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XXIII Haustypus, Haus- und Raumfunktionen,
die Besitzerfamilie
1 HAUSTYPUS
Die WE 7 wurde wie alle Wohneinheiten des H 2 und viele weitere Wohnhäuser in Ephesos im Typus eines
Peristylhauses errichtet1 (Taf. 1; 3; 4). Dieser Haustypus ist in Ephesos seit hellenistischer Zeit für Wohn-
bauten belegt2. Bei dieser Hausform befindet sich im Zentrum des Hauses ein von Säulenhallen umstan-
dener Hof, von dem die Haupträume erschlossen werden (Taf. 476). Die WE 7 hatte seit ihrer Errichtung
Umgänge an der W-, N- und O-Seite, von denen der N-Umgang wie auch bei anderen Peristylhäusern eine
größere Breite hatte (Taf. 330-331). An der S-Seite bestand hingegen keine Halle, hier öffnen sich der
große Raum 38 und das Treppenhaus 39 direkt auf den offenen Innenhof des Peristyls 38b. Die ebenfalls
an dieser Seite liegenden Räume 38a und 40 sind bzw. waren vom W- und O-Umgang zu betreten3. Wei-
tere Haupträume waren im OG an das große Peristyl 38b. 1 und ab Bauphase II an ein zweites, kleineres
Peristyl im südöstlichen Bereich (auf Fläche von 32c, 32d, 32e.l, 38a. 1) angegliedert4 (Taf. 334-335). Die
Wirtschaftsräume und eine Latrine liegen ebenfalls im OG, jedoch abseits der beiden Peristylhöfe. Sie
befanden sich in der unmittelbaren Nähe der Wasserver- und -entsorgung5 (Taf. 339; 341). Wie bei allen
Wohneinheiten an der W-Seite des H 2 erfolgte auch bei der WE 7 der Zugang von der STG 36 (Taf. 3;
5; 85; 475 Abb. 1; 476 Abb. 4). In Analogie zu bekannten Eingangssituationen in Peristylhäuser wird ein
Haupteingang rekonstruiert, von dem man unmittelbar in den Peristylhof 38b gelangte7. Er kann direkt von
der Gasse auf demselben Niveau ins Haus geführt haben8; vorstellbar ist aber auch, dass ein Stiegenhaus auf
dem Areal von WT 1 und 2 (Taf. 1) bestand, das nicht nur die WE 7, sondern auch die auf der nördlichsten
Terrasse liegenden Räume 46, 45, 45a, 45b und 45c (Taf. 477) zugänglich machte9. Ein zweiter Nebenein-
1 Zum H 2: Thür, WE 4, 415 f.; Thür - Rathmayr, WE 6, Kap. XXIII; Rathmayr, WE 1 und 2, Auswertung, 377. 688 f.;
Adenstedt, WE 3 und 5; zum H 1 und dem unter der Domus liegenden hellenistischen Peristylhaus s. Lang-Auinger, Hang-
haus 1; zu weiteren Peristylhäusem in Ephesos s. RE Suppl. 12 (1970) 1639-1644 s. v. Ephesos (W. Alzinger); ANRWII 7.2
(1980) 824 s. v. Ephesos (W. Alzinger); Boulasikis, Freudenhaus.
2 s. z. B. das späthellenistische Peristylhaus, das sich auf dem nördlichen Areal des H 1 befand; s. Lang-Auinger, Hanghaus 1,
86-91. 181-186 Plan 4 Abb. 72; im H 2 sprechen Befunde und Funde für die Existenz eines Peristylhauses auf der Fläche der
WE 6 in späthellenistischer Zeit; s. Rathmayr u. A., WE 6, Hellenistische Strukturen und Funde: Ergebnisse und Interpreta-
tionen, Kap. XXIII. 1. Zu Peristylhäusern der hellenistischen und römischen Periode im griechischen Osten s. z. B. Trümper,
Delos; Wulf, Stadtgrabung (Pergamon); Bonini, Casa (Griechenland in römischer Zeit).
3 Die Tür von Raum 40 ist durch eine Überbauung nach der Zerstörung des H 2 nicht erhalten; s. Rathmayr, Kap. IV.3.
4 Rathmayr, Kap. IV.2.2 und IV.2.4.
5 In dem langgestreckten Bereich 37 waren Kanäle und die Frischwasserzuleitung installiert, in Raum 34/34a ist ein Tiefbrunnen
vorhanden; s. RATHMAYR, Kap. IV.8.
6 Während die Wohneinheiten auf der W-Seite des H 2 von der westlich liegenden STG 3 zugänglich waren, waren jene an der
O-Seite mit Ausnahme der von Norden erschlossenen WE 6 von der östlich am Hanghaus entlang fahrenden STG 1 zu betreten.
Die WE 1 und 2 hatten zusätzlich Eingänge von der im Süden vorbei führenden Hanghausstraße; zu den Eingängen in die Wohn-
einheiten s. Rathmayr, WE 1 und 2, Auswertung, in: Krinzinger, WE 1 und 2, 377. 688 f. 696; Thür, WE 4, Rekonstruktion
der Bauphasen, 96-101; Thür, WE 6, Baubeschreibung, Kap. III.5.1 und III.5.2; Adenstedt, WE 3 und 5.
7 Vgl. auch das späthellenistische Peristylhaus auf der Fläche des H 1, wo der Haupteingang von der STG 1 über einen Korridor
direkt in den N-Umgang des Peristylhofes führte, s. Lang-Auinger, Hanghaus 1, 183; zu weiteren Eingangssituationen in
Peristylhäuser s. Wulf, Stadtgrabung, 175; Trümper, Delos, 35-37; Thebert, Domestic Architecture, 353.
8 Ein solcher Eingang ist auf den Plänen rekonstruiert (Taf. 331; 333; 337; 339 unten).
9 Zur Rekonstruktion eines solchen Treppenhauses s. die Ausführungen bei Rathmayr, Kap. A.IV und A.VII.
XXIII Haustypus, Haus- und Raumfunktionen,
die Besitzerfamilie
1 HAUSTYPUS
Die WE 7 wurde wie alle Wohneinheiten des H 2 und viele weitere Wohnhäuser in Ephesos im Typus eines
Peristylhauses errichtet1 (Taf. 1; 3; 4). Dieser Haustypus ist in Ephesos seit hellenistischer Zeit für Wohn-
bauten belegt2. Bei dieser Hausform befindet sich im Zentrum des Hauses ein von Säulenhallen umstan-
dener Hof, von dem die Haupträume erschlossen werden (Taf. 476). Die WE 7 hatte seit ihrer Errichtung
Umgänge an der W-, N- und O-Seite, von denen der N-Umgang wie auch bei anderen Peristylhäusern eine
größere Breite hatte (Taf. 330-331). An der S-Seite bestand hingegen keine Halle, hier öffnen sich der
große Raum 38 und das Treppenhaus 39 direkt auf den offenen Innenhof des Peristyls 38b. Die ebenfalls
an dieser Seite liegenden Räume 38a und 40 sind bzw. waren vom W- und O-Umgang zu betreten3. Wei-
tere Haupträume waren im OG an das große Peristyl 38b. 1 und ab Bauphase II an ein zweites, kleineres
Peristyl im südöstlichen Bereich (auf Fläche von 32c, 32d, 32e.l, 38a. 1) angegliedert4 (Taf. 334-335). Die
Wirtschaftsräume und eine Latrine liegen ebenfalls im OG, jedoch abseits der beiden Peristylhöfe. Sie
befanden sich in der unmittelbaren Nähe der Wasserver- und -entsorgung5 (Taf. 339; 341). Wie bei allen
Wohneinheiten an der W-Seite des H 2 erfolgte auch bei der WE 7 der Zugang von der STG 36 (Taf. 3;
5; 85; 475 Abb. 1; 476 Abb. 4). In Analogie zu bekannten Eingangssituationen in Peristylhäuser wird ein
Haupteingang rekonstruiert, von dem man unmittelbar in den Peristylhof 38b gelangte7. Er kann direkt von
der Gasse auf demselben Niveau ins Haus geführt haben8; vorstellbar ist aber auch, dass ein Stiegenhaus auf
dem Areal von WT 1 und 2 (Taf. 1) bestand, das nicht nur die WE 7, sondern auch die auf der nördlichsten
Terrasse liegenden Räume 46, 45, 45a, 45b und 45c (Taf. 477) zugänglich machte9. Ein zweiter Nebenein-
1 Zum H 2: Thür, WE 4, 415 f.; Thür - Rathmayr, WE 6, Kap. XXIII; Rathmayr, WE 1 und 2, Auswertung, 377. 688 f.;
Adenstedt, WE 3 und 5; zum H 1 und dem unter der Domus liegenden hellenistischen Peristylhaus s. Lang-Auinger, Hang-
haus 1; zu weiteren Peristylhäusem in Ephesos s. RE Suppl. 12 (1970) 1639-1644 s. v. Ephesos (W. Alzinger); ANRWII 7.2
(1980) 824 s. v. Ephesos (W. Alzinger); Boulasikis, Freudenhaus.
2 s. z. B. das späthellenistische Peristylhaus, das sich auf dem nördlichen Areal des H 1 befand; s. Lang-Auinger, Hanghaus 1,
86-91. 181-186 Plan 4 Abb. 72; im H 2 sprechen Befunde und Funde für die Existenz eines Peristylhauses auf der Fläche der
WE 6 in späthellenistischer Zeit; s. Rathmayr u. A., WE 6, Hellenistische Strukturen und Funde: Ergebnisse und Interpreta-
tionen, Kap. XXIII. 1. Zu Peristylhäusern der hellenistischen und römischen Periode im griechischen Osten s. z. B. Trümper,
Delos; Wulf, Stadtgrabung (Pergamon); Bonini, Casa (Griechenland in römischer Zeit).
3 Die Tür von Raum 40 ist durch eine Überbauung nach der Zerstörung des H 2 nicht erhalten; s. Rathmayr, Kap. IV.3.
4 Rathmayr, Kap. IV.2.2 und IV.2.4.
5 In dem langgestreckten Bereich 37 waren Kanäle und die Frischwasserzuleitung installiert, in Raum 34/34a ist ein Tiefbrunnen
vorhanden; s. RATHMAYR, Kap. IV.8.
6 Während die Wohneinheiten auf der W-Seite des H 2 von der westlich liegenden STG 3 zugänglich waren, waren jene an der
O-Seite mit Ausnahme der von Norden erschlossenen WE 6 von der östlich am Hanghaus entlang fahrenden STG 1 zu betreten.
Die WE 1 und 2 hatten zusätzlich Eingänge von der im Süden vorbei führenden Hanghausstraße; zu den Eingängen in die Wohn-
einheiten s. Rathmayr, WE 1 und 2, Auswertung, in: Krinzinger, WE 1 und 2, 377. 688 f. 696; Thür, WE 4, Rekonstruktion
der Bauphasen, 96-101; Thür, WE 6, Baubeschreibung, Kap. III.5.1 und III.5.2; Adenstedt, WE 3 und 5.
7 Vgl. auch das späthellenistische Peristylhaus auf der Fläche des H 1, wo der Haupteingang von der STG 1 über einen Korridor
direkt in den N-Umgang des Peristylhofes führte, s. Lang-Auinger, Hanghaus 1, 183; zu weiteren Eingangssituationen in
Peristylhäuser s. Wulf, Stadtgrabung, 175; Trümper, Delos, 35-37; Thebert, Domestic Architecture, 353.
8 Ein solcher Eingang ist auf den Plänen rekonstruiert (Taf. 331; 333; 337; 339 unten).
9 Zur Rekonstruktion eines solchen Treppenhauses s. die Ausführungen bei Rathmayr, Kap. A.IV und A.VII.