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Die Gartenkunst — 29.1916

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Löther, C.: Der Park von Schloß Wattignies bei Lille
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0062

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Riesen aus, die heute wie von ungefähr in der nutzung der Eigenformen der Pflanzen in gegen-

Landsdiaft stehen, doch einst von zielbewußter seitiger Wechselwirkung.

Hand in vorbedachtem RaumschafFen gesetzt Doch wieder nach Wattignies! Die Zufahrt

wurden. führt von Osten her unmittelbar zum Hauptein-

Unter dem letzten Besitzer sind von einem gang im Schloßhofe. Hohe Baumkronen über-
Pariser Gartenarchitekten die alten Achsen teil- dachen die Gerade des Weges mit tiefem Schatten,
weise wieder freigelegt und die Pflanzungen er- seitlich geleiten Heckenstufen im Wechsel von
gänzt worden. Ein heimlicher Zauber liegt nun Immergrün und Laubholz zum Schlosse hin. (Bild
in dem Wechsel von Alt und Jung. Bilder voll Seite 54.) Die blendende Halle einer Lichtung
köstlichen Reizes sind entstanden, in ihrer Art an legt sich zwischen Schloß und Gehölz. Durch die
holländische Meisterbilder und Landschaften er- Stufenhecken wird für den Blick nach dem Schloß
innernd. Ohne Zweifel gebührt dem Pariser ein Rahmen gebildet, der bemerkenswert ist
Gartenarchitekten Anerkennung: Er hat mit durch die zeichnende immergrüne Heckenlinie,
feinem Gefühl verstanden, das Alte und Neue Die beiden Bäume beim Portal sind durch
zusammenzuschweißen. Heckensockel wuchtig gefaßt, wie überhaupt das

Wattignies unterscheidet sich wie viele an- wirkungsvolle Einfassen von Baumgruppen mit

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Autbau der „ , , ; - % ... T.„ Schloß an

Aufnahme von Ersatz-Reservist Messing, zurzeit in Lille. 1

grünen drei Seiten
Massen erreicht worden. umgab, heute aber trocken gelegt ist, während
Ganz allgemein bin ich durch viele flandrische seine Wandungen durch Böschungen, Mauern
Parkschöpfungen bis zum Hausgarten herab zu und Hecken gegliedert sind (Bild Seite 62). Be-
der Ansicht gekommen, daß in dieser flandrischen merkenswert ist, wie auch sonst Architekturteile
Eigenart der grünen Kunst im Garten die Weiter- durch grüne Hecken gesäumt sind, z. B. die Trep-
entwicklung der Gartenkunst überhaupt liegt. penwangen an der Terrasse, die den Garten-
Gartenarchitektur erschöpft nicht in Flächen- teil vor der Südseite des Schlosses abschließt,
erschließung, Bodenformung und Verwendung der (Bild Seite 59.)

Pflanze in den strengen Formen der Hecke, der Der Nordseite des Schlosses (Bild Seite 57)

Laube, der grünen Wand; ganz zu schweigen von ist ein Buxteppich vorgelagert, dessen Fläche in

Gartengestaltung auf biologisch-oekologischer der Zeichnung Anklänge an die Bourbonenlilie

Grundlage und überhandnehmender Verwendung zeigt, die auch das Wappen von Lille bildet,

von Trockenmauern und Mauerblümchen. Seitlich führen niedere Heckenblöcke von Liguster

Die flandrischen Beispiele*) beweisen, daß und Lindenwände den Blick zur Orangerie. Die

ein gartenkünstlerisches RaumschafFen und Auf- Wände sind seitlich als Lindenlauben ausgebildet,
bauen möglich ist unter Verwendung und Aus- Der Südflügel des Schlosses bildet den Aus-

gangspunkt der Achse eines Rosengartens neu-

*) Man vergleiche auch die Bilder in Garten- eren Ursprungs, dessen Abschlußterrasse mit
kunst 1915, Dezemberheft, Seite 153, 157-159, 161. Vasen bekrönt und voll eigenen Reizes in der

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