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533

XVIII Marmorinventar

1 EINLEITUNG
Unter dem Begriff »Marmorinventar«1 werden im Folgenden Gefäße und Geräte aus Marmor, Bunt- und
sonstigen Gesteinen zusammengefasst. Es handelt sich dabei in erster Linie um Mobiliar (Tische, Becken,
Altäre etc.), Gewichte und Stößel sowie Nutz- und Dekorgefäße. Wie für die Publikation der anderen
Wohneinheiten des Hanghauses 2 wurden jene Funde ausgewählt, deren Aufstellungs- bzw. Nutzungskon-
texte sich aus der Grabungsdokumentation rekonstruieren lassen2. Die Auswertung erfolgt nach Gattungen
getrennt.
2 GEFÄSSE UND STÖSSEL
Bei MI 7, MI 21 und MI 34 handelt es sich um sog. Reibschüsseln. So werden Gebrauchsgefäße mit halb-
kugeligem oder etwas abgeflachtem Körper bezeichnet, die zumeist drei Griffe und einen Ausguss besitzen.
Sie nehmen im Fundspektrum der Hanghäuser unter allen Steinfunden einen relativ großen Anteil ein3.
Auch der fingerförmige Stößel MI 25 findet seine Entsprechung in zahlreichen anderen Fundstücken
sowohl aus den Hanghäusern in Ephesos4 als auch andernorts im östlichen Mittelmeerraum5. Diese dienten -
zumeist in Verbindung mit Reibschüsseln - zum Zerkleinern von Nahrungsmitteln wie beispielsweise
Gewürzen oder auch Getreide6 ebenso wie zur Zubereitung von Kosmetika, Medizin oder Farbpigmenten7.

1 Die Bearbeitung der entsprechenden Funde aus den beiden Hanghäusern (H 1 und H 2) in Ephesos erfolgte in den Jahren
2001-2002 am IKAnt an der ÖAW, für die WE 1 bis 3 und 5 bis 7 des H 2 gefördert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen
Nationalbank, Projekt-Nr. 9004, unter der Leitung von Hilke Thür. Ihr sei an dieser Stelle sehr herzlich für engagierte Unterstüt-
zung und Rat gedankt. Mein Dank gilt auch der jetzigen Grabungsleiterin und Direktorin des ÖAI Sabine Ladstätter ebenso
wie dem ehemaligen Grabungsleiter und Institutsdirektor Friedrich Krinzinger. Darüber hinaus danke ich der Projektleiterin
der WE 7, Elisabeth Rathmayr und den Kolleginnen Karin Koller und Elisabeth Trinkl für Hilfe und konstruktive Diskus-
sionen. Roman Sauer half freundlicherweise bei der Materialbestimmung. Die Fotos erstellte dankenswerterweise Niki Gail,
die Tafeln wurden in bewährter Art von Nicola Math angefertigt (alle Wien).
2 Vgl. dazu ausführlicher die Einleitung zu Quatember, WE 4, Marmorinventar, bes. 409 f. Zu den Publikationen der anderen
Wohneinheiten s. QUATEMBER, WE 1 und 2, Marmorinventar, 332 f. 649-655; QUATEMBER, WE 6, Marmorinventar, Kap. XIX;
s. auch Quatember, Marmorinventar Hanghaus 1, 121-152.
3 Quatember, Marmorinventar Hanghaus 1, bes. 128 mit einer Auflistung aller Reibschüsseln aus dem Hanghaus 1. Zu Reib-
schüsseln aus der WE 1 s. Quatember, WE 1 und 2, Marmorinventar, 649. 651 f. 654 Taf. 276. 278-279 (B-MI 1, B-MI 17
und B-MI 18). Vgl. auch Quatember, WE 1 und 2, Marmorinventar, 651 mit Überlegungen zur Funktion. Zu Reibschüsseln
aus dem H 1, vgl. Quatember, Marmorinventar Hanghaus 1, bes. 128 Taf 58-63.
4 Quatember, Marmorinventar Hanghaus 1, 130. 138 (M 26). 147 (M 96 und M 97). 151 (M 135). Taf. 68; Quatember, WE 1
und 2, Marmorinventar, 649-655 Taf. 276. 278 f. (B-MI 3, B-MI 15-17, B-MI 20); QUATEMBER, WE 6, Marmorinventar,
Kap. XIX (MI-11, MI-30, MI-32 und MI-33).
5 Vgl. beispielsweise die Funde aus Korinth, Samos und Delos: Davidson, Corinth, 189 f. 192 f. Taf. 86; Hiesel, Steingeräte,
106 f. Taf. 22; Deonna, Delos, bes. 117 f. Taf. 47.
6 So berichtet Plin. nat. 18, 112-115 von der Verwendung von mortaria zum Zerstampfen von Getreide. Zur Herstellung von Brot
wurde Getreide zwar in Mühlen gemahlen, als Zutat für den beliebten Brei wurde es jedoch auch in Gefäßen mit einem Stößel
zerstampft, s. Andre, Essen und Trinken, 48-51. Auch exklusivere Gerichte wurden in Mörsern bzw. Reibschüsseln hergestellt:
So berichtet Apic. 4, 2, 9 von der Herstellung eines »Rosen-Gerichts«, bei dem die Blumenblätter zerstampft und mit liquamen
vermischt wurden, s. Andre, Essen und Trinken, 176.
7 Zur Verwendung von Henna, das beispielsweise zum Färben von Fingernägeln verwendet wurde, vgl. R. J. Forbes, Studies in
Ancient Technology III3 (1993) 42. Aus dem Grab einer Malerin aus römischer Zeit bei St. Medard-des-Pres stammen u. a. eine
Reibschüssel und ein Stößel zur Zubereitung von Farben, vgl. Neuburger, Technik, 202 f. Abb. 255.
 
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