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Da die Zahl der Architekten, die in folchen Fällen über
alle erwünlchten Hilfsmittel zu verfügen in der Lage find, fiets
eine fehr kleine fein wird, fo hoffe ich, dafj diefe Arbeit, fo
befcheiden fie auch fein mag, vielen einige Dienfte zu leiften
imllande fein wird.
Wenn ich an meine eigene Vergangenheit denke, fo wage
ich zu hoffen, dafj namentlich jüngere Kollegen, die nicht immer
bei einem älteren erfahrenen Meifter fichRatfchläge holen können,
einigen Nuhen aus diefem Verfuche werden ziehen können.
Es dürfie fchwer werden, diesfeits der Alpen eine all-
gemeiner verbreitete Anficht zu finden als die, da§ allein
die mittelalterlichen, befonders aber die gotifchen Kirchen
religiös ftimmen. Da ich felber zu den größten Bewun-
derern diefes Stils gehöre, begreife ich diefe Anficht voll-
kommen und erkenne mit vollfter Überzeugung an, wie fehr
fie oft berechtigt ifi. Es mulj jedoch zugegeben werden, dafj
die Gründe für diefe Vorliebe häufig nebenrächlicher Art find,
und meiftens daher rühren, dalj ebenbürtige Kirchen anderen
Stils, befonders der Renaiffance diesfeits der Alpen, nicht
fehr häufig find. Aber auch Einfeifigkeit, Unerfahrenheit und
geringe Entwickelung unteres religiöfen Lebens mögen dazu
beitragen.
Die religiöfe Architektur ift keine irdifche Lebensbedingung
der Kirche im ftrengften Sinne des Worts. Sie ift vielmehr
eine Frucht der Liebe der Menfchen zu Gott und zum Heiland.
Chrifius hat im Tempel, in der Synagoge, aber auch im Freien
(Bergpredigt) und vom Schiffe aus gelehrt, fowie auf dem
Wege nach Emmaus. Ebenfo in Privathäuforn. In Verfolgungs-
zeiten war man froh, eine Scheune als Verfommlungsort für
die Chrifien zu finden.
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