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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — 5.1897

DOI Artikel:
Hedinger, August: Neue merowingische Funde in Oberschwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.27823#0059
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51

Neue merowingisclie Funde in OberscliwaFen.

Von Medizinalrat Dr. Hedinger1.

Während der Manöver des Herbstes 1896 eröffnete sich eine
günstige Gelegenheit, eine Anzahl von Reihengräbern (11) am Farren-
berg, im sanft ansteigenden Bergrücken stidlich von Bronnen bei
Laupheim, der vor 50 Jahren noch bewaldet war, zu eröffnen.
ünter der Ackerkrume liegt in der dem Orte näher gelegenen Hälfte
Tertiärsand, in der oberen erratischer Kies. Von den 11 Gräbern
war eines ein Doppelgrab, 4 waren ganz leer, d. h. schon „aus-
genommen“. In einem der Gräber lagen 2 ganze Skelette 30—35 cm
unter der Erde; der rechte Arm des westlich gelegenen weiblichen
Skeletts hielt den linken des öst.lich gelegenen männlichen um-
schiungen, und zwar so, dass eine sekundäre Verschiebung aus-
geschlossen erscheint. Die Entfernung der Gräber war verschieden:
3 etwa 1 m. die übrigen 3—7 m. In den unten gelegenen Gräbern
lag der Inhalt 60—80 cm tief unter der Oberfläche. Die beiden
Skelette haben nach v. Höldek entschieden germanischen Charakter,
wie sie in den Reihengräbern der Merowinger Zeit vorkommen. Der
Schädel der etwa 50 Jahre alten Frau hatte eine Länge von 187 mm,
sein Längenbreitenindex betrug 71,1; seine Form entsprach G 2, der
zugehörige Oberschenkelknochen mass 45 cm. Die Körpergrösse war
etwa 170 cm. Der Schädel des etwa 60 Jahre alten Mannes hatte
eine Länge von 182 mm, einen Längenbreitenindex von 74,2, seine
Form entsprach G 4. (Vergl. v. Hölder’s Zusammenstellung der
württemb. Schädelformen.)

Zwischen den Skeletten lagen zerstreut ausserordentlich rohe
Sclrerben von Urnen von scheinbar ungebranntem Thone und 4 Bruch-
stücke eines zierlichen Fusses von einem gelben Glase.

Den Hauptwert besitzen natürlich die Metallgegenstände, Be-
standteile von Gürteln, Reitzeug, Schild und Lanze, sowie einiges
andere; zusammen 27 Stücke. Die bemerkenswertesten sind: ein
mächtiges, sehr schönes Schwert, eine ausgesprochen merowingische
Spatha, 91 cm lang, 5 cm breit, zweischneidig mit 10 cm langem
Griff; ein langer Dolch, anscheinend mittelalterlich (doch ist ein ganz
ähnlicher schon in den alemannischen Reihengräbern von CannstatJ
gefunden worden), 42,5 cm lang, Griff 9 cm lang; eine Lanzenspitze
noch mit Bruchstück des Schafts und der Befestigung daran, 33 cm
lang, in der Mitte 3,2 cm breit; 2 silberne Riemenzungen, reich
ornamentiert, 8 cm iang, 2 cm breit (merowingisch), mit Bronzeein-
fassung, erinnernd an irisch-skandinavische Motive des 5. und 6. Jahr-
hunderts; 1 Sichel und mehrere kleine Messer; 1 federnde Haar-
zange, l4 cm lang; 1 Pfeilspitze mit Holzresten, die nach v. Hölder
den Eindruck des Uebergangs von der La Tene-Zeit zu der mero-
wingischen mache, 10 cm lang; eine grosse Anzahl Riemen- und
Gürtelbeschläge von verschiedener Grösse, sowie Schnallen.

1 Vergl. IV. S. 6.
 
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