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VI. DIE GRAUE UND DIE SCHWARZE KERAMIK

Unter diesem Titel werden Gefäße zusammenge-
faßt, die durch die Farbe von Ton und Firnis verbunden
sind, jedoch sowohl in der Materialbeschaffenheit als
auch in Formeigenschaften Unterschiede aufweisen.
Sie treten um die Mitte des ersten Jhs. v. Chr. im We-
sten391 auf und sind im östlichen Mittelmeerbereich392
in Fundzusammenhängen ab dem dritten bzw. frühen
zweiten Jh. v. Chr. aber auch noch der liberianischen
Zeit nachgewiesen.
Angesichts der Vielfalt der Gefäße ist die Gruppie-
rung nach der Farbe von Ton oder Firnis eine Verlegen-
heitslösung, und eine Materialanalyse ist die Voraus-
setzung für jegliche weitere Überlegung. Auf die
Schwierigkeit einer Gruppierung oder Zuweisung die-
ser verschiedenartigen Gefäße ist mehrfach hingewie-
sen worden. Bereits Waag6393 hatte die Uneinheitlich-
keit der Fundstücke in Antiochia betont und die
Hoffnung ausgesprochen, daß die einzelnen reduziert
gebrannten Gefäße denjenigen Gruppen zugeordnet
werden mögen, denen sie angehören. Thompson394
weist den mit aufgesetzten Reliefs verzierten Krater
E 153 von der Athener Agora nach Pergamon, woge-
gen sich allerdings Schäfer395 entschieden ausspricht.
Bruneau hebt die Verwandtschaft zwischen den in De-

391 N. Lamboglia, Ceramica Campana, Atti del 1° Congresso
Internationale di Studi Liguri 1950 (1952) 139-206;
ders. RivStLig 20, 1954, 85 ff.; D.M. Taylor, Cosa: Black-glaze
Pottery, MemAmAc 25 (1957) 63 ff.; M. Schindler, Die
„Schwarze Sigillata“ des Magdalensberges, Arch.Forschg. zu
den Grabungen auf dem Magdalensberg 1 (1967) Kärntner Mu-
seumszeitschriften XLHI.
392 Vor allem nachgewiesen in Antiochia, Tarsos, Samaria,
£andarh, Ephesos, Samos, Delos, Zypern, Athen, Korinth; vgl.
Waag6, Antioch IV 1, 59 f.; Goldman, Tarsus I, 184 ff., Nr. 524-
527, 544 (die schwarze Ostsigillata A), Nr. 556, 557 (die redu-
zierte Ostsigillata B); Samaria IH, 256, Nr. 39 auf Abb. 52;
Loeschcke, AM 37, 1912, bes. 398 f,; Heberdey in: Forschungen
in Ephesos, I, 175 f., Nr. 1-7; Mitsopoulos-Leon, ÖJh 50, 1972-
73, Beibl 495 ff., 5O5f„ Abb. 4; Technau, AM 54, 1929, 48, Beil.
28; Tölle-Kastenbein, Samos XIV, 150 ff.; Isler, Samos IV, 109;
Ch.M. Edwards, Hesperia55, 1986, 389 ff, 404, Anm. 101; Bru-
neau, Delos XXVn, 242, 247 f„ D24 - D27, D53 - D68;
Vessberg - Westholm, SCEIV 3, 121 ff., black polished I, black
polished II; Thompson, HesperialH (1934) 471, E 153, E 154, E
157, E 158; Robinson, Agora V 13, F 26, F 27, G 30, G 46, G 47,
H 10, K 4; Slane Wright, Hesperia49, 1980, 135 ff., 168, 31-39;
zur Korrektur der Agora-Daten s. Rotroff, Agora XXII, 107 ff.;
Hayes, Hesperia 42, 1973, 416 ff., 425.
393 Waag 6 a.O. 59; s. ebenfalls Samaria a.O. 256.
394 Thompson a.O. 423 f.
395 Nach Schäfer a.O. 87 f., handelt es sich um eine Nachah-
mung unbekannter Herkunft.

los gefundenen grautonigen Gefäßen und den „Ephe-
sos“- und „Knidos“-Lampen hervor und faßt verschie-
denartige Gefäße mit schwarzem Überzug in einem
Abschnitt zusammen, bewußt der Tatsache, daß es sich
nicht um eine homogene Gruppe handelt396. K. Slane
Wright beobachtet in Korinth graue Beispiele verschie-
denartiger Gattungen im Fundzusammenhang liberiani-
scher Zeit397.
Tatsächlich finden wir reduziert gebrannte Gefäße
der Ostsigillata A und B und anderer frührömischer
Gattungen, ebenso wie grautonige Beispiele hellenisti-
scher Gattungen wie Reliefbecher, Medaillonschalen,
Lampen usw. Eine besondere Gruppe bilden offen-
sichtlich flache Platten mit einfachem Ringfuß. Auch
im Bereich der Basilika ist eine größere Anzahl von
Gefäßen nachweisbar, welche durch die graue Farbe
des Überzuges verbunden werden398, ansonsten eine
Vielfalt von Formen aufweisen.
Material
Der Großteil der Gefäße aus der Basilika besteht
aus grauem oder braungrauem Ton, der Glimmer ent-
hält, mit weißen Einsprenkelungen durchsetzt ist und
eine körnige, oft auch lamellenförmige Konsistenz an
der Bruchfläche aufweist. Der Überzug ist grauschwarz
oder tiefschwarz, bildet einen Kontrast zur Farbe des
Tons, wirkt oft wie poliert. Die Gefäße sind schwer.
Hierzu gehören vor allem die große Gruppe der
Platten mit Ringfuß und aufgebogener Lippe (F 1 -
F 48), deren Unterseite meist tongrundig belassen ist;
zehn weitere Gefäße verschiedener Formen (F 49 -
F 58) lassen sich anschließen. Das Material der Kan-
tharoi F 49 - F 51 erinnert an einige grautonige Flach-
schulterlampen399, sowie an Reliefbecher, für die wir
wiederum eine enge Verwandtschaft mit den „Ephe-
sos“-Lampen festgestellt haben400. Bei dem Guttus
F 53 und dem Deckel F 54 ist der Überzug stumpf, be-
sonders fest. Der Schälchenboden F 56 entspricht eben-
falls den obigen Beispielen; durch seine Formparallele
zu Medaillonschalen mit quergeriefter Außenseite401

396 Delos XXVH.247.
397 Slane Wright a.O. 168.
398 Mitsopoulos-Leon a.O. 505 f.
399 Kapitel Lampen im 2. Teil dieser Arbeit (P 14, P 18, P 20 -
P22).
400 s.o. Kapitel Reliefkeramik aus der Form D3, ev. D 5 (?),
D 19, D 27, D 29, D 32, D 34, D 37, D 43, D 44, D 52, D 58,
D66.

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