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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Bürger, Ludwig: Neuer römischer Fund in Langenau, II
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0045
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37

In Z e i 1 e 1 seheint der zweite Buchstabe kein E, sondern ein
F zu sein; ob es zuiässig ist, Auli oder Augusti filiae zu lesen, weiss
ich nicht, dazu reichen meine Ivenntnisse nicht aus, aber nach dem
Eindruck, den ich beim Studium der einzelnen Buchstaben erhalten
habe, kommt es mir einleuchtend vor, um so mehr als der dritte
Buchstabe ein mit L ligiertes I sein kann, obwohl es mehr den An-
schein hat, er sei ein einfaches I. Der siebente Buchstabe kann ein
mit umgekehrtem E ligiertes L sein, obwohl die untere Querhaste
kaum zu erkennen ist.

In Zeile 2 ergiebt sich kein Anstand1, ebensowenig in Zeile 3,
wo man zwischen dem fünften und sechsten Buchstaben ein kleines o
zu erkennen glaubt. Zwischen dem vierten und fünften Buch-
staben — C und T — vermuteten wir eine Haste; doch wird das
Täuschung sein.

Z e i 1 e 4 und 5 sind leicht zu lesen, die Ligaturen sind deutlich.

In Zeile 6 kann ebensogut Iiermeni wie Hermeti geiesen
werden, die beiden letzten Buchstaben der Zeile 7 machen mehr
den Eindruck von FF oder FE als von FL. Den Schluss der Zeile 8
bildet ein M, ohne eine Ligatur; es ist also wohl piissimus zu lesen.
Die übrigen Seiten dieses Steins sind glatt behauen, was auf freien
Stand des Denkmals hinweist. Auf der ünterseite befindet sich kein
Dübelloch.

Noch tiefer im Boden, unter diesem zweiten Stein, lag ein als
Fundament rauh behauener 1,65 m langer, 0,8 m breiter und 0,6 m
hoher Kalksteinquader, wie die beiden anderen Steine aus der Nähe
stammend. Die obere Fläche dieses Steins liegt um 15 cm tiefer
als der obere Band der Kirclienfundamente; dieselben sind um ihn
herum und über ihn weggelegt worden, ein Beweis dafür, dass dieser
Fundamentstein an ursprünglicher Stelle liegt und beim Kirchenbau
schon vorhanden war. Beim Herausheben zerbrach er, einem Sprunge
oder einer Ader folgend, in zwei Teile. Der aus Kies bestehende
Untergrund wurde noch auf die Tiefe von ]/2 m sorgfältig unter-
sucht. Der Erfolg war ein negativer, schon beim Angraben machte
der Boden den Eindruck des natürlichen gewachsenen Grundes und
so fanden sich auch keine Spuren von irgend einer Bestattung, oder
Beisetzung von Aschenresten. Die Stelle kann übrigens jederzeit
leicht wieder untersucht werden, da Stadtbaumeister Kast den Funda-
mentstein überwölbt hat, so dass beim wiederholten Nachgraben
für die Kirchenmauer nicht das Geringste zu befürchten ist.

In dem Bauschutt fand sich ein drittes Muster von thönernen
Bodenplättchen mit einem stilisierten Eichenblatt darauf vor; es
dürfte dem 16. Jahrhundert angehören.

Die Römer pflegten ihre Grabmale an den Strassen aufzustellen;
dies ist auch hier der Fall, indem die Strasse Urspring-Breitingen-
Bernstadt über Langenau an der oberen lvirche vorbei nach Nieder-
stotzingen-Faimingen fiihrt. Ob die drei Steine zu einem Male ge-

1 Der Zeile 2 nacli VIXIT stehende Buchstabe kann natürlich nicht M,
sondern muss ligiertes AN (annos) sein, wie Zeile 5 und 7, d. Red.
 
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