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EINLEITUNG

a. Herkunft der Funde, Bauperioden,
Chronologie
1. Wir heben zuerst die Scherbenmenge hervor,
welche aus den Fundamenten der Basilika geborgen
wurde.
Am Nordrand des Staatsmarktes in Ephesos gele-
gen1, besteht die Basilika aus einem dreischiffigen Mit-
telteil von 164,70 m Länge und je einem Anbau (Chal-
cidicum) im Westen und Osten. Die Rückseite wird
durch eine geschlossene Wand gebildet. Beiderseits des
Mittelschiffes stehen Säulenreihen mit jonischen Stier-
kopfkapitellen; entlang der Vorderseite läuft eine Säu-
lenreihe mit jonischen Normalkapitellen; vier Stufen
führen hinab zum Niveau des Marktplatzes.
Aus der zweisprachigen Bauinschrift geht hervor,
daß der Bau von dem bekannten Wohltäter C. Sextilius
Pollio, seiner Frau Offilia Bassa und deren Sohn für Ar-
temis, Augustus und seinen Adoptivsohn Tiberius er-
richtet worden ist. Aufgrund der Inschrift setzte Alzin-
ger die Erbauung der Basilika in die Jahre zwischen 4
und 14 n. Chr2., hält es jedoch für möglich, daß der
Plattenboden erst in tiberianischer Zeit vollendet wur-
de3. Folglich müßten diejenigen Scherben, deren Her-
kunft aus den Baugruben der Basilika und aus unge-
störten Zusammenhängen gesichert ist, eine Gruppe
bilden, für die die Zeit des Tiberius als „terminus ante
quem“ anzusehen ist. Eine genaue Prüfung aller aus ge-
sicherten Kontexten stammenden Stücke zeigt, daß dies
zwar weitgehend zu trifft; das Auftreten von Bruchstük-
ken, deren Vergleichsbeispiele an anderen Orten später
datiert werden, läßt jedoch die Überlegung zu, daß die
Arbeiten am Basilikaboden mindestens bis in die clau-
dische Zeit angedauert haben4.
Den Scherbenfund nachtiberianischer Zeit über
dem Felsen im Westchalcidicum („Sockelbau“; die
Fundkisten 109/1970, 115/1970, 121/1970) bringt der
Ausgräber mit einem „späten Umbau“ des Gebäudes in
Verbindung5. Da es sich hierbei um eine zeitlich homo-

1 Alzinger, RE Suppl. XII, Sp. 1060; E. Fossel-Peschl, Basili-
ka, 7.
2 Aufgrund neuer Funde von Teilen der Bauinschrift läßt sich
nunmehr die Einweihung bzw. Fertigstellung des Baues auf die
Jahre 11 bis 13 n. Chr. einengen, vgl. D. Knibbe -
M. Büyükkolanci, Zur Bauinschrift der Basilica auf dem sog.
Staatsmarkt von Ephesos, ÖJh 59, 1989, 43 ff.
3 Alzinger a.O. Sp. 1635.
4 Im Text wird auf diesen Umstand jeweils besonders hinge-
wiesen. Ich bin K. Slane für brieflichen Hinweis (November
1986) dankbar; dazu besonders zu dem Pilzgefäß F 63.

gene Gruppe handelt und die Stücke zeitlich den jüng-
sten Beispielen aus den Basilika-Kontexten entspre-
chen („Bauzeit“), scheint es nicht ausgeschlossen, sie
mit dem Abschluß der Bauarbeit an der Basilika in Zu-
sammenhang zu bringen.
Im Text und Katalog sind die Hinweise „Bauzeit
der Basilika“ und „Fundgruppe Sockelbau, jüngster
Bauabschluß“ (s. dazu u. mit Anm. 8) angegeben.
Der Basilika-Fundkomplex ist vor allem für folgen-
de Keramikgruppen von Interesse:
Die Ostsigillata A, die Ostsigillata B, die Westsi-
gillata, den Großteil der grauen und schwarzen Kera-
mik, einige Gefäße mit applizierten Reliefs, die dünn-
wandige Keramik, die „pompeijanisch-roten“ Platten
sowie einige Unguentarien.
2. Über Eingriffe und Veränderungen, die vor al-
lem im fünften und sechsten nachchristlichen Jahrhun-
dert vorgenommen worden sind6, geben bis zur endgül-
tigen Publikation des Baues die zahlenmäßig nicht sehr
stark vertretenen Gattungen spätrömischer Zeit Aus-
kunft; hierzu gehören:
Die spätrömische Keramik mit rotem Überzug, die
kaiserzeitliche Reliefkeramik, einige Unguentarien, die
Model für das Relief auf der Innenseite einer Patera
(C 15).
3. Die Funde aus den Vorgängerbauten unter der
Basilika:
Hierzu gehört eine einschiffige Stoa unter Nord-
und Mittelschiff der Basilika, die im Westen durch die
„Schöne Mauer“ begrenzt ist. In die Zeit vor dieser
Stoa werden die beiden „Schrägen Mauern“ I und H im
Westen angesetzt7.
Zu den Keramikgruppen, die diesen Vorgängerbau-
ten entsprechen, zählen wir:
Die einfache Fimiskeramik (mit Stempeldekor),
die Fimiskeramik mit Schlickerdekor, die Keramik mit
aufgesetzten Reliefs, die hellenistischen Reliefbecher
aus der Form, die weißgrundige Keramik, vereinzelte
Exemplare der grauen und schwarzen Keramik, einige
Unguentarien.
Im Katalog ist die Herkunft der Fragmente mit
„Schräge Mauer“ I, II. „Schöne Mauer“, „Stoa“ und
5 Alzinger a.O. Sp. 1635 und mündlich; Fossel-Peschl a.O.
7 ff.
6 Alzinger, RE Suppl. XII, Sp. 1635; Fossel-Peschl, Basilika,
4; auf Störung der Basilika-Kontexte ist jeweils im Katalog hin-
gewiesen.
7 Alzinger a.O. Sp. 1600; Fossel-Peschl a.O. 9; die Kontexte
der „Schrägen Mauer“ und der „Stoa“ enthalten gleichermaßen
Keramik aus dem dritten und dem zweiten Jahrhundert.

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