Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 3.1895

DOI Artikel:
Fraas, Eberhard: Die Beilsteinhöhle auf dem Heuberg bei Spaichingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27199#0027
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
21

Die Fundschichte für die Knochen lag auf der unteren Seite der
bis 0,5 m mächtigen Stalagmitenmasse und zwar war der grösste Teil
in dem Kalksinter eingewachsen, so dass die Knochen aus dem Tropf-
stein herausgearbeitet werden mussten. Diese Arbeit gelang jedoch
über Erwarten leicht, da sich der Stein sehr gut von den Knochen
ablöste. Das Liegende der Stalagmiten bildete eine schwarze erdige
Schichte, welche gleichfalls erfüllt von Knochenresten, Scherben,
Holz und Asche war, jedoch kann man diese Ablagerung nicht als
Brandschichte bezeichnen, da sich nirgends die charakteristischen
rotgebrannten Kalke wie in der vorderen Höhle fanden. Unter der
erdigen Schichte kamen neue Kalksinter, welche faserige Struktur
und dünnbankige schalige Absonderung zeigten.

Unter dieser 0,3 bis 0,4 m starken Lage folgte
sodann wieder, wie in der vorderen Höhle, der
kalkige Sand des alten Höhlenbodens. Funde
wurden in den beiden unteren Schichten nicht
gemacht, auch der anstehende Felsen nicht
erreicht, da es sich zu schwierig und unthun-
lich erwies, in dem engen Loche in grosse
Tiefe hinunterzuarbeiten.

Die Anhäufung der Knochen, welche weit-
aus zum grössten Teile dem Bären angehörten,
war eine ganz erstaunliche und die Ausbeute
infolgedessen überaus reich. Man stelle sich
nur vor, dass in dem kleinen kaum 1,5 qm
grossen Raume, der ausgeräumt wurde, mehr
als 600 Knochenreste herausgenommen wurden,
darunter 4 vollständige und 5 fragmentarische Schädel, Dutzende von
Röhrenknochen, gegen 300 Zehen und Fusswurzelglieder und etwa
150 Wirbel und Rippen. Einen Anblick, wie ihn der Sammler selten
hat, bot es, wenn endlich nach freilich stundenlanger Arbeit wieder
ein grösseres Stück Kalksinter abgelöst und gehoben werden konnte
und an der Bruchfläche die Massen von Knochen und Zähnen sicht-
bar wurden. Lagen doch z. B. unter einem einzigen (allerdings
3 Ctr. schweren) Stalagmiten 3 vollständige Bärenschädel nebst einer
Unzahl von Knochen. Würde man noch den Versuch machen, die
grosse 4 m hohe Kalksintermasse, welche die vordere Höhle von der
hinteren trennt, auszubrechen, so könnten natürlich noch grosse
Mengen gewonnen werden, ja man sieht in einem Spalte, der unter
dieser Stalagmitenmasse sich hinzieht, schon oberflächlich eine Menge
Knochen herumliegen, doch war denselben in keiner Weise beizukommen.

Wenden wir uns nun den Fundstücken selbst zu, deren Be-
stimmung mit Hilfe der grossen Vergleichssammlung im K. Naturalien-
kabinett nicht allzu schwierig war und folgendes ergab:

1) Mensch, Homo sapiens. Skelettreste eines ausgewachsenen
mittelgrossen Individuums lagen ganz zerstreut in dem vorderen Teile
der Höhle in der Brandschichte. Ein zusammenhängendes Skelett
scheint es nicht gewesen zu sein, da die Knochen im ganzen vor-

Fig. 3. Ablagerung im
hinteren Teile der
Höhle.

1 Stalagmitendecke.

2 Fundschichte derbraunen
Bären mit viel Holz und
Kohlen.

3 plattige Kalksinter.

4 Kalksand.
 
Annotationen