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XIX Skulpturen
1 EINLEITUNG
In der WE 7 wurden Skulpturen aus Marmor, Bronze und Ton gefunden. Während jene aus Marmor und die
Bronze schlänge ausschließlich aus dem Zerstörungsschutt und den darüber liegenden Schuttschichten stam-
men, kamen die Terrakotten sowohl aus dem Schutt als auch bei Grabungen, die unter den jüngsten Böden
einiger Räume durchgefuhrt wurden, zu Tage1. Themen, Größe, Datierung und Funktion der Skulpturen
werden getrennt nach den Materialien Stein und Terrakotta besprochen. Während bei den wenigen in der
WE 7 durchgefuhrten Grabungen unter den jüngsten Böden nur vereinzelt Terrakotten gefunden wurden,
kam bei der Sondage in Raum 32c eine größere aussagekräftige Anzahl (20 Stücke) zu Tage, die hinsichtlich
ihrer Funktion näher beleuchtet wird. Im Anschluss daran werden - nun unabhängig vom Material - die
Skulpturenausstattungen des Peristylhofs 38b und des an diesen im Süden angrenzenden Raumes 38 vor-
gestellt. Diese sind nicht zuletzt deshalb von besonderer Bedeutung, da sie wichtige Hinweise für religiös-
kultische Aktivitäten in der WE 7 liefern2. In einem Schlussteil werden die Aufstellungsdauer der Skulp-
turen und ihre Bedeutung im Gesamtkontext der WE 7 diskutiert.
2 SKULPTUREN AUS STEIN UND BRONZE (TAF. 259-278)
2.1 Themen
Das Themenspektrum der Skulpturen aus Stein umfasst Idealplastik und Porträts. Als Bildnisse anzuspre-
chen sind das Büstenporträt des Tiberius S 6, das Porträt der Livia S 7, sowie - ebenfalls aus julisch-clau-
discher Zeit - ein weibliches Köpfchen mit Porträtzügen S 17 und der männliche Porträtkopf S 37. Ferner
könnten noch zwei weitere Porträts, die aus Bereichen nördlich bzw. nordöstlich der WE 7 stammen, zur
Ausstattung des Hauses gehört haben: Bei S 47 handelt es sich um ein Porträt des Tiberius und bei S 46 um
ein kleinformatiges Paludamentum-Büstchen des Hadrian3. Neben diesen dürfte das Gewandfragment S 34
ebenfalls zu einer Büste gehört haben, bei der, wie bei allen Büsten aus dem H 2, davon auszugehen ist4,
dass sie ein Porträt trug. Der Bildnisplastik möchte ich darüber hinaus auch die unterlebensgroße Statue
einer Opferdienerin S 435 zuordnen; sie stellt ein Unikat nicht nur unter den Skulpturenfunden des H 2 dar6.
Die Idealplastik umfasst hauptsächlich Darstellungen von Göttern: Zu den weiblichen gehören Athena
S 9, Hekate S 15 und Nemesis; auf letztere dürften das Köpfchen S 11 und der weibliche Gewandtorsos
S 12, - eventuell von ein und derselben Figur - zu beziehen sein. Die in den Wohneinheiten der Hanghäu-
ser am häufigsten dargestellte Göttin Aphrodite ist mit dem Torso im Typus der Anadyomene S 41, dem
1 Dies war auch bei den Skulpturen der anderen Wohneinheiten im H 2 zu beobachten.
2 s. Rathmayr, Kap. XXIII.2.1.1.
3 Das Büstchen Hadrians dürfte aus T IV.UG stammen (s. Kat.-Eintrag) und daher nicht zur Ausstattung einer der Wohneinheiten
im H 2 gehört haben, wie bei Rathmayr, Götter- und Kaiserkult, 128-130 Abb. 16 und Rathmayr, WE 6, Skulpturenfunde,
Kap. XIV.2.2 und 2.3, angenommen.
4 Zu den Skulpturen aus dem H 2: Christof, WE 2, Skulpturen; Rathmayr, WE 1, Skulpturen; Rathmayr, WE 4, Skulpturen;
Rathmayr, WE 6, Skulpturenfunde; vgl. auch die Skulpturen aus dem benachbarten H 1 bei Aurenhammer, Hanghaus 1
Funde.
5 Diese wurde zwar in der nach der Zerstörung des H 2 auf der Fläche der WE 7 erbauten N-Mauer des Bereichs IVc gefunden,
dürfte aber anders als der ebenfalls hier verbaute Kopf S 44 aufgrund ihrer Größe und Darstellung zur Ausstattung der WE 7
gehört haben; s. u.
6 Als eine weitere Opferdienerin aus Ephesos ist eine weibliche Figur auf einer der sog. Partherplatten anzusprechen, s. Ober-
LEITNER U. A, Ephesos, 78 Nr. 60 Abb. 50. 57.
XIX Skulpturen
1 EINLEITUNG
In der WE 7 wurden Skulpturen aus Marmor, Bronze und Ton gefunden. Während jene aus Marmor und die
Bronze schlänge ausschließlich aus dem Zerstörungsschutt und den darüber liegenden Schuttschichten stam-
men, kamen die Terrakotten sowohl aus dem Schutt als auch bei Grabungen, die unter den jüngsten Böden
einiger Räume durchgefuhrt wurden, zu Tage1. Themen, Größe, Datierung und Funktion der Skulpturen
werden getrennt nach den Materialien Stein und Terrakotta besprochen. Während bei den wenigen in der
WE 7 durchgefuhrten Grabungen unter den jüngsten Böden nur vereinzelt Terrakotten gefunden wurden,
kam bei der Sondage in Raum 32c eine größere aussagekräftige Anzahl (20 Stücke) zu Tage, die hinsichtlich
ihrer Funktion näher beleuchtet wird. Im Anschluss daran werden - nun unabhängig vom Material - die
Skulpturenausstattungen des Peristylhofs 38b und des an diesen im Süden angrenzenden Raumes 38 vor-
gestellt. Diese sind nicht zuletzt deshalb von besonderer Bedeutung, da sie wichtige Hinweise für religiös-
kultische Aktivitäten in der WE 7 liefern2. In einem Schlussteil werden die Aufstellungsdauer der Skulp-
turen und ihre Bedeutung im Gesamtkontext der WE 7 diskutiert.
2 SKULPTUREN AUS STEIN UND BRONZE (TAF. 259-278)
2.1 Themen
Das Themenspektrum der Skulpturen aus Stein umfasst Idealplastik und Porträts. Als Bildnisse anzuspre-
chen sind das Büstenporträt des Tiberius S 6, das Porträt der Livia S 7, sowie - ebenfalls aus julisch-clau-
discher Zeit - ein weibliches Köpfchen mit Porträtzügen S 17 und der männliche Porträtkopf S 37. Ferner
könnten noch zwei weitere Porträts, die aus Bereichen nördlich bzw. nordöstlich der WE 7 stammen, zur
Ausstattung des Hauses gehört haben: Bei S 47 handelt es sich um ein Porträt des Tiberius und bei S 46 um
ein kleinformatiges Paludamentum-Büstchen des Hadrian3. Neben diesen dürfte das Gewandfragment S 34
ebenfalls zu einer Büste gehört haben, bei der, wie bei allen Büsten aus dem H 2, davon auszugehen ist4,
dass sie ein Porträt trug. Der Bildnisplastik möchte ich darüber hinaus auch die unterlebensgroße Statue
einer Opferdienerin S 435 zuordnen; sie stellt ein Unikat nicht nur unter den Skulpturenfunden des H 2 dar6.
Die Idealplastik umfasst hauptsächlich Darstellungen von Göttern: Zu den weiblichen gehören Athena
S 9, Hekate S 15 und Nemesis; auf letztere dürften das Köpfchen S 11 und der weibliche Gewandtorsos
S 12, - eventuell von ein und derselben Figur - zu beziehen sein. Die in den Wohneinheiten der Hanghäu-
ser am häufigsten dargestellte Göttin Aphrodite ist mit dem Torso im Typus der Anadyomene S 41, dem
1 Dies war auch bei den Skulpturen der anderen Wohneinheiten im H 2 zu beobachten.
2 s. Rathmayr, Kap. XXIII.2.1.1.
3 Das Büstchen Hadrians dürfte aus T IV.UG stammen (s. Kat.-Eintrag) und daher nicht zur Ausstattung einer der Wohneinheiten
im H 2 gehört haben, wie bei Rathmayr, Götter- und Kaiserkult, 128-130 Abb. 16 und Rathmayr, WE 6, Skulpturenfunde,
Kap. XIV.2.2 und 2.3, angenommen.
4 Zu den Skulpturen aus dem H 2: Christof, WE 2, Skulpturen; Rathmayr, WE 1, Skulpturen; Rathmayr, WE 4, Skulpturen;
Rathmayr, WE 6, Skulpturenfunde; vgl. auch die Skulpturen aus dem benachbarten H 1 bei Aurenhammer, Hanghaus 1
Funde.
5 Diese wurde zwar in der nach der Zerstörung des H 2 auf der Fläche der WE 7 erbauten N-Mauer des Bereichs IVc gefunden,
dürfte aber anders als der ebenfalls hier verbaute Kopf S 44 aufgrund ihrer Größe und Darstellung zur Ausstattung der WE 7
gehört haben; s. u.
6 Als eine weitere Opferdienerin aus Ephesos ist eine weibliche Figur auf einer der sog. Partherplatten anzusprechen, s. Ober-
LEITNER U. A, Ephesos, 78 Nr. 60 Abb. 50. 57.