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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Fürsorgemaßnahmen der Heeresverwaltung für die Ausgestaltung der Kriegergrabstätten
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Heicke, C.: Leitsätze für die Anlage von Begräbnissstätten im Kriegsgebiet
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0032

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gräber im Felde und die wiederholte eindring-
liche Warnung vor Übereilung bei allen Maß-
nahmen von Dauer. Es erscheint überflüssig, den
Skizzen noch irgend welche würdigende Ausfüh-
rungen hinzuzusetzen. Sie sprechen für sich selbst
und jeder, der sie mit Verständnis betrachtet,
wird das Gefühl haben: „So und nicht anders
dürfen die Ruhestätten unserer Helden auf den
blutgetränkten Stätten der großen Kämpfe ge-
staltet und unseren Enkeln überliefert werden".

H.

Leitsätze für die Anlage von
Begräbnisstätten im Kriegs-
gebiet.

(Unter besonderer Berücksichtigung der Bepflan-
zung, aufgestellt von der Deutschen Gesellschaft
für GartenKunst E. V.)

Allgemeine Lage.

Die Grabstellen sollen leicht zugänglich an-
gelegt werden, möglichst an Orten, die sich durch
irgend einen Umstand auszeichnen; z. B. unter
einem freistehenden Baum, auf einer kleinen
Bodenerhebung, einer Waldlichtung, an einem
Gehölz- oder Wegrand.

Zu vermeiden sind abgelegene und versteckte
Stellen in Wäldern oder Orte, wo sie später
dem Verkehr, der Bebauung oder aus gesund-
heitlichen Rücksichten hinderlich sind.

Einfriedigung.

Für alle Gräber ist wichtig dauernde Kennt-
lichmachung ihrer Lage und Einfriedigung zum
Schutz gegen Beschädigung durch Menschen und
Tiere.

Einfriedigungen sollen nicht didvt um das
Grab, sondern in einem der Größe und Bedeu-
tung der Grabstätte angemessenen und für die
Bepflanzung raumlassenden Abstand errichtet
werden. Zur Einfriedigung eignen sich Hecken,
kräftige einfache Holzgitter, Eisengitter von
guter Form, Mauern aus in der Gegend üblichen
Steinen.

Drahtzäune, sogenannte Knüppelholzeinfrie-
digungen und dgl. sind nur als vorläufiger Be-
helf zulässig.

Einzelgräber.

Allein liegende Einzelgräber möge man ver-
meiden. Die Zusammenlegung in Gruppen oder
die Überführung nach benachbarten Sammel-
gräbern oder Friedhöfen ist besser.

Die Oberfläche der Einzelgräber soll flach
(beetartig) oder etwa 30 cm hoch als Hügel, be-
festigt mittels Rasen- oder Steinplatten, ausge-
bildet und nur mit niedriger Bepflanzung (Efeu,
Immergrün, Farnkräuter) versehen werden. Ein

hochwachsender Strauch oder Baum hinter dem
Kopfende oder Bäume an allen vier Ecken sind
von guter Wirkung.

Sammelgräber.

Sammelgräber sollen durch Lage und Be-
pflanzung dem Volksempfinden als Heldengräber
erscheinen. Überlange schmale Gruben sind zu
vermeiden und besser mehrere Gruben neben-
einander anzulegen.

Auch das Sammelgrab kann als wenig über
dem Boden erhöhte Beetfläche, frei von hoch-
wachsendem Strauchwerk, aber mit niedriger
Bepflanzung angelegt und mit halbhoher Hecke
eingefaßt werden. Jeder Versuch, seine Ober-
fläche friedhofmäßig in einzelne Gräber oder
Grabhügel einzuteilen, ist zu verwerfen.

Eine sehr wirksame Form zur Hervorhebung
des Sammelgrabes aus seiner Umgebung ist die
Anschüttung eines Erdwalles bei langgestreckter
oder eines Hügels (Hünengrab) bei breiterer
Grundfläche.

Bei Bepflanzung mit einer Gruppe großer
rundkroniger Laubbäume können solche Gräber
durch wuchtige Fernwirkung zu einem die Um-
gebung beherrschenden Mal werden.

Benachbarte Sammelgräber werden zweck-
mäßig durch Baumreihen zu einer einheitlichen
Gruppe zusammengefaßt. Auskömmliche Raum-
abmessung um Sammelgräber gestattet, den
Eindruck einer schlechten Grundform durch die
Platzgestaltung, Umfriedigung und Bepflanzung
zu verbessern.

Krieger fr iedhöfe.

Bei Bestattung auf bestehenden Friedhöfen
im Kriegsgebiet sollte die Vermischung mit an-
deren Gräbern vermieden und ein besonderer
Teil des Friedhofs nach deutscher Art einge-
richtet werden. Dem Volksempfinden dürfte die
Anlage besonderer Kriegerfriedhöfe am meisten
entsprechen.

Für die Einfriedigung gilt sinngemäß das
gleiche, was schon beim Sammelgrab gesagt ist.

Von vornherein ist ein Platz für Denkmal
und Gedenkfeiern vorzusehen als Schwerpunkt
der ganzen Anlage.

Der Friedhof ist durch ausreichend breite
Wege in nicht zu große Grabfelder aufzuteilen,
in vielen Fällen wird die Anlage eines Weges
vom Eingang zum Denkmalplatz am Kopfende
genügen. Schmale Wege oder Rasenstreifen ent-
lang den Fußenden machen die Gräberreihen zu-
gänglich.

Die Gräber behandle man als flache Beete,
die in den das Grabfeld bedeckenden Rasen ein-
gelassen sind und dann keiner besonderen Ein-
fassung bedürfen.

Die Gräber eines Friedhofs oder wenig-
stens jedes Friedhofsteiles sollten einheitlich

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