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525

XVII Ziegel
Jüngste Publikationen über Ziegelbauweise in Kleinasien machen deutlich, dass deren Erforschung noch
ein Desiderat ist1. Die WE 7 des H 2 war nach Ausweis der erhaltenen Ziegel (-Fragmente) mit einem
Dach korinthischer Art gedeckt: Flachziegel wechseln mit Deckziegeln ab, die innen im Querschnitt rund
und außen dachförmig waren2. Der Befund des Dacheinsturzes aus 38a erinnert an denjenigen aus dem
sog. Variusbad, das dem H 2 an der N-Seite der Kuretenstraße unmittelbar gegenüberliegt: Im dortigen
Sudatorium wurde ein weitgehend im Verband erhaltenes Dach aus korinthischen Ziegeln gefunden3.
Einen interessanten Befund der WE 7 stellen Flachziegel mit kreisförmigen oder ovalen Ausnehmungen
dar, die von erhöhten Rändern umgeben sind4 (vgl. Taf. 242, Z 10, Z 11). Diese sog. Opaionziegel ver-
sorgten den Dachboden als regelrechte Dachluken mit Licht und Luft, wobei die Ränder das Eindringen von
Regenwasser verhindern sollten. Diese Ziegeltypen, die vermutlich im gesamten H 2 in Verwendung waren,
belegte Theodor Wiegand auch für das hellenistische Priene5. Er bildete einen Flachziegel vom Rand eines
Daches ab, der mit einer breiten, im Querschnitt halbkreisförmigen Traufe (Sima) versehen war, welche die
Dachwässer ableiten sollte6.
1 ZIEGELSTEMPEL
Während für Pergamon seit 1895 regelmäßig Ziegel und ihre Aufschriften aufgenommen und publiziert
wurden, ist eine Zusammenstellung der Inschriften bzw. (Schrift-) Zeichen auf Ziegeln anderer Städte
Kleinasiens - darunter auch Ephesos - noch ausstehend. Wenige Ziegelstempel und -Aufschriften von
verschiedenen ephesischen Fundplätzen sind in IK 12 (= IvE II) gesammelt und knapp publiziert7. Die dort
befindliche Liste wurde von Hans Taeuber und Hilke Thür um Exemplare aus dem H 2 erweitert8; Ziegel
von anderen Fundorten, die bislang unpubliziert sind, befinden sich im Depot des Grabungshauses bzw. im
Depot des Efes Müzesi in Sel?uk9.

1 Vgl. Thür, Ziegelmauerwerk sowie bes. Wulf-Rheidt, Ziegelbau, 497-507 bes. 499 Anm. 8: »... Der Beitrag versteht sich
vor allem als seine Aufmunterung, sich diesem interessanten und wichtigen Thema in Zukunft intensiver zu widmen«. - vgl.
Dodge, Brick construction; Deichmann, Bautechnik, 473-527. - Für Ephesos bisher: Thür, WE 4, Materialien und Bautech-
niken; Bammer, Mauerziegel, 289-299. - Umfassend ist das Werk zu den byzantinischen Ziegelstempeln aus Konstaninopel,
vgl. Bardill, Brickstamps.
2 Im Schutt der Räume 38a, 38b und 38d fanden sich viele Bruchstücke; in besonders hoher Konzentration in der Mitte von
Raum 38a; vgl. Ployer, Kap. XI.5.
3 F. Miltner, XXIII. vorläufiger Bericht über die Arbeiten in Ephesos, ÖJh 44, 1959, 315-380 bes. 333 f. Abb. 166. - Die
korinthische Art der Dachdeckung war auch in Pergamon und Priene seit dem Hellenismus vorherrschend. Vgl. von Szalay -
Boehringer, Arsenale, 39 f.; Nohlen - Radt, Pergamon, 23; Filgis - Radt, Stadtgrabung, 36 f.; Wiegand - Schrader,
Priene, 306 f.
4 Die Stücke wurden so abgebildet, dass die Buchstaben gut lesbar sind. Maße und Objekte sind dem Katalog zu entnehmen.
5 Wiegand - Schrader, Priene, 306 f. Abb. 327-330. - vgl. Brodribb, Brick and Tile, 19 f. Abb. 10, der zwei Exemplare aus
dem römischen Britannien beschreibt sowie ORSI, Caulonia, 167 Abb. 43 (5. Jh. v. Chr.).
6 Wiegand - Schrader, Priene, Abb. 331; Traufziegel aus Pergamon finden sich bei von Szalay - Boehringer, Arsenale, 39
Taf. 29d. 34a-c; Filgis - Radt, Stadtgrabung, 37 Taf. 15, 2.
7 IvE 570, 1-7.
8 Taeuber, WE 1 und 2, Graffiti, Kat. IKL 6 (Ziegelstempel 67/488; A-K 941), Taf. 116; Kat. IKL 12 (Ziegel 165/68/6; B-K 515),
Taf. 229; Taeuber, WE 6, Graffiti und Steininschriften, Kap. XII, Kat. IKL 26; Thür, Ziegelmauerwerk, 485 f.
9 Erwähnt bei Thür, Ziegelmauerwerk, 486.
 
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