralles hinüberläuft, und im Schatten waldartig
hoher Vegetation rauschen sie in ihrer Sohle herab ins offene Tiefland, wo sie noch eine
Mühle treiben, um dann mit dem Walde in der Ebene zu verschwinden. Ihr antiker Name
*) Pausanias VII 2, 7 oö μην υπό Αμαζόνων γε ίδρυση, Κόρησος παΐδα είναι νομίζουσιν — οδτοι το ίερόν είσιν οί ίδρυσάμενοι, καί. άπό
δε αύτόχθ-ων καί Έφεσος — Καΰστρου δε τοϋ ποταμού τον Έφεσον του Εφέσου τό δνομά έστι τη πόλει.
Forschungen in Ephesos I. I /
Lyssos mit einem Altar des Apollon Gypaieus und einer tiefen Höhle, in die man sich
hinabseilen lassen mußte, etwas Reales ist, weiß ich nicht zu sagen. Über den Berg
Solmissos und den Hügel Kerykeion wird besser im folgenden zu sprechen sein.
Daß der Ajasolukhügel wahrscheinlich Ephesos hieß, wurde bereits S. 25, 2 bemerkt.
Wenn Pausanias1) nach einer hellenistischen Ortsfabel den Ephesos, Sohn des Kaystros,
und den Autochthonen Koresos (sic) als Gründer des Artemision anführt, mit der Bemerkung,
daß der Name der Stadt Ephesos von dem ersteren herrühre, so ist eine Identität von
Person und Berg doch nicht nur beim Koresos anzuerkennen. Nach dem klarliegenden
Zusammenhänge der Stelle soll der Ursprung des Heiligtums nicht Fremden, nicht den
Amazonen von Thermodon, wie Pindar angab, zu verdanken sein, sondern im Lande
selbst liegen. In diesem Sinne sind die Berggötter der Alt- und Neustadt zu Begründern
des Artemision erhoben und mit einer verschiedenen Charakteristik bedacht, in der sich
nicht ohne Feinheit ein bestehendes Naturverhältnis ausspricht. Während das über dem
Tale ehrwürdig aufragende Felsmassiv des Koressos wie etwas Urtümliches erschien,
mochten Erinnerungen aus vorhistorischer Zeit besagen, daß der Hügel von Ephesos im
Golfe einmal Insel und als Hügel vom Kaystros erzeugt war.
c) Die Gewässer:
Bäche, Wasserleitungen, Seen.
Durch das Stadtgebiet laufen drei größere Nebenbäche des Kaystros, in Wort und
Bild aber macht die ephesische Münzprägung, außer dem Kaystros, mit drei Flußgottheiten
bekannt. Man erwartet also, daß die Namen der letzteren den drei factisch vorhandenen
Bächen entsprechen.
Nur einer von diesen, der westliche, fällt ganz in den Bereich unserer Karte, der
Oberlauf der beiden anderen fehlt ihr und ist noch nicht vermessen. Beruht doch noch
alles außerhalb der Schindlerschen Leistung, abgesehen von der Küstenlinie und der Eisen-
bahntrace, auf bloßen Schätzungen und nicht eben zahlreichen, meist auf die gangbaren
Wege beschränkten Routiers. Schwerlich geht man aber fehl, in dem heutigen Derwend-
Dere, der das altephesische Seitental befruchtete, den längsten Nebenbach zu vermuten,
wie er denn fraglos der ergiebigste ist. Aus verschiedenen Hochquellen bei Assisie süd-
östlich des Aladagh entspringend und mannigfache Seitenadern weiterhin einbeziehend,
sammeln sich seine auch im Hochsommer kalten Wasser in der Engschlucht, an deren
Felswänden die Eisenbahn nach Aidin-Tralles hinüberläuft, und im Schatten waldartig
hoher Vegetation rauschen sie in ihrer Sohle herab ins offene Tiefland, wo sie noch eine
Mühle treiben, um dann mit dem Walde in der Ebene zu verschwinden. Ihr antiker Name
*) Pausanias VII 2, 7 oö μην υπό Αμαζόνων γε ίδρυση, Κόρησος παΐδα είναι νομίζουσιν — οδτοι το ίερόν είσιν οί ίδρυσάμενοι, καί. άπό
δε αύτόχθ-ων καί Έφεσος — Καΰστρου δε τοϋ ποταμού τον Έφεσον του Εφέσου τό δνομά έστι τη πόλει.
Forschungen in Ephesos I. I /