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Die Gartenkunst — 29.1916

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Zahn, Fritz: Blumenschmuck in Gent, während des Kriegsjahres 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.20814#0192

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Schloß Lechenich an der Erft. Blick vom Schloßhof nach der alten Burg.

Aufnahme von G. Heidt, Kerpen.

T3lii-»-»~iö+"io/-l-i-*-»~iii/->1r if\ riö-n-r- nung des Krieges und blumengeschmückte Balkons

OlUlIlCllbUlIIlUUV III VJCIIL, im Frieden zahlreicher sein. Ihre Anzahl ist all-

Während des KrieqSl'ahreS 1916. mählich noA im Laufe des Juni und Juli gewachsen

° ' so daß ich meine frühere Ansicht, daß man auf

In der „Stadt der Gärtner", so kann man Gent Blumen außerhalb des Hauses wenig Wert zu legen
wohl nennen, weile ich jetzt; als Landsturmmann scheine, mehr und mehr aufgegeben habe. Und doch
meinen militärischen Dienst, allerdings nicht mit dem möchte ich auch wiederum annehmen, daß ein wirk-
Gewehr in der Hand, erfüllend. Er läßt mir in den lieh reicher Balkonschmuck auch im Frieden nicht vor-
frühen Morgenstunden und abends Zeit, Studien in handen ist. Zudem erscheinen mir hier die Balkons,
der Stadt zu machen, gibt zu Dienstwegen im Laufe die meist nur schmale Austritte aus den Zimmern
des Tages zuweilen Gelegenheit, und gestattet, hier- sind, wenig geeignet zur Anbringung von Kästen
bei nach Grün und Blumen zu spähen. und Aufstellung von Pflanzen. Bei den wenigen

Großer Blumenreichtum herrscht auf den Schmuck- Ausnahmen ist die Bepflanzung meist reich und far-

plätzen. Hier sucht man der oft geringen Ausdeh- benfreudig, und dann sind es häufiger ältere Gebäude,

nung durch Masse und Farbe der Blumen höhere die sich dadurch vorteilhaft auszeichnen.

Wirkung zu geben, sucht die Fernwirkung zu er- Für Blumen außen an den Fenstern sind in den

höhen durch die stark gewölbte Form der Beete, breiten Fensterbänken die günstigsten Bedingungen

durch Bodenplastik, wie sie zurzeit der Teppich- gegeben, doch ist die Ausnutzung nicht allzu

beete üblich war. Diese erhöhten Beete sind, fast häufig. Nur einige wenige Beispiele habe ich bei

möchte man sagen, typisch für Gents öffentliche meinem Streifen durch die Stadt gefunden. Und

Anlagen, für die Umpflanzung der Denkmäler; sind dann sind es fast durchweg wiederum alte Häuser,

gerade so typisch wie die Bodengestaltung der Rasen- oft schon mehr malerisch in ihrer Verwitterung,

flächen, die vom Wege erst steil, böschungsartig schiefen Linien und Schornsteinen, kleine Häuser in

aufsteigen, einen kleinen Wall gegen den Weg bilden abgelegenen Straßen. Da quillt dann aus dem ober-

und dann zur Mitte allseitig fallen, so daß jede sten Fenster des der Straße zugekehrten Giebels

von Wegen umschlossene Fläche eine Rasenmulde eine Fülle weit überhängenden Grüns, Tropaeolum,

für sich darstellt. Doch das gehört nicht zu meinem mit seinen leuchtend gelben Blüten hervor, und

heutigen Bericht über den Blumenschmuck und soll nichts scheint mir hier besser zu passen als gerade

in einer besonderen Abhandlung später folgen. dieses.

Wir sind, namentlich in unseren größeren und An einem Kanal stehen, mit ihren Fundamenten

vor allem auch Großstädten gewöhnt, Blumen auf ins Wasser tauchend, kleine Häuschen; dazwischen

Balkons zu sehen. Obwohl die Vorbedingung, das schmale Höfe, durch Mauern geschlossen; fenster-

Vorhandensein von Balkons, gegeben ist, fehlen doch artige Öffnungen sind in diesen, und heraus leuchten

vielfach die Blumen. Es mag dies eine Folgeerschei- Pelargonien in feurigem Rot. Sie stimmen so recht

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