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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Die Kriegerbegräbnisstätten im Kriegsgebiet
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0025

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Kriegergrab auf einer Böschung an der Straße Suwalki-Augustowo *).

Die Kriegerbegräbnisstätten im Kriegsgebiet.

Kürzlich hat ein Kriegsteilnehmer in dieser
Zeitschrift gesagt, daß der Tod des Einzelnen vor
dem Feinde von den Kameraden ganz anders
empfunden werde als im bürgerlichen Leben, in
der Heimat. Unpersönlich! Und weiter, daß man
es draußen unliebsam vermerke, wenn Ange-
hörige einen Gefallenen aus dem Verband der
gemeinschaftlichen Ruhestätte auf dem Felde der
Ehre herausheben und zur Bestattung in die
Heimat überführen lassen. Nach dem Gefühl derer
an der Front gehört der Soldat auch dann noch
in die Reihe seiner Mitkämpfer und Mitstürmer.
Man kann dieses Gefühl sehr gut verstehen.

Daraus leitet sich der weitere Gedanke ab:
Wie jeder Kämpfer, ob Führer oder gemeiner
Mann, sich der Einheit des Truppenkörpers ein-
fügt und zum Zeichen dessen das gleiche graue
Gewand trägt, nur durch wenig hervortretende
Gradabzeichen unterschieden, so soll er auch,
wenn ihn der Tod im Kampfe ereilt hat, in der
Reihe der Kameraden ruhen, ohne daß der im
bürg erlichen Leben selbst vor dem Ernst
des Totenfeldes nicht haltmachende Trieb
der Betonung der Standes- und Ver-

*) Die Abbildungen Seite 15-28 sind als Bei-
spiele den Handskizzen entnommen, mit denen die
vom Kgl. Kriegsministerium in Berlin mit der Besich-
tigung der Kriegergräber in Polen, Litauen und
Kurland beauftragten Sachverständigen-Gruppen ihre
Berichte ausgestattet haben. (Vergl. Fürsorgemaß-
nahme, Seite 20.)

mögensunterschiede sein Grab mehr oder
minder hervorhebt. Es widerspricht dem
ganzen Wesen des Heeres und des Krieges, wenn
die einheitliche Geschlossenheit der Krieger-
grabstätten, die in den aneinandergereihten
schlichten Einzelgräbern ein Spiegelbild des im
Heere herrschenden Geistes der Kameradschaft-
lichkeit sind, durchbrochen wird. Durch Schlicht-
heit und Einheitlichkeit sollen die Kriegergräber
als solche erkennbar sein.

Auch an der Front scheint nicht immer das
Gefühl für das, was sich in dieser Beziehung
ziemt, und das Verständnis für seine Ausführung
vorhanden zu sein, sondern in zahlreichen Fällen
des Guten zu viel zu geschehen. Kaum haben
sich die Gräber geschlossen, so geht man daran,
sie zu schmücken. Jeder fühlt sich berufen, dabei
mitzutun, namentlich wer im bürgerlichen Leben
einmal beim Friedhofswesen gewirkt, als Gärtner
schon ein Grab geschaufelt hat, als Schlosser ein
Eisengitter, als Steinmetz oder Tischler ein Denk-
zeichen zu formen sich getraut. Dieser verständ-
liche und auch anzuerkennende Trieb findet bei
dem durch die Stellungskämpfe bedingten Ver-
weilen der Truppen am selben Orte Zeit und Ge-
legenheit sich zu betätigen. Es entstehen neben
den Einzel- und Sammelgräbern, die man auch
aus früheren Kriegen kennt, jetzt regelrechte
Kriegsfriedhöfe, bei deren Ausgestaltung und
Schmückung Mannschaften und Führer wetteifern.

Es kommt hinzu, daß aus der Heimat Pflanzen

Gartenkunst Nr. 2, 1916.

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