Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
rohung war übrigens in allen Teilen des Reichs und auf allen
Gebieten der Kunft keine ganz gleichmäßige. Wie z. B. das
verwilderte byzantinifche Detail der Sophienkirche und von
S. Vitale in Ravenna dennoch fich aus belferen griechifchen
Vorbildern und übergangsftufen entwickeln konnte, erklären
einige Beifpiele aus Central-Syrien. Hier ift die achteckige
510 erbaute Kirche zu Ezra geradezu noch antik. Ein by-
zantinifches Kapitell mit edel anliegendem, flachfpißigem, gut
disponiertem Blattwerk zeigt die Bafilika von Deir-Seta, ein
anderes die Bafilika in Baqouza (beide VI. Jahrh.). Gutes
Detail, noch wenig byzantinifch1), Türfries, Palmetten und
Rankenwerk fieht man zu Kefr-Kilch (V.—VI. Jahrh.) ferner
in Qualb-Lozeh.2)
In dem, etwa mit der Sophienkirche gleichzeitigen, Wüflen-
fchloß Kufejr Amra3) ift in einzelnen der Wandgemälde die
helleniftifche Schönheit noch viel mehr vertreten als in der
Hagia Sophia.
Bei näherer Unterfuchung würden fich leicht zahlreiche
Beifpiele für die Beftäfigung diefer Tatlache finden lafien.
Nicht alles Unbefriedigende in der byzantinifchen Kirchen-
baukunfl darf auf Verrohung zurückgeführt werden. Wir be-
gegnen auch einer großen von der Kirche verlangten Ver-
einfachung des architekionifchen Details, bei welcher die
„Reliefgliederungen“ falt gänzlich fortfallen, als ob man fie
als „menfchliche Zutaten“ verabfcheut hätte. Möglich, daß hier
Vorzeichen jener religiöfen Skrupeln vorliegen, die 2000 Jahre
fpäter fich in der Zeit der Bilderftürmer zeigen (762—Ö43).
’) Marquis de Vogiie, op. cif. 11. Bl. 116, 116.
*} Ebenda II., Bl. 121 und 129.
’) Text von Alois Mufti. 1. II. Wien, Hof- und Staatsdruckerei 1907.
:■ ■ ’ - 47 - ■
 
Annotationen