Abb. in Meister des Marienlebens. Anbetung der Könige. Nürnberg, Germanisches Museum
zu erweisen, und wenn auch stets Vorsicht geboten ist in negativen Fest-
stellungen der Art, da unser Besitz an niederländischen Bildern zu lückenhaft
ist, um jede Form auf ihren Ursprung zurückverfolgen zu können, so läßt
doch alles darauf schließen, daß der Meister seinem Vorbilde gegenüber relativ
selbständig blieb, und man möchte wenig unmittelbare Anleihen ihm zutrauen.
Es zeigt immerhin Kühnheit, wie er in einer Anbetung der Könige (Abb. in)
die Gruppe des Jüngsten, der von dem knienden Pagen ein Prunkgefäß empfängt
(aus Rogiers Epiphanie), in seiner freien Umbildung zu korrigieren wagt. Er
dreht den König herum, verzichtet auf die Beziehung zur Mittelgruppe, die
Rogiers reichere Komposition nicht preisgeben wollte, macht aber die Aktion
des Reichens und Fassens nun erst zu einer möglichen. So kritisiert er sein
Vorbild, zeigt, daß er nicht ein gedankenloser Abschreiber ist, und läßt zu-
gleich klar erkennen, worauf vor allem es ihm ankommt.
Für den idealen Zug, den Rogier seiner Komposition zu wahren wußte, hat
der Meister des Marienlebens nicht viel Sinn. Die einzelne Geste wird durch-
gearbeitet, aber über dem Streben nach Wahrscheinlichkeit im Kleinen geht
leicht der Rhythmus des Ganzen verloren. In Rogiers räumlicher Rechnung
ist es ein offenkundiger Fehler, daß die Hand des Königs der des Pagen nicht
begegnen kann. Aber der Anbetung des kölnischen Meisters mangelt dafür
alle Feierlichkeit, und es ist ein höchst realistischer, aber auch ein sehr trivialer
Zug, wie das Kind mit dem Händchen tief in den Pokal hineinfaßt, den ihm
zu erweisen, und wenn auch stets Vorsicht geboten ist in negativen Fest-
stellungen der Art, da unser Besitz an niederländischen Bildern zu lückenhaft
ist, um jede Form auf ihren Ursprung zurückverfolgen zu können, so läßt
doch alles darauf schließen, daß der Meister seinem Vorbilde gegenüber relativ
selbständig blieb, und man möchte wenig unmittelbare Anleihen ihm zutrauen.
Es zeigt immerhin Kühnheit, wie er in einer Anbetung der Könige (Abb. in)
die Gruppe des Jüngsten, der von dem knienden Pagen ein Prunkgefäß empfängt
(aus Rogiers Epiphanie), in seiner freien Umbildung zu korrigieren wagt. Er
dreht den König herum, verzichtet auf die Beziehung zur Mittelgruppe, die
Rogiers reichere Komposition nicht preisgeben wollte, macht aber die Aktion
des Reichens und Fassens nun erst zu einer möglichen. So kritisiert er sein
Vorbild, zeigt, daß er nicht ein gedankenloser Abschreiber ist, und läßt zu-
gleich klar erkennen, worauf vor allem es ihm ankommt.
Für den idealen Zug, den Rogier seiner Komposition zu wahren wußte, hat
der Meister des Marienlebens nicht viel Sinn. Die einzelne Geste wird durch-
gearbeitet, aber über dem Streben nach Wahrscheinlichkeit im Kleinen geht
leicht der Rhythmus des Ganzen verloren. In Rogiers räumlicher Rechnung
ist es ein offenkundiger Fehler, daß die Hand des Königs der des Pagen nicht
begegnen kann. Aber der Anbetung des kölnischen Meisters mangelt dafür
alle Feierlichkeit, und es ist ein höchst realistischer, aber auch ein sehr trivialer
Zug, wie das Kind mit dem Händchen tief in den Pokal hineinfaßt, den ihm