einheimifch wurde, als die Gotik. In keinem Stile der Welt
ift eine folche MalTe des feinften Details fowoh! als der kühnften
Lebensorgane des Baues in dem Malje fchufclos allem An-
ftürmen von Wind, Regen, Schnee und Froft preisgegeben
als in den gotifchen Kirchen. Aber gerade deshalb ift fie
auch der Triumph des Geiftes über die Materie, der Triumph
geiftiger Ideale über die materielle Logik. Und gerade deshalb
ift fie zum reinften, idealften, ftärkften Ausdruck eines der
ftärkften religiöfen Gefühle geworden: des chriftlichen Glaubens
und der chriftlichen Sehnfucht nach oben. Und dies ift gerade,
was die Gotik am meiften ehrt und ihren unvergleichlichen
und zugleich unvergänglichen Ruhmestitel bildet.
Die Gotik ift das lebte Wort, die herrlichfte Blüte, das Non
plus ultra, der vertikalen Kompofitionsweife. Innen wie
au^en ift alles auf dieSpibe getrieben, ftrebt ihr zu und
erreich! fie. Alles in ihr ift das unerfchöpfliche Zeichen der
Sehnfucht nach oben.
Jede der Kompofitionseinheifen, d. h. jede Travee erreich!
die ganze Höhe des Innern. Jede Travee, wie jeder Teil des
Baues befiehl aus der Mitwirkung eines Bundes von Indivi-
dualitäten. Die kleinfte bauliche Funktion wird als eine In-
dividualität gekennzeichnet und erhält ihren Plafc, um an der
Gefamtharmonie, fei es auch an verborgener Stelle, mitzu-
wirken. Im Emporwachfen der Bündel-Pfeiler, von der Bafis
bis zum Schlubfiein, ift alles organüch entwickelt. In den
Dienflen wie in den Gewölbrippen ift alles, der Höhe nach
und im Verhältnis zur Funktion, wie in einer Riefen-Pflanze
genau proportioniert. Die klare Sicherheit, mit der dies bei-
fpielsweife in den fchwindelnden Höhen des Chors der Ka-
thedrale von Beauvais zutage tritt, ift wunderbar.
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ift eine folche MalTe des feinften Details fowoh! als der kühnften
Lebensorgane des Baues in dem Malje fchufclos allem An-
ftürmen von Wind, Regen, Schnee und Froft preisgegeben
als in den gotifchen Kirchen. Aber gerade deshalb ift fie
auch der Triumph des Geiftes über die Materie, der Triumph
geiftiger Ideale über die materielle Logik. Und gerade deshalb
ift fie zum reinften, idealften, ftärkften Ausdruck eines der
ftärkften religiöfen Gefühle geworden: des chriftlichen Glaubens
und der chriftlichen Sehnfucht nach oben. Und dies ift gerade,
was die Gotik am meiften ehrt und ihren unvergleichlichen
und zugleich unvergänglichen Ruhmestitel bildet.
Die Gotik ift das lebte Wort, die herrlichfte Blüte, das Non
plus ultra, der vertikalen Kompofitionsweife. Innen wie
au^en ift alles auf dieSpibe getrieben, ftrebt ihr zu und
erreich! fie. Alles in ihr ift das unerfchöpfliche Zeichen der
Sehnfucht nach oben.
Jede der Kompofitionseinheifen, d. h. jede Travee erreich!
die ganze Höhe des Innern. Jede Travee, wie jeder Teil des
Baues befiehl aus der Mitwirkung eines Bundes von Indivi-
dualitäten. Die kleinfte bauliche Funktion wird als eine In-
dividualität gekennzeichnet und erhält ihren Plafc, um an der
Gefamtharmonie, fei es auch an verborgener Stelle, mitzu-
wirken. Im Emporwachfen der Bündel-Pfeiler, von der Bafis
bis zum Schlubfiein, ift alles organüch entwickelt. In den
Dienflen wie in den Gewölbrippen ift alles, der Höhe nach
und im Verhältnis zur Funktion, wie in einer Riefen-Pflanze
genau proportioniert. Die klare Sicherheit, mit der dies bei-
fpielsweife in den fchwindelnden Höhen des Chors der Ka-
thedrale von Beauvais zutage tritt, ift wunderbar.
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