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202

HANS PLEYDENWURFF


Abb. 135 Kaspar Isenmann. Auferstehung Christi. 1465
Kolmar, Museum

Hatte Pleydenwurff ebenso wie
Herlin Gelegenheit, die neue Kunst
an der Quelle zu studieren, so
bleibt doch wie im Werke des
Nördlinger Meisters, so in dem
seinen gegenüber der Kunst der
Niederländer ein Rest altertüm-
licher Befangenheit, der sich zumal
in der Raumbildung kundtut. Die
einfache Führung des Bodens, die
enge Fassung der Figuren im
knappen Hohlraum erscheint alter-
tümlich gegenüber den komplizier-
ten Überschneidungen, die spätere
Meister suchten, während die ein-
gehende Behandlung des Stoff-
lichen die liebevolle Durchbil-
dung der landschaftlichen Motive,
die Pleydenwurff in den Nieder-
landen kennengelernt hatte, sei-
nem Werke den fortschrittlichen
Charakter sichern.

Hans Pleydenwurffs Gestalt hebt sich noch nicht mit wünschenswerter Klar-
heit aus dem Betriebe nürnbergischer Malerei nach der Mitte des Jahrhunderts
ab. Der Schöpfer des Breslauer Altares und der Münchener Kreuzigung scheint
identisch mit dem Maler der Landauer Flügel, dem nicht ohne Vorbehalt die
Epiphanie in der Lorenzkirche zugewiesen werden darf. Sicher ist er ebenso-
wenig der einzige Meister seiner Zeit in der künstlerisch betriebsamen Stadt
gewesen, wie nach ihm Wolgemut, dessen Name für eine ganze Gattung von
Kunstwerken einstehen mußte. Aber er blieb allein sichtbar als der Repräsentant
eines Stiles, von dem die Tradition einer spezifisch nürnbergischen Malerei in
den folgenden Jahrzehnten ihren Ausgang nehmen sollte.
 
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