mit 5000 bis 10 000 Mk. bezahlt werden. Demnach
würden 1 ha 20 000 bis 40000 Mk. und 100 ha ( -
1 qkm) 2 bis 4 Millionen Mark kosten. Die Gemeinde
müßte jährlich für den Besitz des Grundstückes
100000 bis 200 000 Mk. Zinsen aufbringen - wenn
nicht noch mehr bei höherem Kaufpreis und höheren
Zinsen. Einem ganz ähnlichen Einwand gegenüber
ist die Entgegnung Langes auf S. 72 keineswegs
stichhaltig. Von dem Wortlaut dieses Einwandes
bringt Lange nur folgende "Worte zum Druck: „Der
Boden kostet doch auch Geld; er muß doch erst
erworben werden oder, wenn er schon im Besitz
der Gemeinde ist, so wird er anderen Zwecken
entzogen". Die Antwort Langes hierauf lautet:
„Soll man hier mit einer gelehrten Abhand-
lung über das Geld als Wertmesser alles Eigen-
tums antworten? Wenn eine Gemeinde mit Geld-
ausgaben etwas für die Gemeinde erwirbt, also
in diesem Falle den Boden, — ist sie dann ärmer
geworden, hat sie etwas nicht mehr, was sie
früher hatte (Geldwert), oder hat sie nur statt
dessen etwas anderes, Gleichwertiges, eingetauscht
(den Bodenwert)? Ist nicht der sicherste Besitz
das Eigentum an Boden? Freilich, der Sinn dafür,
daß sie am Eigentum der Gemeinde nutznießerisch
teilnehmen, wie wenn ihnen ihr Teil in Wirklich-
keit überlassen würde, ist denen, die sich (beson-
ders in der Stadt) bei jeder Gelegenheit als
„Steuerzahler" fühlen, abhanden gekommen. Auf
dem Lande wird jeder Erwerb an Boden als eine
Bereicherung im Vergleich zu dem Besitz des Kauf-
preises an barem Gelde empfunden.
Anderen Zwedten entzogen? Sind wir so arm,
daß wir aus jedem Blumentopf voll Erde nur
Futterkraut ziehen dürfen? Gibt es noch eine un-
wägbare Herzens- und Seelennahrung, die z. B.
nicht auf dem Acker im Tiefland, aber auf freien
Bergeshöhen wächst, wo kein Korn, kein Holz
mehr gedeiht? Lebt der Mensch vom Brot allein?"
Diese oberflächliche und unüberlegte Entgegnung in
einem so wichtigen Punkt des Unternehmens er-
wed^t den peinlichen Eindruck, als scheue sich der
Verfasser vor solchen Bedenken, die in vielen Fällen
— und zwar in fast allen größeren Städten —
seinen Plan zunichte machen, d. h. als unausführbar
erweisen. Je größer eine Stadt ist, um so höher
steigt meist der Bodenpreis und um so größer ist
der Bedarf an Fläche. Der Aufwand beim Grund-
stückserwerb nebst Zinsen würde, wie gesagt, eine
solche Höhe erreichen, daß eine Gemeindeverwaltung
davon Abstand nehmen müßte. Mit solchen Geld-
mitteln werden notwendigere Einrichtungen zu
schaffen sein, deren Wichtigkeit Lange selbst —
freilich an einer ihm gelegeneren Stelle seiner Ab-
handlung — ins Feld führt, indem er sagt (S. 79):
„Jedes kostbare Denkmal würde wie ein Raub an
Fürsorge wirken, wie Steine statt Brot!" —
Es ist mir unverständlich, wie dieser schwer-
wiegende Fehler sich in der Planung der Helden-
haine bis zur Herausgabe der Abhandlung hat halten
können und weder von den Mitarbeitern ausgemerzt
noch von den befürwortenden Persönlichkeiten wirk-
sam beanstandet worden ist. Vielleicht verbessert
ihn Lange noch, indem er den größeren Städten,
wo die erwähnten Schwierigkeiten in Betracht kom-
men, durchführbare Vorschläge macht, die eben not-
wendiger Weise von seinem Grundplan abweichen
müssen. Ich denke mir hierfür in flachem Gelände
eine Kreisfläche von etwa 200 m Durchmesser, um-
kränzt von 30 Eichen, in deren Mitte ein mächtiger
Steinsockel liegt, mit einer schlichten Inschrift, die
auch die Zahl der Gefallenen oder ihre Namen
nennt. An diesen Platz, der auch durch Wall und
Graben geschlossen sein mag, würden die freien
Plätze für Jugendspiele grenzen — das Ganze in der
Art, wie Lange sich die kleineren Heldenhaine vor-
stellt (S. 39, Abb. 7). Eine solche Anlage würde wür-
diger und schöner wirken als die übertrieben aus-
gedehnten Haine und mit dem Gürtel von Spiel-
plätzen etwa 15 bis 20 ha in Anspruch nehmen,
also etwa ein Zehntel der oben beanstandeten
Flächengrößen.
Noch eine Frage mag hier berührt werden, die
auch Lange auf S. 9 streift: Wird es gelingen, die
Heldenhaine vor Zerstörung und Mißbrauch in dem
Maße zu schützen, wie es die Bedeutung solch einer
Stätte erfordert? — In kleinen Städten und Dorf-
gemeinden, wo Sitte und Zucht die meist ortsan-
sässige Einwohnerschaft fast familienhaft zusam-
menschließt, wo Zartgefühl und Sinn für Heimats-
werte lebendig sind — da wird die Gefahr einer
Schädigung kaum zu befürchten sein. Hingegen in
größeren Städten, namentlich Fabrikstädten, wo ein
sehr großer Teil der Einwohner aus Durchzüglern
besteht, die keinerlei innere Beziehung zum Wohn-
ort haben, wo Sitte und Zudit, Zartgefühl und Sinn
für das Gemeinsame gar keine Zeit haben Wurzel
zu schlagen, wo Mode und Polizei im besten Fall
mit kümmerlich äußerlichem Erfolg für jene inneren
Tugenden Ersatz zu bieten versuchen, — da, fürchte
ich, werden die Heldenhaine nicht in wünschens-
wertem Sinne dauernd Weihestätten bleiben und
bei sehr vielen, die dort Erbauung sudien, schmerz-
liche Entrüstung auslösen und den Ort verleiden.
Vielleicht kann das durch ständige Bewachung, die
auch einen Teil des Jahres nachts nicht fehlen darf,
einigermaßen verhütet werden. Immerhin würde
auch dadurch keine Gewähr dafür geleistet, daß die
berechtigten hohen Ansprüche an die würdige Hal-
tung dieser Stätte ausreichend befriedigt werden.
Alles in allem, der Plan, Heldenhaine zu gründen,
ist erfreulich und die Arbeit der Durchführung wird,
soweit sie ratsam erscheint, des Dankes vieler
gewiß sein dürfen. Aber die Grenzen für die Ver-
wirklichung des Planes werden aus sozialen und
künstlerischen Gründen erheblich enger gezogen
werden, als Lange es in seiner allzuüberschweng-
lichen Missionsbegeisterung erträumt hat.
Düsseldorf. v. Engelhardt.
II.
Seit Willi Lange seinen Heldenhaingedanken der
Öffentlichkeit übergab, ist aus August 1914 — Winter
1915 geworden.
Man darf heute — mehr denn je — die Frage
aufwerfen, ob der Gedanke bereditigter Kritik stand-
hält und noch dasteht, wie eine jener Eichen, von
denen Lange wünscht, „daß sie in die Jahrhunderte
ragen, wachsend und erstarkend wie Deutschland
selbst". Lange scheint die Frage in seinem Buche:
„Deutsche Heldenhaine" stark zu bejahen, und er
glaubt seinem Urteil größeren Nachdrudt zu ver-
leihen, indem er Forst- und Schulautoritäten, sogar
Dichter zu Worte kommen läßt und auf die leb-
hafte Zustimmung hinweist, die sein Gedanke an
und hinter der Front gefunden hat.
Und doch — ! Noch ehe ich das Buch zu Ende
gelesen, hatte ich das starke Empfinden, daß hier
eine Sache etwas — zu gut verteidigt wird; und
wenn sidi dieses seitdem verstärkte und schließlich
zu ablehnendem Urteil verdichtete, so darf ich be-
haupten, daß dazu nur Gründe rein sachlicher Art
führten. Es ist allerdings nötig, daß man sich von
Langes hohem Pathos nicht beeinflussen läßt, von
dem ich nicht sagen kann, daß es durch sdiwarz-
weiß-rote Umrandung deutscher wird. Vor allem
das erste Kapitel, das von den leitenden Gestal-
tungsgedanken der Heldenhaine handelt, stellt in
dieser Beziehung Zumutungen an unsere Nerven,
die mir selbst das Maß zu übersteigen scheinen,
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würden 1 ha 20 000 bis 40000 Mk. und 100 ha ( -
1 qkm) 2 bis 4 Millionen Mark kosten. Die Gemeinde
müßte jährlich für den Besitz des Grundstückes
100000 bis 200 000 Mk. Zinsen aufbringen - wenn
nicht noch mehr bei höherem Kaufpreis und höheren
Zinsen. Einem ganz ähnlichen Einwand gegenüber
ist die Entgegnung Langes auf S. 72 keineswegs
stichhaltig. Von dem Wortlaut dieses Einwandes
bringt Lange nur folgende "Worte zum Druck: „Der
Boden kostet doch auch Geld; er muß doch erst
erworben werden oder, wenn er schon im Besitz
der Gemeinde ist, so wird er anderen Zwecken
entzogen". Die Antwort Langes hierauf lautet:
„Soll man hier mit einer gelehrten Abhand-
lung über das Geld als Wertmesser alles Eigen-
tums antworten? Wenn eine Gemeinde mit Geld-
ausgaben etwas für die Gemeinde erwirbt, also
in diesem Falle den Boden, — ist sie dann ärmer
geworden, hat sie etwas nicht mehr, was sie
früher hatte (Geldwert), oder hat sie nur statt
dessen etwas anderes, Gleichwertiges, eingetauscht
(den Bodenwert)? Ist nicht der sicherste Besitz
das Eigentum an Boden? Freilich, der Sinn dafür,
daß sie am Eigentum der Gemeinde nutznießerisch
teilnehmen, wie wenn ihnen ihr Teil in Wirklich-
keit überlassen würde, ist denen, die sich (beson-
ders in der Stadt) bei jeder Gelegenheit als
„Steuerzahler" fühlen, abhanden gekommen. Auf
dem Lande wird jeder Erwerb an Boden als eine
Bereicherung im Vergleich zu dem Besitz des Kauf-
preises an barem Gelde empfunden.
Anderen Zwedten entzogen? Sind wir so arm,
daß wir aus jedem Blumentopf voll Erde nur
Futterkraut ziehen dürfen? Gibt es noch eine un-
wägbare Herzens- und Seelennahrung, die z. B.
nicht auf dem Acker im Tiefland, aber auf freien
Bergeshöhen wächst, wo kein Korn, kein Holz
mehr gedeiht? Lebt der Mensch vom Brot allein?"
Diese oberflächliche und unüberlegte Entgegnung in
einem so wichtigen Punkt des Unternehmens er-
wed^t den peinlichen Eindruck, als scheue sich der
Verfasser vor solchen Bedenken, die in vielen Fällen
— und zwar in fast allen größeren Städten —
seinen Plan zunichte machen, d. h. als unausführbar
erweisen. Je größer eine Stadt ist, um so höher
steigt meist der Bodenpreis und um so größer ist
der Bedarf an Fläche. Der Aufwand beim Grund-
stückserwerb nebst Zinsen würde, wie gesagt, eine
solche Höhe erreichen, daß eine Gemeindeverwaltung
davon Abstand nehmen müßte. Mit solchen Geld-
mitteln werden notwendigere Einrichtungen zu
schaffen sein, deren Wichtigkeit Lange selbst —
freilich an einer ihm gelegeneren Stelle seiner Ab-
handlung — ins Feld führt, indem er sagt (S. 79):
„Jedes kostbare Denkmal würde wie ein Raub an
Fürsorge wirken, wie Steine statt Brot!" —
Es ist mir unverständlich, wie dieser schwer-
wiegende Fehler sich in der Planung der Helden-
haine bis zur Herausgabe der Abhandlung hat halten
können und weder von den Mitarbeitern ausgemerzt
noch von den befürwortenden Persönlichkeiten wirk-
sam beanstandet worden ist. Vielleicht verbessert
ihn Lange noch, indem er den größeren Städten,
wo die erwähnten Schwierigkeiten in Betracht kom-
men, durchführbare Vorschläge macht, die eben not-
wendiger Weise von seinem Grundplan abweichen
müssen. Ich denke mir hierfür in flachem Gelände
eine Kreisfläche von etwa 200 m Durchmesser, um-
kränzt von 30 Eichen, in deren Mitte ein mächtiger
Steinsockel liegt, mit einer schlichten Inschrift, die
auch die Zahl der Gefallenen oder ihre Namen
nennt. An diesen Platz, der auch durch Wall und
Graben geschlossen sein mag, würden die freien
Plätze für Jugendspiele grenzen — das Ganze in der
Art, wie Lange sich die kleineren Heldenhaine vor-
stellt (S. 39, Abb. 7). Eine solche Anlage würde wür-
diger und schöner wirken als die übertrieben aus-
gedehnten Haine und mit dem Gürtel von Spiel-
plätzen etwa 15 bis 20 ha in Anspruch nehmen,
also etwa ein Zehntel der oben beanstandeten
Flächengrößen.
Noch eine Frage mag hier berührt werden, die
auch Lange auf S. 9 streift: Wird es gelingen, die
Heldenhaine vor Zerstörung und Mißbrauch in dem
Maße zu schützen, wie es die Bedeutung solch einer
Stätte erfordert? — In kleinen Städten und Dorf-
gemeinden, wo Sitte und Zucht die meist ortsan-
sässige Einwohnerschaft fast familienhaft zusam-
menschließt, wo Zartgefühl und Sinn für Heimats-
werte lebendig sind — da wird die Gefahr einer
Schädigung kaum zu befürchten sein. Hingegen in
größeren Städten, namentlich Fabrikstädten, wo ein
sehr großer Teil der Einwohner aus Durchzüglern
besteht, die keinerlei innere Beziehung zum Wohn-
ort haben, wo Sitte und Zudit, Zartgefühl und Sinn
für das Gemeinsame gar keine Zeit haben Wurzel
zu schlagen, wo Mode und Polizei im besten Fall
mit kümmerlich äußerlichem Erfolg für jene inneren
Tugenden Ersatz zu bieten versuchen, — da, fürchte
ich, werden die Heldenhaine nicht in wünschens-
wertem Sinne dauernd Weihestätten bleiben und
bei sehr vielen, die dort Erbauung sudien, schmerz-
liche Entrüstung auslösen und den Ort verleiden.
Vielleicht kann das durch ständige Bewachung, die
auch einen Teil des Jahres nachts nicht fehlen darf,
einigermaßen verhütet werden. Immerhin würde
auch dadurch keine Gewähr dafür geleistet, daß die
berechtigten hohen Ansprüche an die würdige Hal-
tung dieser Stätte ausreichend befriedigt werden.
Alles in allem, der Plan, Heldenhaine zu gründen,
ist erfreulich und die Arbeit der Durchführung wird,
soweit sie ratsam erscheint, des Dankes vieler
gewiß sein dürfen. Aber die Grenzen für die Ver-
wirklichung des Planes werden aus sozialen und
künstlerischen Gründen erheblich enger gezogen
werden, als Lange es in seiner allzuüberschweng-
lichen Missionsbegeisterung erträumt hat.
Düsseldorf. v. Engelhardt.
II.
Seit Willi Lange seinen Heldenhaingedanken der
Öffentlichkeit übergab, ist aus August 1914 — Winter
1915 geworden.
Man darf heute — mehr denn je — die Frage
aufwerfen, ob der Gedanke bereditigter Kritik stand-
hält und noch dasteht, wie eine jener Eichen, von
denen Lange wünscht, „daß sie in die Jahrhunderte
ragen, wachsend und erstarkend wie Deutschland
selbst". Lange scheint die Frage in seinem Buche:
„Deutsche Heldenhaine" stark zu bejahen, und er
glaubt seinem Urteil größeren Nachdrudt zu ver-
leihen, indem er Forst- und Schulautoritäten, sogar
Dichter zu Worte kommen läßt und auf die leb-
hafte Zustimmung hinweist, die sein Gedanke an
und hinter der Front gefunden hat.
Und doch — ! Noch ehe ich das Buch zu Ende
gelesen, hatte ich das starke Empfinden, daß hier
eine Sache etwas — zu gut verteidigt wird; und
wenn sidi dieses seitdem verstärkte und schließlich
zu ablehnendem Urteil verdichtete, so darf ich be-
haupten, daß dazu nur Gründe rein sachlicher Art
führten. Es ist allerdings nötig, daß man sich von
Langes hohem Pathos nicht beeinflussen läßt, von
dem ich nicht sagen kann, daß es durch sdiwarz-
weiß-rote Umrandung deutscher wird. Vor allem
das erste Kapitel, das von den leitenden Gestal-
tungsgedanken der Heldenhaine handelt, stellt in
dieser Beziehung Zumutungen an unsere Nerven,
die mir selbst das Maß zu übersteigen scheinen,
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