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Abb. 5 Nürnberger Meister. Maria und Elisabeth. Um 1400. Brüssel, Privatbesitz

deckt, und die unvergleichliche Blüte der Malerei des frühen Trecento ent-
sproßte den Wurzeln dieser uralten Erbschaft. Duccio ging voran. Er wurde
der Schöpfer der sienesischen Kunst. In seinem Werke läßt sich beobachten,
wie die Summe räumlicher Anregungen, die noch in dem linearen Gerüst der
byzantinischen Kompositionen geborgen war, neu verstanden wird. Die Tat
Giottos, der die Florentiner Kunst begründete, war die Befreiung von diesen
Bildtypen der alten Tradition, die als leere Hüllen Zurückbleiben mußten.
Noch blieb in der Folgezeit die Malerei der Sienesen der Erbschaft des
Dugento treuer als die der Florentiner, und gerade dadurch war sie bestimmt,
die weitere Wirkung nach außen zu entfalten. Der Norden war reif zur Auf-
nahme der byzantinischen Typen, wie sie in neuer Verarbeitung die sienesische
Malerei darbot, nicht, das gewaltige Werk Giottos zu begreifen.
Auf mannigfachen Wegen vermochte die Kenntnis der Kunst des italienischen
Trecento über die Alpen zu dringen. Der Austausch zwischen den Ländern
war in jenen Zeiten rege genug. Siena besonders unterhielt weit ausgebreitete
Handelsbeziehungen. Auch die Malerwerkstätten werden an dem Segen aus-
ländischer Kundschaft teilgenommen haben. Die Künstler selbst wanderten.
Mancher deutsche Geselle mag über die Alpen gegangen sein, drüben eifrig
studiert und sein Modellbüchlein mit kunstreichen Zeichnungen gefüllt haben.
 
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