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XXII Unters Mosaik geschaut - Hellenistische und
Römerzeitliche Pflanzenreste1
1 EINLEITUNG
Im Zuge der interdisziplinären Untersuchungen an der Wohneinheit 7 (WE 7) des Hanghauses 2 (H 2) in
Ephesos wurden archäobotanische Analysen am Pflanzenmaterial aus mehreren Fundkontexten durchge-
führt. Ihre Zielsetzung lag darin, Rückschlüsse auf Ernährung und Alltagsleben der städtischen Bevölkerung
von Ephesos zu ziehen. Vor allem die Holzkohlenuntersuchungen zielten auch auf mögliche Hinweise auf
die Nutzung der umgebenden Vegetation. Insbesondere bei den chronologisch gut ansprechbaren Schichten
aus dem Kanal in Raum 34a war zu erwarten, dass auch Veränderungen dieser Vegetation oder ihrer Aus-
beutung über mehrere Siedlungsphasen hinweg sichtbar werden könnten.
1.1 Forschungsstand
Archäobotanische Untersuchungen aus Ephesos und seinem unmittelbaren Umfeld liegen bislang aus fol-
genden Kontexten und Zeitstellungen vor (chronologisch geordnet): aus der Siedlung Qukuri^i Höyük
(prähistorisch)2, dem Artemision (protogeometrisch bis archaisch)3, dem H 2 (WE 2: hellenistisch4; WE 1:
römisch5; WE 5: römisch6) sowie aus dem Vediusgymnasium (spätantik)7. Aus dem nahe gelegenen Milet
(ca. 47 km südlich von Ephesos) liegen ebenfalls archäobotanische Daten vor, die kupferzeitliche bis hel-
lenistische Schichten erfassen8.
Im weiteren Umfeld liegt der Schwerpunkt jedoch auf prähistorischen Epochen, so beispielsweise an den
bekannten Ausgrabungen von Qatalhöyük9 und Pinarba§i10 in Zentralanatolien (neolithisch), oder in Troja
und Kumtepe11 (frühbronzezeitlich).
1.2 Naturraum
Die Geologie um die Stadt Ephesos (Textabb. 1) ist dominiert durch die Alluvionen des Kü?ük Menderes
(Kleiner Mäander), deren stetige Ablagerung die Verschiebung der Küstenlinie nach Westen und die Verlan-
dung des Hafens von Ephesos über die Jahrhunderte verursachte. Umgeben ist die Ebene von zwei großen
Gebirgsstöcken metamorpher Prägung: im Süden vom Aydin Daglan12 (Aydin-Gebirge) und nördlich vom
1 Wir danken Hans-Peter Stika und Maria Knipping (beide Universität Hohenheim, Stuttgart) für die zusätzlichen Informationen
zu Vegetationsentwicklung und Archäobotanik in der Region Izmir, und Elena Marinova-Wolff (KU Leuven) fiär die Diskus-
sionen zur Unterscheidbarkeit von Tannen- und Zedernholz in verkohltem Zustand.
2 Horejs u. a., Qukurigi; U. Thanheiser, qukuri?i.
3 Popovtschak, Artemision, 199-207.
4 Thanheiser, WE 1 und 2, Pflanzenreste.
5 Popovtschak, WE 1 und 2, Pflanzenreste.
6 Thanheiser - Heiss, Opfergrube H 2.
7 Walter, Vediusgymnasium.
8 Stika, Milet Vorbericht, 157-163; Stika, Milet Pflanzenreste.
9 Asouti - Hather, Konya, 23-32; ASOUTI, Qatalhöyük, 213-258. 459^167.
10 ASOUTI, Pinarba§i, 1185-1201.
11 Riehl, Troad; Riehl - Marinova, Troad, 297-312.
12 Stock u. a.; Harbours.
XXII Unters Mosaik geschaut - Hellenistische und
Römerzeitliche Pflanzenreste1
1 EINLEITUNG
Im Zuge der interdisziplinären Untersuchungen an der Wohneinheit 7 (WE 7) des Hanghauses 2 (H 2) in
Ephesos wurden archäobotanische Analysen am Pflanzenmaterial aus mehreren Fundkontexten durchge-
führt. Ihre Zielsetzung lag darin, Rückschlüsse auf Ernährung und Alltagsleben der städtischen Bevölkerung
von Ephesos zu ziehen. Vor allem die Holzkohlenuntersuchungen zielten auch auf mögliche Hinweise auf
die Nutzung der umgebenden Vegetation. Insbesondere bei den chronologisch gut ansprechbaren Schichten
aus dem Kanal in Raum 34a war zu erwarten, dass auch Veränderungen dieser Vegetation oder ihrer Aus-
beutung über mehrere Siedlungsphasen hinweg sichtbar werden könnten.
1.1 Forschungsstand
Archäobotanische Untersuchungen aus Ephesos und seinem unmittelbaren Umfeld liegen bislang aus fol-
genden Kontexten und Zeitstellungen vor (chronologisch geordnet): aus der Siedlung Qukuri^i Höyük
(prähistorisch)2, dem Artemision (protogeometrisch bis archaisch)3, dem H 2 (WE 2: hellenistisch4; WE 1:
römisch5; WE 5: römisch6) sowie aus dem Vediusgymnasium (spätantik)7. Aus dem nahe gelegenen Milet
(ca. 47 km südlich von Ephesos) liegen ebenfalls archäobotanische Daten vor, die kupferzeitliche bis hel-
lenistische Schichten erfassen8.
Im weiteren Umfeld liegt der Schwerpunkt jedoch auf prähistorischen Epochen, so beispielsweise an den
bekannten Ausgrabungen von Qatalhöyük9 und Pinarba§i10 in Zentralanatolien (neolithisch), oder in Troja
und Kumtepe11 (frühbronzezeitlich).
1.2 Naturraum
Die Geologie um die Stadt Ephesos (Textabb. 1) ist dominiert durch die Alluvionen des Kü?ük Menderes
(Kleiner Mäander), deren stetige Ablagerung die Verschiebung der Küstenlinie nach Westen und die Verlan-
dung des Hafens von Ephesos über die Jahrhunderte verursachte. Umgeben ist die Ebene von zwei großen
Gebirgsstöcken metamorpher Prägung: im Süden vom Aydin Daglan12 (Aydin-Gebirge) und nördlich vom
1 Wir danken Hans-Peter Stika und Maria Knipping (beide Universität Hohenheim, Stuttgart) für die zusätzlichen Informationen
zu Vegetationsentwicklung und Archäobotanik in der Region Izmir, und Elena Marinova-Wolff (KU Leuven) fiär die Diskus-
sionen zur Unterscheidbarkeit von Tannen- und Zedernholz in verkohltem Zustand.
2 Horejs u. a., Qukurigi; U. Thanheiser, qukuri?i.
3 Popovtschak, Artemision, 199-207.
4 Thanheiser, WE 1 und 2, Pflanzenreste.
5 Popovtschak, WE 1 und 2, Pflanzenreste.
6 Thanheiser - Heiss, Opfergrube H 2.
7 Walter, Vediusgymnasium.
8 Stika, Milet Vorbericht, 157-163; Stika, Milet Pflanzenreste.
9 Asouti - Hather, Konya, 23-32; ASOUTI, Qatalhöyük, 213-258. 459^167.
10 ASOUTI, Pinarba§i, 1185-1201.
11 Riehl, Troad; Riehl - Marinova, Troad, 297-312.
12 Stock u. a.; Harbours.