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Abb. 42 Meister Konrad von Soest. Geburt Christi. 1404. Nieder-Wildungen

dem reichen Gewand der Zeit zu bilden, wie eine Gruppe trauernder Frauen
in edel geschwungenen Kurven zu fassen. Er geht kühn an Probleme der
Raumdarstellung in den hintereinander geordneten Gruppen der Menschen
oder den schräg bildeinwärts verkürzten Kreuzen der Schächer. Ihm steht
ein reicher Vorrat verschiedengearteter Männertypen zur Verfügung, und er
wagt sich an die Schilderung seelischen Ausdrucks in dem eifrigen Gespräch
der Hauptleute, in der stillen Schmerzensgebärde der ohnmächtig niederge-
sunkenen Mutter und dem lauten Klagen des Jüngers, der die Hände in Ver-
zweiflung emporwirft.
Die hohe Meisterschaft des Nieder-Wildunger Altars spricht für die Be-
deutung seines Urhebers. Trotzdem erscheint es gewagt, in ihm das Haupt
und den Führer nicht nur der westfälischen Schule zu sehen, da die wesentlichen
Elemente seines Stiles Gemeingut der Zeit sind, und der Anteil des Einzelnen
 
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