Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VII. DIE OSTSIGILLATA A

Als erste der Ostsigillaten441 eroberte im frühen er-
sten oder bereits vor dem Ende des zweiten Jhs. v. Chr.
eine helltonige Gattung den Markt442. Zahn443 nannte
sie — nach Plinius nat. hist. XXXV, 12 (46) 160 —
Pergamenische Ware“444. Zur Vermeidung von Miß-
verständnissen445 führte K. Kenyon die Bezeichnung
„Ostsigillata A“ (ESA) ein, die sich mittlerweile allge-
mein durchgesetzt hat446.
Gefäße dieser Gattung sind an der hellen Tonfarbe
zu erkennen (beige, rosa, gelblich bis hellbraun); der
Ton ist meist fein geschlämmt, Glimmer wird selten be-
obachtet447. Der Überzug448, rotbraun, manchmal oran-
gebraun, schwankt in der Qualität, ist entweder fest
oder so dünn aufgetragen, daß der Tongrund durch-
scheint und die Pinselstriche sichtbar sind. Tauchstei-
fen vom doppelten Eintauchen449 sowie Fingerabdrük-
ke heben sich sichtbar ab. Trotz einer gewissen
Einheitlichkeit sind Materialunterschiede festgestellt
worden450, weshalb mehrere Herstellungszentren ange-
nommen werden451. Der Schwerpunkt der Produktion
ist mit größter Wahrscheinlichkeit im Gebiet des östli-
chen Mittelmeeres zu suchen, von wo aus die Gefäße in
die Ägäis, das griechische Festland und weiter nach Ita-

441 s. zuletzt J.W. Hayes in: EAA Atlante delle forme
Ceramiche II (1985) 9 ff; die Arbeit konnte nicht mehr berück-
sichtigt werden, da unser MS zu dem Zeitpunkt schon abge-
schlossen war.
442 F.O. Waage, Antioch-on-the-Orontes IV 1 (1948) 18 ff;
H. Goldman - F.F. Jones, Excavation at Gözlü Kule, TarsusI
(1950); K. Kenyon in: SamarialU (1957) 281 ff;
G.M. Crowfoot, ebdt. 306 ff.; P. Hellström, Labraundaü 1
(1965) 30 f; A. Papanicolaou Christensen - Ch. Friis Johansen,
Hama, Fouilles etrecherches 1931-1938,111 2 (1971) bes. 55 f.
443 R. Zahn, Priene (1954) 440, 448.
444 s. Waag 6 a.O. 18 ff: „Hellenistic Pergamene“, 32 ff: „Early
Roman Pergamene“; s. dazu Hellström a.O. 28, Anm.4; die Be-
zeichnung auch noch bei Robinson, Agora V, 11, Anm.7; Ph.
Bruneau, Delos XXVII, (1970) 139 ff.
445 Zum Problem insoweit es die Lokalproduktion in Perga-
mon betrifft, s. J. Schäfer, AA, 1962, 777 ff; dazu Hellström a.O.
29, Anm.5 und 6; Schäfer, PF 2 (1968) 20, Anm.29.
446 Kenyon a.O. 281-288; Hellström a.O. 28 ff; Hama a.O. 55;
Hayes, Rei Cret Rom Faut Acta 5/6 (1963/1964) 31, Anm.l;
ders., Hesperia 42, 1973, 416 ff, 450 ff, 467 ff; K. Kenyon, He-
speria 49, 1980, 135 ff; Mitsopoulos-Leon, Germania 53, 1975,
101 ff.
447 s. dazu Kenyon a.O. 346 ff.
448 Slane Wright, Hesperia 49, 1980, 169, Anm.31; Hayes, He-
speria 42, 1973,463.
449 Hayes a.O. 450; Robinson a.O. 11.

lien (Pompeij), Nordafrika, Ägypten u.a. versandt wor-
den sind452.
Im Fundbereich der Basilika tritt die Ostsigillata A
in wesentlich geringerer Menge auf als die
Ostsigillata B453. Auf dem griechischen Festland wur-
den die Gefäße der Ostsigillata A in lokalen Werkstät-
ten nachgeahmt454. Die ältesten Gefäße, die in
Ostsigillata A hergestellt worden sind, stehen in der
Tradition hellenistischer Teller und Schälchen; das Re-
pertoire ist beschränkt, die Formen sind einfach; cha-
rakteristisch sind der runde Wandverlauf und breite, oft
ausschwingende Füße455. In augusteischer Zeit machen
sich hier, ebenso wie bei der Ostsigillata B Einflüsse
seitens der westlichen Sigillata bemerkbar456; der For-
menreichtum nimmt zu, die einzelnen Formteile sind
schärfer gegeneinander abgesetzt; Füße werden höher,
schmäler457; die Gefäße erreichen dabei jedoch nie die
Qualität der westlichen Gefäße, ebenso wie sie auch ge-
genüber der Ostsigillata B stets etwas schwerfälliger

450 Kenyon a.O. 284, stellt für Samaria zwei Arten fest: 1 a hat
cremefarbenen Ton und dunkelroten Überzug, 1 b leicht rosa
Ton, der Firnis ist dünner, Pinselstrich scheint durch; bei Ware 2
ist der Farbton wärmer, der Firnis heller und schwächer, jedoch
einheitlicher; bis zur augusteischen Zeit überwiegt Ware 1
(Romania), ab dann Ware 2, allerdings mit Überschneidungen;
s. auch a.O. 282; ebenso Waag 6 a.O. Lt. freundlicher Mitteilung
vom 18.5.1984 gelang es M. Vanderhoeven, in Apamea vier
Gruppen (ESA 1-4) durch Analysen zu unterscheiden.
451 Kenyon a.O: 288; Hellström a.O. 31, Anm.5; Samaria a.O:
355 f; Tarsus I 176; J.H. Iliffe, QDAP 6, 5-9; Vanderhoeven für
Apamea s. Anm.450.
452 Samaria a.O: 346 ff; Hellström a.O: 31; Hayes, Rei Cret
Rom Faut, Acta 5/6, 31; J. Gunneweg, ebdt. Acta 25/26, 1987,
119ff.
453 s.u. Kapitel „Ostsigillata B“ und Einleitung; für Korinth
s. Hayes, Hesperia 42, 1973, 450, 452 ff.
454 Slane Wright a.O. 169; dies konnte auch von der Verf. wie-
derholt festgestellt werden für Elis und Lousoi.
455 Delos, Bruneau a.O. 42 f zur Datierung der Kleinfunde; die
Formen s. D 43 - D 49, D 64 (schwarz gebrannt); Agora Athen, E
151, E 152; Thompson a.O: 394; nach Rotroff ist jetzt ein Datum
gegen 110 v.Chr. für die Gruppe E anzunehmen, s. Hesperia 52,
1983, 281, Anm.90 und Agora XXII, Append 110, zu Gruppe E;
Hayes, Rei Cret Rom Faut, Acta 5/6 31; weiters s. Hellström a.0.
30; Hama a.O. 55 f; G. Weinberg - V. Grace - C. Edwards -
H. Robinson, The Antikythera Shipwreck Reconsidered,
Transactions Am. Philos. Soc. 33,3 (1965); bes. Robinson ebdt.
28 ff, Abb. 1-7; s. dazu die Profile bei Mitsopoulos-Leon, Germa-
nia 53, 1975, Anhang 111; Kenyon und Crowfoot a.O. 284ff,
286 ff; Rez. Jones, AJA 63, 1959, 300 ff.
456 Hayes. Hesperia 42, 1973, 468.
457 Samaria, Antiochia passim.

86
 
Annotationen