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Die Gartenkunst — 29.1916

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Heicke, C.: Die Hauptversammlung 1916 der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0134

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Diese ein wenig hökerhafte und wilde Da- alles liebt, kann Karl allein nicht hassen". — Im

seinsform der meisten Jugendverbände und Ernst: Es kann nicht gut sein, wenn ausgeredinet

die damit verbundene Häufung der Tagessorgen die Erzeuger dieser Jugend über ihre Zukunft

und Anreizung der Eigenbrödelei hat insbeson- nicht mit entscheiden sollen, und deshalb will

dere zur Folge, daß die Pflege des Gemeinsamen der Jugendpark auch ein ganz klein wenig der

vernachläßigt wurde und werden mußte. War Anwalt der kämpfenden Väter draußen und der

diese Tatsache in dem unbeschränkten Werden sorgenden Mütter hier innen sein: m. H. wenn

und Gedeihen vor dem Kriege noch gering an- schon die Not der Zeit fordert, daß unsere Kin-

zuschlagen, so hat sie jetzt inmitten der gewal- der den Ernst des Lebens künftig noch früher

tigen Vorgänge, zwischen denen wir heute leben, erfahren sollen, als es bisher ohnedies schon

zweifellos tief eingreifende Bedeutung erlangt. geschah — dann soll es wenigstens so freimütig

M. H. Die Zeit ist schwer und wir sind noch geschehen als es nur immer denkbar ist. Aber

nicht am Ende. Das Eine steht fest: Wir können hüten wir uns davor, Menschen mit Maschinen

und dürfen uns nicht mehr wie früher ohne zu verwechseln. Ordnung, Technik und Syste-

Schaden im Vollbewußtsein üppigsten Kraftüber- matik sind gute Dinge, gelegentlich sogar groß-

schusses gegenseitig absondern, sondern wir artige Dinge; mit der Jugend verbunden aber

müssen die Zähne zusammenbeißen und unser wollen sie ihre besonderen Vorbedingungen ha-

Bestes zusammenfassen, um es geeint und sol- ben. M. H. was auch immer geschehen wird in

eher Art verstärkt seinen großen Zielen zuzu- den nächsten Jahren — und es wird viel geschehen

führen. Das aber gilt ganz besonders von der zum Schutz und zur Förderung unserer Jugend —

Organisation unserer Jugend. Deshalb sollen es kann nicht schlecht sein, wenn es zwischen

und müssen wir Jugendparks bauen! Blumen und Grün, wenn es draußen in Gottes

Der Jugendpark soll zunächst ein neutraler freier Luft geschieht.
Versammlungsort für die kämpfenden Jugend- 3. Beruf. M. H. Das, was ich bisher sagte,
Parteien sein, eine Stätte, an der sie nicht gegen- ging uns zunächst als Staatsbürger, als Deutsche
— sondern nebeneinander arbeitend, wie von schlechthin an, aber es führt in gerader Linie
selbst einander innerlich näher kommen. Und zu den Pflichten und den Interessen, die uns als
indem dieser Garten Einrichtungen vorsieht, die deutsche Gärtner bewegen oder doch be-
in der Entwicklungsrichtung aller Jugendbestre- wegen sollten: der Jugendpark ist auch, und in
bungen schlechthin liegen, deutet er ihnen das diesem Zusammenhang besonders, ein garten-
große Gemeinsame an, das sie allesamt zu technischer Gedanke.

tragen und zu pflegen berufen sind: die sitt- Dieser Gedanke betrifft zuerst unseren neu-
liche Hebung und schöpferische Ent- zeitlichen Garten selbst; er gibt ihm neuen Inhalt,
wicklung des Deutschtums. Sie wissen, daß wir uns in den letzten Jahren
Das deckt sich nun auch, wenn man so sagen beim Garten mit Fug und Recht auf einer vorzugs-
darf, mit der innerpolitischen Verfassung unserer weise sozialen und körperbildenden Bahn be-
heutigen Jugend. Sie wissen, daß während des wegt haben. Nun, diese Unterlage wird durch
Krieges eine ganze Literatur entstanden ist, die den Jugendpark ins Geistige erweitert. Dieses
sich von den verschiedensten Seiten her mit der Merkmal unterscheidet ihn in erster Linie von
künftigen Behandlung der Jugend, der männ- der bisherigen Volksparkidee, wenn es nicht
liehen sowohl als der weiblichen, beschäftigt. schon die Neuartigkeit seiner technischen Ein-
Militärs fordern, Schulmänner fordern, Bürger- richtung tut. M. H. der Jugendpark ist Ausbau
meister und Politiker fordern — nur die Eltern und Neubildung. Im Jugendpark wollen wir nicht
nicht. Als „alter Herr" ist man in diesen Tagen nur mehr Lustwandeln, Turnen und Spielen, nein,
versucht mit Alexander verzweifelt auszurufen: auch bewußt und unter Voraussetzungen Tanzen,
„Ach, mein Vater (Philipp) wird mir nichts mehr Musizieren, unsere Bildung erweitern und uns
zu tun übrig lassen." Das darf nicht sein: „Wo am dramatischen Widerspiel des Lebens erheben.

Hill

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Vogelschaubild zum Jugendpark-Entwurf für Großberlin von Migge, Gartenarchitekt, Hamburg-Blankenese.

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